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Isabel Schnabel über die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors

Trotz der jüngsten Bedenken zur Finanzstabilität haben die Banken des Euroraums laut EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel keine Einlagenverluste erlitten. Darüber hinaus zeigte sich Schnabel jüngst erneut als Vertreterin des Falkenlagers.

Isabel Schnabel, EZB
Isabel Schnabel, EZB© Alex Kraus / Bloomberg

Gute Nachrichten für die Eurozone: “Wir haben eine gewisse Verschiebung von täglich fälligen Einlagen zu Termineinlagen gesehen, doch keinen allgemeinen Einlagenabfluss der Banken”, berichtete EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel, die bei der EZB für die Märkte zuständig ist, Mitte dieser Woche bei einer Veranstaltung in Washington. “Im Moment sieht der Bankensektor ziemlich widerstandsfähig aus.”

Die Eurozone werde die Auswirkungen der jüngsten Finanzmarktturbulenzen auf die Realwirtschaft wahrscheinlich weniger zu spüren bekommen als die USA. Eine gewisse Verschärfung des Kreditumfelds könnte es diesseits des Atlantiks dennoch geben.

Die “disinflationäre Wirkung” des Trends sei klar und müsse berücksichtigt werden, so Schnabel. Wie groß dieser Effekt sein werde, sei allerdings “vorerst völlig offen”.

EZB zeigt Stärke
Trotz der Finanzmarktturbulenzen nach dem Zusammenbruch der kalifornischen Silicon Valley Bank und der Schwierigkeiten bei der Credit Suisse Group hat die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen Anfang des Monats um einen halben Prozentpunkt angehoben. Die Währungshüter legten sich auf keine weitere Straffung der Geldpolitik fest. Sie betonten allerdings, dass die Inflation viel zu hoch bleibe und weitere Maßnahmen rechtfertige, sofern sich die Aussichten nicht ändern.

Die aktuellsten EZB-Projektionen, die vor den jüngsten Marktspannungen erstellt wurden, lassen einen Rückgang der Teuerung auf zwei Prozent in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 erwarten. Die Daten für diesen Monat werden am Freitag vorgelegt. Von Bloomberg befragte Ökonomen rechnen mit einem Rückgang der Inflationsrate auf 7,1 Prozent, den niedrigsten Stand seit etwas mehr als einem Jahr.

Schnabel wollte in EZB-Beschluss mögliche Straffung andeuten
Schnabel hat Bloomberg zufolge bei der letzten EZB-Sitzung darauf gedrängt, dass in den geldpolitischen Beschlüssen der Europäischen Zentralbank in diesem Monat eine mögliche Zinserhöhung auf der nächsten Sitzung im Mai angekündigt wird.

Schnabel sprach sich in der Debatte im EZB-Rat gegen den Vorschlag aus, zusammen mit der Anhebung der Zinsen um einen halben Punkt am 16. März auf eine explizite Formulierung des künftigen geldpolitischen Kurses zu verzichten.

Stattdessen versicherte Präsidentin Christine Lagarde nur mündlich, dass die Notenbanker die Zinsen weiter anheben könnten, falls sich die Prognosen der EZB zu gegebener Zeit als realistisch erweisen sollten. In der darauffolgenden Woche nahm auch die Federal Reserve eine Zusage über eine künftige Straffung zurück.

Der Einblick in Schnabels Position wirft ein neues Licht auf die Debatte, die in diesem Monat in der ersten großen Zentralbank geführt wird, die eine angekündigte Zinsentscheidung auch dann noch umsetzte, nachdem Banken von den USA bis zur Schweiz in Turbulenzen geraten waren.

Ihre Haltung könnte das Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit der Finanzmärkte und die Gesundheit der Banken im Euro-Währungsgebiet aus Sicht der Person widerspiegeln, die am meisten für die Interaktionen der EZB mit den Investoren verantwortlich ist. In dieser Funktion leitet Schnabel zusammen mit Chefvolkswirt Philip Lane die Diskussionen in den Sitzungen des EZB-Rats.

Es zeigt auch, wie die Inflationsgefahr von einer besonders falkenhaften Vertreterin der EZB wahrgenommen wird. In diesem Sinne ist Schnabels Position Ausdruck eines geldpolitischen Ansatzes, der in Lagardes Beharren letzte Woche enthalten ist, dass es “keinen Widerspruch zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität” gibt.

Die Präsidentin gab nach der Entscheidung im März, die von der Krise um die Credit Suisse Group überschattet wurde, nur ein vorsichtiges Straffungssignal. Am Vorabend der EZB-Zinserhöhung boten die Schweizer Behörden der angeschlagenen Bank eine Liquiditätshilfe an, bevor die UBS Group die Bank am darauffolgenden Wochenende übernahm. (aa)

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