Logo von Institutional Money
| Märkte

EZB-Räte warnen: Euroraum steht vor Risiko verfestigter Inflation

Das EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau gab vor kurzem einen Hinweis darauf, wie er die aktuelle Inflationsentwicklung einschätzt und auf was die EZB bei den nächsten Sitzungen besonders achten könnte. Kurz darauf äußerte sich auch der EZB-Vizepräsident Luis de Guindos.

Francois Villeroy de Galhau, EZB
Francois Villeroy de Galhau, EZB© Marlene Awaad / Bloomberg

Nach Ansicht von EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau besteht im Euroraum die Gefahr einer sich verfestigenden Inflation, die die Europäische Zentralbank durch anhaltend hohe Zinssätze bekämpfen will. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

Zwar hätten die Energiepreise früher als erwartet nachgegeben und der Aufwärtsdruck auf die Lebensmittelkosten dürfte ab dem dritten Quartal nachlassen, doch sei die zugrunde liegende Inflation - einschließlich der Dienstleistungen - in den letzten Monaten stetig gestiegen, so der Chef der französischen Zentralbank laut Text für eine Rede in New York.

Inflation ist hartnäckig
“Wir stehen jetzt vor dem Risiko einer verfestigten Inflation, die in der zugrunde liegenden oder Kernkomponente liegt”, erklärte er am Dienstag. “Mit anderen Worten: Die Inflation hat sich weiter verbreitet und ist möglicherweise hartnäckiger.”

Anfang dieses Monats war Villeroy das erste EZB-Ratsmitglied, das darauf hinwies, dass die aggressivste geldpolitische Straffung, die die Eurozone je erlebt hat, möglicherweise zu Ende geht. Am Dienstag sagte er, dass die Wirkung der bisherigen Zinserhöhungen in den kommenden Monaten größer sein und dass eine weitere Anhebung der Kreditkosten durch die EZB möglicherweise nicht in demselben Tempo erfolgen werde.

Langstreckenlauf statt Sprint
“Unsere geldpolitische Reaktion auf die steigende Inflation war stark und schnell”, sagte Villeroy. “Wir bei der EZB gehen jetzt von einem Sprint zu einem Langstreckenlauf über. Auf unseren nächsten Sitzungen werden wir Entscheidungen über mögliche neue Zinserhöhungen treffen, indem wir drei wichtige Wirtschaftsindikatoren betrachten: die Inflationsaussichten, die zugrunde liegende Inflation und die geldpolitische Transmission.”

Luis de Guindos: Kerninflation im Euroraum ist höher als erwartet
Der Druck der Kerninflation ist auch laut Luis de Guindos, Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, hartnäckiger als erwartet. Das Wachstum der Verbraucherpreise ohne Energie und Nahrungsmittel, das derzeit die wichtigste Orientierungsgröße für die Festlegung der EZB-Zinsen ist, werde wahrscheinlich erhöht bleiben, sagte de Guindos bei einer Veranstaltung in Madrid.

“Die zugrunde liegende Inflation erweist sich als sehr viel zäher”, sagte er am Mittwoch und bekräftigte die Entschlossenheit der EZB, die Gesamtinflation wieder auf das Ziel von zwei Porzent zu bringen.

Ökonomen und Marktteilnehmer rechnen zwar weitgehend mit einer weiteren Anhebung des Einlagensatzes der EZB auf der nächsten Sitzung im Mai, doch haben mehrere Notenbanker erklärt, der Zyklus der geldpolitischen Straffung nähere sich seinem Ende. Wie viel noch zu tun bleibt, wird von der Entwicklung der Kerninflation abhängen, die trotz des Rückgangs der Gesamtinflationsrate stetig ansteigt. Auch die jüngsten Bankenprobleme in den USA und der Schweiz beschäftigen die Währungshüter.

Guindos zufolge sollten die europäischen Banken nicht nachlässig werden und nach den Turbulenzen vorsichtig bleiben. (aa)

Dieses Seite teilen