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EZB-Chefökonom für mehr Zinsschritte - wenn Bankenstress nicht zunimmt

Philip Lane, Chefökonom der EZB, ist für weitere Zinserhöhungen, sofern an den Finanzmärkten kein großer Stress besteht und somit der Markt diese Maßnahmen verdauen kann.

Philip Lane, EZB
Philip Lane, EZB© Carsten Snejbjerg / Bloomberg

Die Europäische Zentralbank wird die Leitzinsen laut ihrem Chefökonom weiter erhöhen müssen, wenn die jüngsten Spannungen im Finanzsystem eingedämmt bleiben. Dies erklärte Philip Lane im Interview mit der Zeit.

“Wir gehen in unserem Basisszenario davon aus, dass sich diese Spannungen legen werden”, führte er laut Bloomberg News des Weiteren aus. Dann seien weitere Zinserhöhungen erforderlich, um sicherzustellen, dass die Inflation auf zwei Prozent sinkt.

Eine Frage der Angemessenheit
“Wenn der finanzielle Stress, den wir sehen, zwar nicht gleich null ist, aber sich als ziemlich begrenzt erweist, müssen die Zinssätze noch weiter nach oben gehen”, sagte Lane im Zeit-Interview. “Wenn der finanzielle Stress, über den wir gesprochen haben, jedoch stärker wird, dann müssen wir sehen, was angemessen ist.”

Die EZB hat die Zinsen Anfang des Monats um einen halben Prozentpunkt angehoben, hielt sich aber angesichts der Bankenkrise in den USA und der Schweiz mit Hinweisen auf ihren nächsten Schritt zurück. Mit dem Abflauen der Turbulenzen sind die Falken im EZB-Rat offensiver geworden und fordern erneut eine weitere Straffung.

“Natürlich werden unmittelbar nach einer politischen Intervention wie in den USA oder der Schweiz Fragen gestellt. Aber ich denke, es ist nach wie vor so, dass sich das nicht direkt auf den Euroraum übertragen lässt”, sagte Lane. “Wir gehen in unserem Basisszenario davon aus, dass sich diese Spannungen legen werden.”

Lane unterstrich auch die jüngsten Äußerungen anderer Zentralbanker, dass die EZB nicht vor einem Zielkonflikt zwischen dem Schutz der Finanzstabilität und der Kontrolle der Inflation stehe. “Wenn dieser finanzielle Stress die Wirtschaft schwächt, würde das automatisch den Inflationsdruck verringern”, erklärte der Chefvolkswirt.

Die am Freitag anstehenden Inflationsdaten für die Eurozone werden nach der Erwartung von Bloomberg befragter Ökonomen einen Rückgang der Gesamtinflation zeigen. Die Kernteuerung, die Energie und Lebensmittel außen vor lässt, dürfte indessen einen neuen Euro-Ära-Rekord erreichen. (aa)

Gesamtinflation und Kerninflation im Vergleich

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