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sentix: Diese Faktoren sprechen für steigende Ölpreise

Nach Einschätzung des Sentiment-Spezialisten sentix zeichnet sich beim Ölpreis die Chance auf eine größere Aufwärtsbewegung an.

Manfred Hübner, sentix
Manfred Hübner, sentix© sentix

Für die Bullen am Ölmarkt nimmt die Hoffnung auf steigende Preise zu. "Doch nun zeichnet sich eine Erholungschance ab", erklärt sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner in einer aktuellen Analyse. Er begründet diese Erholungschance für die Ölpreise mit mehreren Faktoren. Eines davon ist das saisonale Profil.

In der Vergangenheit stiegen ab Frühjahr die Ölpreise
Im Durchschnitt (gerechnet seit 1990) streben die Ölpreise ab März nach oben. Unter anderem sind dafür der Lageraufbau nach den Wintermonaten und die ab Ostern beginnende „driving season“ verantwortlich. In diesem Jahr funkte die Corona-Krise dazwischen.

Der starke Nachfrageeinbruch vor allem aus dem Verkehrssektor füllte die Lager so schnell, das Produktionskürzungen notwendig wurden, um den beschleunigten Preisverfall zu stoppen. "Diese sind inzwischen in Kraft, so dass wir nun einen zweiten unterstützenden Faktor haben, der dazu führen könnte, dass die Ölpreise ihre saisonale Stärkeperiode nun doch beginnen können", erklärt Hübner, mit Verweis auf nachfolgende Grafik

Saisonaler Verlauf des Ölpreises

Ölproduktion geht stark zurück
Denn neben den von der OPEC+ beschlossenen Förderkürzungen, an die sich offensichtlich mehrheitlich gehalten wird, reduziert sich laut Hübner auch in den USA das Ölangebot spürbar: "Die Zahl der aktiven Bohrlöcher sank seit Mitte März von rund 700 auf aktuell nur noch 258! Damit wird das bisherige Tief aus dem Jahr 2016 von rund 310 aktiven Bohrlöchern inzwischen deutlich unterboten." Das Überangebot an Öl, global aber auch in den USA, dürfte damit spürbar nachlassen.

Ölnachfrage sollte wieder zunehmen
Kommt es nun, nachdem in vielen Industriestaaten die erste Corona-Welle erfolgreich eingedämmt ist, zu weiteren Lockerungen der Krisenmaßnahmen, werde dies Hübner zufolge auch die Ölnachfrage beeinflussen. In Europa arbeitet man gar daran, einen gewissen Reiseverkehr wieder zu ermöglichen. Die Flugpläne werden sukzessive wieder aufgestockt und auch der Individualreiseverkehr sowie die Pendlerströme nehmen langsam, aber stetig zu.

Markttechnik: Investoren sind kaum positioniert
Der dritte Grund für Kurschancen bei Rohöl liegen in der unverändert deutlich überverkauften Markttechnik. Exemplarisch könne man Hübner zufolge dies am sentix Risiko Radar ablesen. Der Gesamtindex, der neben markttechnischen Faktoren auch die Stimmung und die Anlegerpositionierung berücksichtigt, hat sich zwar von seinen Extremwerten erholt, notiert aber noch immer oberhalb von Null (invertierte Darstellung in der nachfolgenden Grafik) und zeigt damit noch weitere Chancen an.

Öl ist überverkauft

Derzeitiges Grundvertrauen ist positiv zu interpretieren
"Und, last but least, messen wir im Strategischen Bias ein stabiles, positives Grundvertrauen der Anleger. Dieses führt in der Regel zu einem Positionsaufbau der Anleger. Je langsamer eine hohe Anlegerpositionierung dabei erreicht wird, umso besser. Umso länger kann dann nämlich ein Kursaufschwung andauern", erläutert Hübner.

Und aktuell sei die Neigung der Anleger in Öl zu investieren, nur bedingt vorhanden. Im Brent misst sentix eine relativ geringe Long-Positionierungen. Hier habe sich das steigende Grundvertrauen bislang noch kaum auf die Anlegerpositionierung ausgewirkt.

Dies ist anders im WTI-Kontrakt. Hier sind die Anleger höher investiert. Allerdings haben die Kapriolen im April dazu geführt, dass viele Anlagekonzepte davon abgegangen sind, in die kurzlaufenden Future-Kontrakte zu investieren. Stattdessen sind die Strategien nun so ausgestaltet, dass tendenziell in später fällige Kontrakte investiert wird. "Diese Strategieumstellungen kommen einer Kapitulation der Anleger in gewissem Sinne gleich. Und Kapitulationen stehen in der Sentimentanalyse für das Ende einer Bewegung", erklärt Hübner.

Die Vorzeichen stehen laut dem sentix-Mann also nicht schlecht, dass der saisonal positive Pfad bei Öl – zeitversetzt – andauern könnte. "Käme die Reisesaison tatsächlich doch noch in Schwung, dann wäre es sogar möglich, dass die Ölpreise, welche in den letzten Wochen so negative Schlagzeilen machten, im Corona-Sommer positiv überraschen könnten", prognostiziert Hübner abschließend. (aa)

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