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Dieses EZB-Ratsmitglied fordert weiteren 50 Basispunkte-Schritt

Der EZB-Rat und Gouverneur der österreichischen Nationalbank, Prof. Robert Holzmann, spricht sich für eine Zinserhöhung von 50 Basispunkten bei der nächsten EZB-Sitzung im Mai aus und bringt dafür plausible Argumente vor.

Prof. Robert Holzmann, Oesterreichische Nationalbank, EZB
Prof. Robert Holzmann, Oesterreichische Nationalbank, EZB© Roni Rekomaa / Bloomberg

Die Europäische Zentralbank könnte laut Ratsmitglied Prof. Robert Holzmann im Mai die Zinssätze um weitere 50 Basispunkte anheben, nachdem sich die Turbulenzen, die das globale Bankensystem erschütterten, gelegt haben. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

Holzmann räumte zwar ein, dass die durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank ausgelöste Situation die Kreditvergabe einschränken und ähnliche Wirkungen wie eine Zinserhöhung haben könnte, erklärte aber: “Mein Gefühl sagt mir, dass wir auf Kurs bleiben sollten.”

Auch die Ankündigung einer überraschenden Produktionskürzung durch die Opec+ am Sonntag dürfte keine großen Auswirkungen auf den weiteren Zinspfad haben, so der zu den Falken im Rat zählende österreichische Zentralbankchef.

“Vorerst ist ein wenig Optimismus zurückgekehrt, aber es gibt immer noch eine gewisse Unsicherheit“, sagte Holzmann in einem Interview in Wien. “Wenn die Dinge im Mai nicht wirklich schlimmer geworden sind, denke ich, können wir uns weitere 50 Basispunkte leisten.”

Der Euro setzte seine Rallye nach Holzmanns Kommentaren fort und stieg um 0,7 Prozent auf 1,0917 Dollar. Deutsche zweijährige Schuldpapiere büßten frühere Gewinne ein, und die Rendite war wenig verändert bei 2,68 Prozent.

“Wenn sich kein gesellschaftlicher Konsens zur Eindämmung der Inflation abzeichnet, müssen wir mehr tun, um sie zu bewirken”, ergänzte er.

Diverse Meinungen
Holzmanns Äußerungen gehören zu den konkretesten, was die nächsten Schritte der EZB angeht. Die meisten seiner Ratskollegen scheuen sich davor, angesichts der großen Unsicherheit Prognosen abzugeben. Eine wachsende Zahl von Mitgliedern vertritt jedoch die Ansicht, dass der aggressivste Zinserhöhungszyklus in der Eurozone nach der Straffung der Geldpolitik um 350 Basispunkte seit Juli kurz vor seinem Ende stehen könnte.

Das litauische Ratsmitglied Gediminas Simkus sagte am Montag, dass der “Großteil“ der Zinserhöhungen der EZB vorbei sei, und schloss sich damit ähnlichen Äußerungen des Chefs der französischen Zentralbank Francois Villeroy de Galhau an. Griechenlands Yannis Stournaras sagte in einem am Sonntag veröffentlichten Kommentar: “Ich habe das Gefühl, dass wir uns dem Ende nähern.”

Märkte hoffen auf Ende des Zinserhöhungszyklus
Auch für die Anleger ist das Ziel in Sicht: Die Geldmärkte wetten darauf, dass der Einlagensatz, der derzeit bei 3,0 Prozent liegt, seinen Höchststand bei etwa 3,6 Prozent erreichen wird. Sie sehen jedoch nur eine Erhöhung von etwa 25 Basispunkten im Mai.

Holzmann sagte, die von den Vertretern der EZB an den Tag gelegte größere Vorsicht sei nicht die Folge “finanzieller Dominanz” oder Angst davor, dass höhere Kreditkosten das Finanzsystem in Mitleidenschaft ziehen könnten.

“Da die Finanzmärkte vorsichtiger mit ihrem Kreditangebot geworden sind, können wir weniger tun”, sagte er und führte Schätzungen an, wonach die jüngsten Turbulenzen die Kreditvergabe um das Äquivalent von 0,5 bis 1,5 Prozentpunkten an Zinserhöhungen bremsen könnten.

Holzmann zufolge wäre das Problem bei einer Verlangsamung des Straffungstempos auf einen Viertelprozentpunkt im Mai, dass “es schwierig ist, wieder zurückzukehren.”

EZB zeigte Härte
Die EZB zog eine geplante Zinserhöhung um einen halben Punkt im März durch, obwohl die Credit Suisse Group gerade dabei war, das Vertrauen der Anleger zu verlieren, und am folgenden Wochenende von der UBS Group übernommen werden musste. Vertreter der Zentralbank haben seitdem betont, dass sie die eingehenden Daten prüfen müssen, bevor sie sich für das weitere Vorgehen entscheiden.

Die Inflation in der Eurozone verlangsamte sich im März auf 6,9 Prozent, aber die Kerninflation, ein Indikator, der Lebensmittel und Energie ausklammert und auf den sich die Währungshüter in letzter Zeit konzentriert haben, erreichte einen neuen Rekordwert.

Die Aufgabe der Geldpolitiker, die Inflation wieder auf das Zwei-Prozent-Ziel zu bringen, wurde am Wochenende noch schwieriger, als die Opec+ eine überraschende Produktionskürzung ankündigte, die das Risiko eines weiteren Anstiegs der Ölpreise erhöhte. Holzmann spielte jedoch die wahrscheinlichen Auswirkungen auf die Inflationsaussichten des Euroraums herunter.

“Dies wird zu einem Preisanstieg im Vergleich zu den vorherigen Niveaus führen”, sagte er. “Es wird etwas dazu beitragen, aber nur marginal.” (aa)

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