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Ein hoffentlich einmaliges Anlagejahr.....

Erstmals fährt der US-Anleihemarkt zwei Jahre in Folge Verluste ein. Das reicht noch nicht als Basis für den optimistischen 2023er Ausblick der DWS Group, denn diese hat andere Gründe.

© Bussarin / stock.adobe.com

Zum Jahresende häufen sich die obligatorischen Jahresausblicke und -rückblicke. Die DWS Group belässt es bei einer recht einfachen Grafik, aus der man aber dennoch einige Informationen ziehen kann. Und falsche Signale.

Gesamtrendite per annum für US-Staats- und Unternehmensanleihen

Die Grafik zeigt die Gesamtrendite US-amerikanischer Anleihen per annum über die vergangenen fast 50 Jahre. Auffällig sind nicht nur die hohen Ausschläge – wer verbindet schon ein Plus von fast 40 Prozent wie zu Anfang der 1980er Jahre mit Anleihen – sondern auch die Diskrepanz zwischen Staats- und Unternehmensanleihen. Hier stechen die Jahre 2008 und 2009 hervor. Doch das eigentlich interessante an dem Chart der DWS ist, wie er wohl von einigen Marktteilnehmern vor einem Jahr interpretiert worden wäre. Damals hätte man schlussfolgern können: keine Sorge Anleiheanleger, in den vergangenen 48 Jahren folgte einem Verlustjahr noch nie ein weiteres Verlustjahr. Es kam bekanntlich anders.

Zwei Verlustjahre in Folge - ein Novum
Es folgte nicht nur das schlechteste Anleihejahr in der angezeigten Periode, sondern je nach Quelle sogar der vergangenen rund 200 Jahre. Dieser Chart soll also einmal mehr vor zu schnellen Trugschlüssen warnen. Zum einen sind Betrachtungen von Kalenderjahren immer fragwürdig, da sich Anfang und Länge einer Börsenhausse oder -baisse natürlich nicht nach dem Kalender richten. Zum anderen bieten weder 50 noch 200 Jahre genügend Datenpunkte, um statistisch relevante Schlüsse ziehen zu können. Ohnehin kommt man als Anleger nicht drum herum, die gegenwärtige Situation eingehend zu analysieren und ihre Unterschiede zur Vergangenheit auszuarbeiten.

Natürlich ist das Verlustpotenzial gerade von erstklassigen Staatsanleihen begrenzt
Spätestens am Tag der Fälligkeit bekommt der Anleger den Nominalbetrag wieder zurück. Und erst die vorige extreme Niedrigzinsphase ermöglichte nicht nur die Höhe des 2022er Verlustes, sondern auch, dass es erstmals zwei aufeinanderfolgende Jahre mit negativer Rendite gab. Doch selbst das schließt ein weiteres Novum, ein drittes negatives Jahr in Folge, nicht aus.

Drittes Verlustjahr in Serie ist nicht gänzlich unmöglich
Dazu müsste sich die Inflation im kommenden Jahr nur genauso unerfreulich entwickeln wie bereits im ablaufenden Jahr. Wovon die DWS allerdings nicht ausgeht. Zwar sieht man die Inflationsgefahr noch lange nicht gebannt, doch rechnet die DWS im Durchschnitt 2023 in den USA mit einer Halbierung der Inflation auf 4,1 Prozent. Nicht zuletzt, weil man davon ausgeht, dass die Fed bei der Verengung der Geldpolitik so schnell nicht wieder locker lässt. Die Anleihenmärkte werden aber dennoch bereits 2023 anfangen, potenzielle Zinssenkungen der Fed 2024 einzupreisen, was der Gesamtrendite der Staatsanleiheindizes förderlich ist. Und da die DWS nur mit einer milden Rezession rechnet, sollten auch die Risikoaufschläge der Unternehmensanleihen nach ihrer kräftigen Ausweitung 2022 zumindest nicht mehr stark steigen. Insofern liefert der erschreckende Rückblick auf das Jahr 2022 doch noch einen Baustein für einen relativ optimistischen Ausblick ins Jahr 2023. (kb)

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