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Krieg und Inflation: Auf diese Anlagestrategien setzen die Profis

Bekannte Vermögensverwalter reagieren auf das herausfordernde Umfeld und verraten, wo sie Opportunitäten sehen und was sie meiden.

© fotogestoeber / stock.adobe.com

Nach über einem Monat Krieg in der Ukraine spielen führende Fondsmanager die Folgen möglicher Szenarien für ihre Portfolios durch - von Deeskalation bis zu einem langwierigen Konflikt. Einig ist man sich darüber, dass die Inflation so bald nicht verschwinden wird, und dass die Liquidität der Märkte und die Handelsbedingungen schwieriger werden. Darüber berichtet Bloomberg.

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“Wir leben unter erhöhter geopolitischer Unsicherheit”, sagt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management in London. “Die höheren Risikoprämien werden zum Teil wohl dauerhaft sein, denn was wir im letzten Monat gesehen haben, war grundlegend. Wer weiß jetzt noch, was als nächstes passiert? Wir könnten in den nächsten Stunden jede beliebige Schlagzeile haben.”

Bloomberg legt nachfolgend einige der möglichen Szenarien und wie sich Strategen darauf einstellen, dar.

Langwieriger Krieg
'“Ein langwieriger Krieg ist das mittlere Szenario, das vielen wahrscheinlich erscheint”, sagt Agnes Belaisch, Chefstrategin für Europa bei Baring Investment Services in London. Für ein bestimmtes Kriegs- oder Friedensszenario wollten sich viele nicht positionieren, sagt sie: zu unvorhersehbar erscheint die Situation.

Der US-Dollar bleibt in dieser Lage ihrer Ansicht nach ein solider Zufluchtsort. Peripherieanleihen aus der Eurozone mit kurzer Laufzeit seien ebenfalls attraktiv, da die EZB die Geldpolitik wohl relativ locker halten dürfte, sagte sie.

Auf kleine und mittelgroße Technologiewerte setzt Mark Häfele, CIO bei UBS Global Wealth Management. In einer Zeit zunehmender nationaler Sicherheitsbedenken hätten Cybersecurity-Unternehmen und Basistechnologien wie 5G+ gute Aussichten, so Häfele.

US-Dividendenaktien können auch als Zufluchtsort gelten, da sie von steigenden Energiepreisen profitieren und bei erhöhter Volatilität für Stabilität sorgen, meinen Michael Fredericks und Justin Christofel von BlackRock Financial Management.

Die Schwellenländer-Investmentlegende Mark Mobius geht davon aus, dass der Konflikt noch mindestens ein Jahr andauert. Er rechnet nicht mit einer Rezession in den USA oder Asien, glaubt aber, Europa ist in keiner guten Position. “Aktien sind der richtige Weg, denn wir sehen steigende Inflation. Aktien sind der beste Schutz gegen Inflation”, sagte er.

Mobius bevorzugt angesichts der Inflation Unternehmen mit Preissetzungsmacht und der Fähigkeit, Kosten an Verbraucher weiterzugeben, unter anderem in Taiwan, Indien, Südkorea, Vietnam, der Türkei und Brasilien. Die jüngste Korrektur hat er genutzt, um einige Positionen in Taiwan, Brasilien und Indien aufzustocken.

Deeskalation
Die DBS Bank aus Singapur sieht die weltweite Konjunktur wieder anspringen und sieht globale Big-Tech-Unternehmen mit Preissetzungsmacht als erste Wahl. Europäische Aktien hat die Bank untergewichtet, da die Region Zeit brauchen dürfte, um ihre Energieabhängigkeit von Russland zu überwinden.

“In Zeiten, in denen die Liquidität knapper wird, sollte man bei hochwertigen, hochprofitablen Unternehmen bleiben”, sagte Hou Wey Fook, CIO der DBS. Die Bank präferiert südostasiatische Aktien, da diese von steigenden Rohstoff- und Energiepreisen profitieren dürften.

Kurzlaufende Anleihen sind laut BlackRock Investment Institute attraktiver als langlaufende: Die Researchsparte des Fondsriesen glaubt, dass Zentralbanken sich an eine gewisse angebotsgetriebene Inflation gewöhnen werden, anstatt die Leitzinsen in den restriktiven Bereich zu treiben. “Wir gehen davon aus, dass die Zinserhöhungen gemessen am Inflationsniveau insgesamt historisch niedrig sein werden”, schreiben die BII-Makro-Analysten um Elga Bartsch.

Chinesische Aktien sind sowohl für DBS als auch für BII interessant, da die chinesische Geldpolitik wohl lockerer bleibt. Chinas enge Beziehungen zu Russland könnten jedoch ein geopolitisches Stigma schaffen.

Sanktionen und Rohstoffe
“Selbst wenn die Sanktionen morgen aufgehoben würden, würden die traditionellen russischen Kunden versuchen, ihre Lieferantenbasis zu verbreitern”, sagt Christopher Smart, Chefstratege von Barings Global. “Die Preise werden weiter schwanken, auch wenn sie wahrscheinlich noch weiter steigen werden.”

Bei Barings mag man rohstoffgebundene Währungen und meidet Nettoimporteure. Zu den Favoriten bei BlueBay gehören der Australische Dollar und der Südafrikanische Rand, während man die Indische Rupie und die Türkische Lira auf der Short-Seite spielen sollte.

Stagflation, Rezession
Zu den zunehmend billiger werdenden Absicherungen gegen eine globale Stagflation gehören laut Ian Tomb, Stratege bei Goldman Sachs, Long-Positionen im US-Dollar gegenüber dem Schweizer Franken oder dem Euro.

Thomas Poullaouec, Leiter der Multi-Asset-Lösungen für den asiatisch-pazifischen Raum bei T. Rowe Price Group Inc, sagte, er habe den Inflationsschutz aufgestockt, um sich auf eine mögliche Stagflation vorzubereiten.

Hierfür seien inflationsindexierte Treasuries ein gangbarer Weg. Auch der israelische Schekel dürfte gegenüber dem Dollar schwächer werden, da er mit Technologieaktien korreliert. Eine entsprechende Short-Position sei also eine günstige Absicherung gegen das Risiko einer Rezession oder eines Ausverkaufs der wichtigsten Staatsanleihen, sagt er. Er investiere außerdem in Rohstoff- und Energieunternehmen. (aa)

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