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Das ist Invescos Investmentausblick 2023

Das US-Fondshaus erwartet für das kommende Jahr eine anfängliche Kontraktion mit anschließender Erholung im weiteren Jahresverlauf. Das spricht auf kurze Sicht für eine vorsichtige und selektive Asset Allokation, bevor institutionelle Investoren wieder mehr Risiko auf die Bücher nehmen sollten.

Dr. Henning Stein, Global Head of Thought Leadership and Market Strategy bei Invesco
Dr. Henning Stein, Global Head of Thought Leadership and Market Strategy bei Invesco© Invesco

In einem turbulenten Anlagejahr hat eine beispiellose synchronisierte Straffung der Geldpolitik die Risiken für die Weltwirtschaft erhöht, während die Märkte weiter mit einer Kombination von makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten zu kämpfen haben. Um die ganze Bandbreite der möglichen Entwicklungen in diesem Umfeld zu berücksichtigen, haben die Investmentexperten von Invesco ein Basisszenario mit der ihrer Ansicht nach größten Eintrittswahrscheinlichkeit sowie ein Alternativszenario entwickelt. Diese können institutionelle Investoren bei ihren Allokationsentscheidungen helfen.

Derzeit besteht eine Kontraktionsphase
Kurzfristig sehen die Invesco-Experten die Weltwirtschaft aktuell in der Kontraktionsphase des Konjunkturzyklus mit einem Wachstum unter Trend und einer weiter nachlassenden Wachstumsdynamik. Sie rechnen jedoch bereits in der ersten Jahreshälfte 2023 mit dem Eintritt in die Erholungsphase.

„Einige Volkwirtschaften werden stärker betroffen sein als andere. Insgesamt glauben wir aber, dass es sich bei diesem weltweiten Abschwung nur um eine temporäre Schwächephase handeln wird. Wir gehen davon aus, dass die Inflation in der ersten Jahreshälfte 2023 nachlässt und die Zentralbanken eine Zinspause einlegen. In der Folge sollte sich die Wirtschaft im weiteren Jahresverlauf erholen und wieder mehr Fahrt aufnehmen, auch wenn das Wachstum vermutlich weiter unter Trend bleiben wird“, erklärt Dr. Henning Stein, Global Head of Thought Leadership and Market Strategy bei Invesco.

Hoffnung auf taubenhaftere Zentralbanken im Jahr 2023
Die Zentralbanken in den USA und Europa haben ihre Geldpolitik trotz des nachlassenden Wirtschaftswachstums, vermehrter Hinweise darauf, dass die Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben könnte, und der bereits deutlich verschärften Finanzkonditionen weiter gestrafft. Nach Ansicht der Invesco-Experten werden diese Faktoren die Zentralbanken im ersten Halbjahr 2023 letztlich dazu veranlassen, ihre Zinserhöhungen zu pausieren. „Vermutlich werden die westlichen Zentralbanken mit ihrer Straffung zu weit gehen. Das wird das Rezessionsrisiko erhöhen und für eine anhaltend hohe Marktvolatilität sorgen“, so Dr. Stein.

Banger Blick nach China
Auch wenn einige Volkswirtschaften weniger rezessionsanfällig sind als andere, nehmen die Risiken für Länder, in denen die Geldpolitik gestrafft wird, nach Ansicht der Invesco-Experten insgesamt zu. Trotz der bereits eingeleiteten und künftig erwarteten Konjunkturmaßnahmen in China rechnen die Invesco-Experten auch hier mit einem anhaltend langsamen Wachstum.

Ihre China-Prognose für 2023 hängt von der Stabilisierung des chinesischen Immobilienmarktes und der Erholung der chinesischen Wirtschaft von der strikten Null-COVID-Politik ab. Die Invesco-Experten rechnen mit einer Stagnation am chinesischen Immobilienmarkt und einer weiteren Lockerung der Null-COVID-Politik, was zu einem BIP-Wachstum im mittleren einstelligen Bereich und einem Gewinnwachstum von etwa 15 Prozent an den Onshore-Märkten führen dürfte. Im ersten Halbjahr 2023 bestehen aufgrund des schwächeren Exportumfelds und der verhaltenen Ausgaben der privaten Haushalte Abwärtsrisiken. Infolge der Wiederöffnung sind die Aussichten für die chinesische Wirtschaft im zweiten Halbjahr 2023 deutlich besser.

