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Mark Dowding: Investoren haben Wichtiges noch nicht richtig erkannt

Der Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management erörtert die aktuelle Lage an der geldpolitischen und konjunkturellen Front und gibt eine Einschätzung zur zukünftigen Inflationsentwicklung ab.

Mark Dowding, BlueBay Asset Management
Mark Dowding, BlueBay Asset Management© BlueBay Asset Management

Die US-Notenbank dürfte den Leitzins kommende Woche um 50 Basispunkte anheben. Einiges deutet darauf hin, dass im Juni ein ähnlich großer Schritt folgen wird. "Wie es danach weitergeht, ist unklar: Der Inflationsdruck könnte abnehmen und die Wahrscheinlichkeit einer Wachstumsverlangsamung steigen", schreibt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management, in einer aktuellen Markteinschätzung.

Trübere Wirtschaftsaussichten
Eine Rezession in den USA 2023 sei möglich. Dowding geht aber davon aus, dass sich die Fed dieses Risikos bewusst ist. Letztlich wird ein solches Szenario wahrscheinlicher, wenn die US-Währungshüter die Zinsen über den neutralen Zinssatz hinaus anheben müssen. Dieser liegt nach Einschätzung der Entscheidungsträger bei etwa 2,5 Prozent. Ob ein solcher Schritt nötig ist, wird von der Inflationsentwicklung abhängen.

Es gibt Dowding zufolge gute Gründe für die Annahme, dass der Preisanstieg bis Ende dieses Jahres wieder unter 4,0 Prozent liegen und eine sinkende Tendenz aufweisen wird. Dies würde Fed-Chef Powell und seinen Kollegen ein gemäßigteres Vorgehen ermöglichen.

"Vor diesem Hintergrund dürfte der Höchststand der US-Anleiherenditen vorerst hinter uns liegen. Relativ gesehen halten wir jedoch festverzinsliche Wertpapiere aus dem Euroraum für interessanter und haben dort die Duration erhöht", merkt Dowding an.

Europa bereits in der Rezession?
Während sich die US-Wirtschaft robust zeigt, ist ein Großteil Europas aufgrund des Energiepreis-Schocks möglicherweise bereits in eine Rezession geraten. Die Europäische Zentralbank ist entschlossen, ihre Geldpolitik zu straffen. Sie könnte die Ankäufe von Vermögenswerten im Juni beenden und bereits im Juli die Zinsen anheben.

Die Hoffnungen auf ein wirtschaftlich starkes Jahr haben sich allerdings zerschlagen. Zwar sehen sich die Währungshüter gezwungen, auf die überschießende Inflation zu reagieren. Dowding hält es aber für unwahrscheinlich, dass die Zinsen im kommenden Jahr deutlich über null Prozent steigen werden, wenn der Preisdruck nachlässt.

"Der weitere Weg bleibt ungewiss. Anleger sollten daher Vorsicht walten lassen. Die Zentralbanken stehen vor einer deutlichen Straffung der Geldpolitik. Das dürfte zu einer Verschärfung der finanziellen Bedingungen führen. Wir haben den Eindruck: Viele Marktteilnehmer haben noch nicht erkannt, dass die Fed nicht ihr Freund ist", merkt Dowding abschließend an. (aa)

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