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EZB-Granden äußern sich zu Zinserhöhungen und Inflation

Die Europäische Zentralbank hat laut einem bekannten Ratsmitglied den Großteil der Straffung hinter sich. Dafür muss aber auch die Inflationsentwicklung mitspielen. Diese bleibt laut Luis de Guindos, Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, jedoch weiterhin hoch...

© Tobias Arhelger / stock.adobe.com

Die zur Eindämmung der Inflation im Euroraum nötigen Zinserhöhungen sind nach Einschätzungen von EZB-Rat Gediminas Simkus zum größten Teil bereits erfolgt, berichtet Bloomberg News. Der zugrunde liegende Preisdruck, der im vergangenen Monat einen neuen Rekordwert erreicht hat, sei zwar nach wie vor ein Problem. Die aggressivste geldpolitische Straffung in der Geschichte der Europäischen Zentralbank dürfte sich jedoch ihrem Ende nähern, sagte der Zentralbankchef Litauens am Montag.

“Die Kerninflation ist hartnäckig”, konstatierte Simkus in Vilnius. “Den Großteil des Weges der Zinserhöhungen dürften wir zurückgelegt haben, am Ziel sind wir allerdings noch nicht.”

Da die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor die Kreditvergabe und die Konjunktur zu belasten drohen, stellt sich für die EZB-Notenbanker die Frage, wie hoch sie die Zinsen im Kampf gegen die Teuerung anheben können. Zu ihren Kopfschmerzen gesellte sich am Sonntag noch die überraschende Entscheidung der Opec+, die Ölfördermenge zu drosseln, was die Inflation weiter schüren könnte. Risiken für das Finanzsystem gehen aber auch von Immobilienfonds aus.

Weitere Bestätigungen
Simkus ist nicht der einzige EZB-Rat, nach dessen Ansicht der Straffungszysklus bald zu Ende sein könnte. Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau sagte laut Bloomberg am Freitag, dass die Notenbank “den größten Teil” des Zinserhöhungsprozesses abgeschlossen habe. “Möglicherweise haben wir noch ein Stück Weg vor uns”, fügte er hinzu.

Der griechische Notenbankchef Yannis Stournaras sieht dies auch so. Über das Ergebnis der nächsten Zinssitzung im Mai wollte er indessen nicht spekulieren. “Besonders nach den jüngsten Ereignissen habe ich das Gefühl, dass wir uns dem Ende nähern”, sagte er in einem am Sonntag veröffentlichten Interview mit der Zeitung Protothema. “Ich kann nicht sagen, dass wir am Ende sind, dass es vorbei ist, aber wir sind dem Ende definitiv nahe.”

Rasche Zinserhöhungen im Euroraum

EZB-Vize de Guindos: Zugrunde liegende Preisdynamik wird stark bleiben
Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Luis de Guindos, geht laut Bloomberg davon aus, dass der zugrundeliegende Preisdruck hoch bleiben wird, auch wenn sich die Inflation insgesamt verlangsamt.

“Wir glauben, dass die Gesamtinflation in diesem Jahr erheblich zurückgehen wird, während die zugrunde liegende Inflationsdynamik stark bleiben wird”, sagte er am Samstag in einer Rede bei einem Ambrosetti-Workshop im italienischen Cernobbio.

De Guindos sprach einen Tag, nachdem die Kerninflation im Euroraum, bei der volatile Elemente wie Lebensmittel und Energie herausgerechnet werden, einen neuen Rekordwert erreicht hatte.

Zu den Turbulenzen auf den Finanzmärkten sagte der EZB-Vize, der Bankensektor im Euroraum sei “widerstandsfähig” und verfüge über eine starke Kapital- und Liquiditätsausstattung, die deutlich über den Mindestanforderungen liege.

“Es ist noch zu früh, um Schlussfolgerungen über die Auswirkungen auf Wachstum und Inflation zu ziehen”, sagte er. “Die Turbulenzen sind vielleicht nur von kurzer Dauer, aber wenn es zu Verstärkungseffekten kommt, werden sie sich in den Daten niederschlagen.”

Er bekräftigte die Haltung der EZB, dass “die Senkung der Inflation auf unser mittelfristiges Ziel von zwei Prozent weiterhin von den Daten abhängen wird”. (aa)

Übergeordnete Inflation und Kerninflation entwickeln sich unterschiedlich

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