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Globale Aktien: Diese Hürden müssen Investoren dieses Jahr meistern

Nach der Vernichtung von rund 18 Billionen US-Dollar an Marktkapitalisierung bei Aktien fragen sich institutionelle Investoren, wie es 2023 an den Aktienmärkten weitergehen könnte und wann wieder höhere Exposure ratsam wäre.

© Viktor / stock.adobe.com

Mehr Tumult im Tech-Sektor. Covid-Anstieg in China. Und vor allem keine Zentralbanken, die zu Hilfe eilen, wenn etwas schief läuft. Nach einem Rekordverlust von 18 Billionen Dollar (16,8 Billionen Euro) müssen die weltweiten Aktienmärkte all diese Hürden und noch mehr überwinden, wenn sie nicht das zweite Jahr in Folge rote Zahlen schreiben wollen. Diese Markteinschätzung gibt Bloomberg in einer längeren Analyse ab.

Mit einem Rückgang im zweistelligen Prozentbereich im Jahr 2022 hat der MSCI All-Country World Index seine schlechteste Performance seit der Krise von 2008 erzielt. Gleichzeitig hatten die Jumbo-Straffungen der Federal Reserve für eine Verdoppelung der Renditen zehnjähriger US-Treasuries gesorgt - das gilt als Basis für die globalen Kapitalkosten.

Bullen, die auf das Jahr 2023 blicken, können Trost in der Tatsache finden, dass zwei aufeinanderfolgende rückläufige Jahre für große Aktienmärkte selten sind - der S&P 500 Index ist seit 1928 nur viermal in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gefallen. Das Beängstigende ist jedoch, dass die Rückgänge im zweiten Jahr in der Regel stärker ausfallen als im ersten.

Rekord bei den Verlusten von Aktien und Anleihen im Jahr 2022

Entscheidende Stellschrauben
Bloomberg zufolge können die folgenden Faktoren könnten bestimmen, wie sich das Jahr 2023 für die globalen Aktienmärkte entwickelt.

Zentralbanken im Fokus
Optimisten mögen laut Bloomberg darauf verweisen, dass der Höhepunkt der Zinserhöhung kurz bevorsteht, möglicherweise im März, da die Geldmärkte erwarten, dass die Fed bis Ende 2023 in den Zinssenkungsmodus übergeht. Eine Umfrage von Bloomberg News ergab, dass 71 Prozent der weltweit führenden Anleger für 2023 steigende Aktienkurse erwarten.

Vincent Mortier, Chief Investment Officer bei Amundi, Europas größtem Vermögensverwalter, empfiehlt Anlegern für das neue Jahr eine defensive Positionierung. Er rechnet mit einem holprigen Jahr 2023, meint aber, dass “ein Schwenk der Fed in der ersten Jahreshälfte interessante Einstiegspunkte auslösen könnte.”

Doch nach einem Jahr, das die besten und klügsten Anleger auf dem falschen Fuß erwischt hat, machen sich viele auf weitere Rückschläge gefasst.

Ein Risiko besteht darin, dass die Inflation höher bleibt, als es den Währungshütern lieb ist, und dass die Zinssenkungen nicht kommen werden. Ein Modell von Bloomberg Economics zeigt eine 100-prozentige Wahrscheinlichkeit für den Beginn einer Rezession im August, doch es ist unwahrscheinlich, dass die Zentralbanken im Falle von Wirtschaftseinbrüchen mit einer Lockerung der Geldpolitik vorpreschen werden - eine Strategie, die sie in den letzten zehn Jahren wiederholt angewandt haben.

“Die Zentralbanker, zumindest in den USA und in Europa, scheinen sich damit abgefunden zu haben, dass das Wirtschaftswachstum im Jahr 2023 schwächer ausfallen wird”, so Christian Nolting, Globaler Chief Investment Officer, Deutsche Bank Privatkundenbank, in einer Mitteilung an die Kunden. Rezessionen könnten zwar kurz sein, “aber sie werden nicht schmerzlos sein”, warnte er.

Diese Mal könnte die aktuell falkenhafte Fed nicht den Märkten zur Hilfe eilen

Feiert Big Tech ein Comeback?
Eine große Unbekannte ist, wie es den Tech-Mega-Caps ergeht, nachdem der Nasdaq 100 im Jahr 2022 um 35 Prozent eingebrochen ist. Unternehmen wie Meta Platforms und Tesla haben etwa zwei Drittel ihres Wertes verloren, während die Verluste bei Amazon.com Inc. und Netflix Inc. bei fast oder mehr als 50 Prozent lagen.

Teure Technologiewerte leiden stärker, wenn die Zinssätze steigen. Aber auch andere Trends, die den Tech-Aufstieg in den letzten Jahren begünstigt haben, könnten sich umkehren: Die wirtschaftliche Rezession könnte die iPhone-Nachfrage beeinträchtigen, während ein Einbruch der Online-Werbung Meta und Alphabet Inc. in Mitleidenschaft ziehen könnte.

In der jährlichen Umfrage von Bloomberg gab nur etwa die Hälfte der Befragten an, dass sie den Sektor kaufen würden - und zwar selektiv.

“Einige der Tech-Namen werden zurückkommen, da sie großartige Arbeit geleistet haben, um die Kunden zu überzeugen, sie zu nutzen, wie Amazon, aber andere werden wahrscheinlich nie wieder diesen Gipfel erreichen, da die Leute weitergezogen sind”, sagte Kim Forrest, Chief Investment Officer bei Bokeh Capital Partners, gegenüber Bloomberg Television.

Gewinnrezession erwartet - aber auch wirlich eingepreist?
Es wird laut Bloomberg allgemein erwartet, dass die bisher stabilen Unternehmensgewinne im Jahr 2023 einbrechen werden, da der Druck auf die Gewinnmargen zunimmt und die Verbrauchernachfrage schwächer wird.

“Im letzten Kapitel dieses Bärenmarktes geht es um die Entwicklung der Gewinnschätzungen, die viel zu hoch sind”, so Mike Wilson von Morgan Stanley, ein Wall-Street-Bär, der für den S&P 500 im Jahr 2023 einen Gewinn von 180 Dollar je Aktie vorhersagt, während Analysten mit 231 Dollar rechnen.

Die bevorstehende Gewinnrezession könnte mit der von 2008 konkurrieren, und die Märkte müssten dies erst noch einpreisen, so Wilson. (aa)

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