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Frankreichs Macron warnt EZB vor absichtlicher Nachfragezerstörung

Frankreichs Präsident hat die EZB davor gewarnt, mit ihrer Politik zur Inflationseindämmung die gesamtwirtschaftliche Nachfrage auszubremsen. Im Gegensatz zu den USA sei die Wirtschaft des Euroraums nicht überhitzt, so Emmanuel Macron, der sich damit in die Geldpolitik einmischt.

Emmanuel Macron
Emmanuel Macron© Marlene Awaad / Bloomberg

Die EZB kommt von allen Seiten unter politischen Druck, die Zurufe werden mehr. Einer dieser Politiker ist Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, der sich wohl auch aus innenpolitischen Gründen eine weniger strenge Geldpolitik wünscht und gegen zu hohe Zinserhöhungen ist. Der Preisanstieg in Europa sei vor allem durch externe Faktoren verursacht worden und habe nichts mit zu hohen Ausgaben der Verbraucher zu tun, sagte er in einem Interview mit der Zeitung Les Echos. Darüber informiert Bloomberg.

“Ich sehe mit Sorge, dass viele Experten und bestimmte europäische Währungshüter uns erklären, dass wir die Nachfrage in Europa brechen müssen, um die Inflation besser einzudämmen”, wurde Macron zitiert. “Man muss sehr vorsichtig sein.”

Die fiskalischen Maßnahmen, die Haushalte und Unternehmen vor der vollen Wucht der Energiekrise schützen sollen, hätten verhindert, dass Löhne und Kosten außer Kontrolle geraten und dass sich der Anstieg der Verbraucherpreise weiter ausbreitet, so der Präsident weiter.

EZB kann es Niemandem Recht machen
Die Europäische Zentralbank, der vorgeworfen wurde, zu zögerlich auf die Rekordinflation in der Eurozone zu reagieren, hat im vergangenen Monat eine beispiellose geldpolitische Straffung vorgenommen. Sie hob die Zinsen um 75 Basispunkte an, nachdem sie sie im Juli bereits um 50 Punkte erhöht hatte.

Die EZB erklärte zu dem Zeitpunkt, sie rechne mit weiteren Zinserhöhungen, um angesichts des Drucks in einigen Sektoren aufgrund der wieder anziehenden Wirtschaft “die Nachfrage zu dämpfen”. Der EZB-Rat wird am 26. und 27. Oktober erneut zusammentreten. Ökonomen erwarten nun, dass Deutschland die Eurozone im nächsten Jahr in eine wirtschaftliche Kontraktion ziehen wird.

In den USA wetten die Anleger darauf, dass die Federal Reserve in diesem Jahr zu zwei weiteren Zinserhöhungen um jeweils 75 Basispunkte gezwungen sein wird, nachdem die Kerninflation auf ein 40-Jahres-Hoch gestiegen ist.

Arbeitnehmerseite leidet unter Inflation, fordert höhere Löhne
Während die Zentralbanken auf der ganzen Welt die Zinsen anheben, geben Regierungen wie die Macrons Milliarden aus, um die Verbraucher vor steigenden Energiepreisen zu schützen. Der Druck, die Löhne zu erhöhen, nimmt ebenfalls zu. Die Arbeiter in französischen Raffinerien und Tanklagern streiken seit Wochen, um einen höheren Anteil an den Gewinnen des Öl- und Gassektors zu bekommen.

Bei den Sitzungen des Internationalen Währungsfonds in der vergangenen Woche wurden erneut Forderungen an die Politik laut, sich auf gezielte und zeitlich begrenzte Maßnahmen zu beschränken, um nicht das Vorgehen der Zentralbanken zu konterkarieren. Auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat sich für eine bessere Koordinierung zwischen Geld- und Haushaltspolitik ausgesprochen.

Macron, dessen Regierung mehr als 100 Milliarden Euro für Maßnahmen zur Bewältigung der Energiekrise ausgegeben hat, erklärte, dass auch wenn Deutschland nun das Gleiche mit seinem 200-Milliarden-Euro-”Abwehrschirm” plane, es wichtig sei, in Europa mit “Einigkeit und Solidarität” zu handeln.

“Wir können nicht nur rein nationale Politiken betreiben, denn das führt zu Verzerrungen im Herzen des europäischen Kontinents”, so Macron gegenüber Les Echos. Der Schlüssel zur Bekämpfung der Inflation liege in der Fortsetzung der Reformen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit, erklärte Macron weiter. (aa)

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