Selektion gerade bei Emerging Markets sinnvoll
Unterdessen kämpfen die Volkswirtschaften der Schwellenländer an zwei Fronten zugleich. Zum einen bleibt die Inflation außerhalb Asiens ein großes Problem, obwohl die Emerging Markets die Zinsen früher und deutlicher erhöht haben als die USA. Zum anderen exportiert der starke US-Dollar die Inflation und reduziert die Finanzströme in die Schwellenländer, deren Auslandsschulden hauptsächlich auf Dollar lauten. Aufgrund der unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturen der Schwellenländer sind auch die Auswirkungen der rohstoff- und dollarinduzierten Inflation von Land zu Land sehr unterschiedlich. Nach Ansicht der Investmentexperten von Invesco spricht das für einen sehr selektiven Investmentansatz.

Zuerst defensiv agieren, dann in die Offensive gehen
Was die taktische Asset Allokation in ihrem Basisszenario angeht, setzen die Invesco-Experten zunächst auf eine defensive Risikopositionierung mit einer deutlichen Untergewichtung von Aktien und einer Konzentration auf defensive Sektoren.

Im Aktienbereich hätten sie eine Präferenz für Industrieländeraktien gegenüber Emerging-Market-Aktien und würden den Fokus stärker auf Qualitätstitel und Large-Caps legen.

In Erwartung sinkender Zinsen würden sie das Durationsrisiko in diesem Szenario übergewichten und Kreditanlagen im Fixed-Income-Bereich untergewichten, da sie – vor allem in bonitätsschwächeren Segmenten – mit einer Ausweitung der Credit Spreads rechnen. Generell rechnen sie mit einer höheren Volatilität und einer ausgeprägten Renditestreuung zwischen den Anlageklassen. Sie würden im USD gegenüber anderen wichtigen Währungen wie EUR, GBP und JPY eine neutrale Haltung einnehmen.

Mit dem Übergang der Weltwirtschaft in die Erholungsphase würden die Invesco-Experten in Erwartung stärkerer Wachstumsraten, höherer Anleiherenditen, einer expansiveren Geldpolitik und eines weltweit zunehmenden Risikoappetits zu einer Übergewichtung von Risikoanlagen übergehen. In diesem Umfeld würden sie risikoreiche Kreditanlagen, Value-orientierte Regionen und zyklische Sektoren bevorzugen.

Privatmärkte sind eine sinnvolle Alternative
Den Invesco-Experten zufolge können Private Market-Anlagen Institutionellen eine Möglichkeit der Portfoliodiversifikation bieten, um ihre Anlageziele zu erreichen – zum Beispiel ein höheres Kapitalwachstum mit Private Equity, regelmäßige Einnahmen mit Direct Lending oder eine bessere Diversifikation durch Real Assets. In ihrem Modell führt die Kombination des aktuell schwierigen Umfelds mit den neuesten verfügbaren Daten zu Private Market-Anlagen zu einer neutralen Einschätzung aller alternativen Assetklassen. Grund dafür sind die starken, aber nachlassenden Fundamentaldaten und die weitgehend dem historischen Durchschnitt entsprechenden Bewertungen.

Worst Case-Szenario
In ihrem Alternativszenario, das die Investmentexperten von Invesco für möglich, aber weniger wahrscheinlich als ihr Basisszenario halten, würde die Inflation hartnäckig hoch bleiben. Im Szenario einer anhaltend hohen Inflation würden sich die Zentralbanken gezwungen sehen, ihren Straffungskurs noch länger fortzusetzen. Den Invesco-Experten zufolge würde dies eine längere Kontraktionsphase nach sich ziehen, wodurch eine globale Rezession wahrscheinlicher würde. Ihrer Ansicht nach könnte die Kombination einer restriktiveren Zentralbankpolitik und eines größeren Risikos einer globalen Rezession zu engeren Finanzkonditionen und einem anhaltend schwierigen Umfeld für Risikoanlagen führen. (aa)

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