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Bluebay: Drohen noch größere Zinsschritte und ein deutscher EZB-Chef?

Vor dem Hintergrund immer höherer Inflationszahlen könnte die Fed stärker als erwartet an der Zinsschraube drehen. Darüber hinaus könnte die Wiederwahl Emmanuel Macrons zu einer Änderung an der EZB-Spitze führen, die die Märkte zusätzlich belasten könnte.

Mark Dowding, BlueBay Asset Management
Mark Dowding, BlueBay Asset Management© BlueBay Asset Management

Die Inflation klettert weiter: Aufgrund der anziehenden Energiepreise stieg der Verbraucherpreisindex in der Eurozone auf mehr als sieben Prozent und in den USA auf über acht Prozent. Das veranlasste die US-Notenbank dazu, eine vorgezogene Normalisierung ihrer Geldpolitik zu erörtern. Die Währungshüter deuteten an, dass sie die Zinssätze auf den kommenden geldpolitischen Sitzungen Anfang Mai und Juni um jeweils 50 Basispunkte (Bp) anheben könnten. Außerdem plant die Fed, ihre Bilanzsumme zu reduzieren. "Daher besteht unseres Erachtens die Gefahr, dass die Märkte kurzfristig eine zu starke Straffung der Geldpolitik einpreisen", warnt Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay Asset Management, in einer aktuellen Marktanalyse.

Flachere Zinskurve
In der Zwischenzeit hat sich die US-Renditekurve weiter abgeflacht. Einige Analysten leiten daraus ein erhöhtes Rezessionsrisiko für 2023 oder 2024 ab. Ebenso wie die Fed ist Dowding aber der Meinung, dass die US-Konjunktur – trotz einer Abschwächung im zweiten Quartal – weiterhin intakt sei

Euroland: Gehen die Lichter aus?
In der Eurozone wird das Wachstum im zweiten Quartal nach Einschätzung Dowdings vermutlich schrumpfen, selbst wenn Russland den Gashahn nicht zudreht.

Eine Änderung des geldpolitischen Pfades der Europäischen Zentralbank (EZB) ist indes unwahrscheinlich. Die Anhebung der Zinsen dürfte erst nach Beendigung der Anleihekäufe erfolgen, Dowding rechnet mit einem entsprechenden Schritt nicht vor Ende des dritten Quartals. Zu diesem Zeitpunkt wird die Inflation wahrscheinlich schon wieder sinken.

Folgt auf Christine Lagarde endlich ein Deutscher?
Ein Wechsel an der Spitze der EZB könnte natürlich die Aussichten verändern. Dowding hält es für möglich, dass der französische Staatspräsident Emmanuel Macron nach den Wahlen jetzt im April – die er sehr wahrscheinlich gewinnen wird – die derzeitige EZB-Präsidentin Christine Lagarde zur Premierministerin machen möchte.

"In diesem Fall wird unserer Meinung nach sehr wahrscheinlich ein deutscher Kandidat das Amt übernehmen. Das könnte angesichts der in Deutschland besonders großen Abneigung gegen die Inflation das Risiko einer aggressiveren EZB-Politik mit sich bringen", erklärt Dowding.

Generell werde die Ungewissheit noch einige Zeit hoch bleiben. "Daher ist es aus unserer Sicht sinnvoll, die Risiken zu begrenzen und sich bietende Chancen zu ergreifen. Anleger sollten vorsichtig sein: Es ist nicht immer klar, woher der nächste Dämpfer kommen könnte", warnt Dowding abschließend. (aa)

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