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EU will Importe von russischen Gas noch dieses Jahr drastisch senken

Die Europäische Union will den Importbedarf von russischem Gas noch 2022 um 80 Prozent reduzieren. Trotzdem droht eine Versorgungslücke und die Kosten werden stark steigen.

Zünftig wird Europa vielfach auf Flüssiggas, das über die halbe Welt transportiert werden muss, setzen.
Zünftig wird Europa vielfach auf Flüssiggas, das über die halbe Welt transportiert werden muss, setzen.© vladsv / stock.adobe.com

Die Europäische Kommission will die Abhängigkeit der EU von russischem Gas schneller beenden. Informierten Kreisen zufolge soll der Importbedarf noch in diesem Jahr um fast 80 Prozent gesenkt werden, berichtet Bloomberg.

Die Kommission will eine wegen des Ukrainekriegs überarbeitete Energiestrategie vorstellen. Demnach sollen bereits in diesem Jahr neue Gasquellen erschlossen und die Energieeffizienz erhöht werden, hieß es. Bereits deutlich vor 2030 will die EU ganz unabhängig von Russland sein - früher als zuvor geplant.

“Ich denke, dass wir morgen einen Plan vorlegen können, der unsere Abhängigkeit von russischem Gas bereits in diesem Jahr erheblich verringert und uns innerhalb weniger Jahre von russischen Gasimporten unabhängig macht”, sagte EU-Klimachef Frans Timmermans am Montagabend vor dem Europäischen Parlament. “Ich denke, das ist möglich. Es ist nicht einfach, aber machbar.”

Nach den Sanktionen gegen Russland im Zuge der Ukraine-Invasion hat Moskau inzwischen damit gedroht, im Gegenzug die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 zu kappen. Erhebliche Unterbrechungen der Gasflüsse aus Russland würden nach Einschätzung von Uniper, einem der größten europäischen Abnehmer von russischem Erdgas, die Stabilität des deutschen Gassystems gefährden.

Die Kommission ist der Ansicht, dass die EU bereits über genügend Gas verfügt, um den Rest des Winters zu überstehen, selbst wenn die russischen Lieferungen abrupt abbrechen würden, berichten Personen, die mit der Einschätzung vertraut sind. Sie wird den Mitgliedstaaten empfehlen, jetzt mit dem Auffüllen der Speichertanks zu beginnen, damit sie für den nächsten Winter gerüstet sind.

Dank warmen Winters ist noch etwas Gas in den Speichern

43 Milliarden Kubikmeter Gas könnten nächsten Winter fehlen
Insgesamt habe die EU nach Ansicht der Kommission das Potenzial, von den 155 Milliarden Kubikmetern Gas, die sie derzeit aus Russland importiert, effektiv 112 Milliarden Kubikmeter zu ersetzen. Davon sollen bis zu 50 Milliarden Kubikmeter aus neuen Flüssiggas-Quellen stammen, zehn Milliarden Kubikmeter über Pipelines von anderen Lieferanten kommen und das Äquivalent von 20 Milliarden Kubikmetern soll von neuen Windenergiekapazitäten kommen, die die Nachfrage nach Gaskraftwerken reduzieren.

Während die EU weitreichende Sanktionen gegen den Kreml verhängt hat, wurde der russische Energiesektor aufgrund der Bedenken über die Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft bisher weitgehend verschont. EU-Minister haben darüber gesprochen, auch Ölimporte aus Russland zu sanktionieren, aber es gibt darüber keinen Konsens, und Bundeskanzler Olaf Scholz hat gesagt, dass russische Lieferungen vorerst “unverzichtbar” bleiben.

Der Ausstieg aus russischem Öl und Kohle könnte einfacher sein als bei Gas, da die EU über eine breitere Palette alternativer Lieferanten verfügt, an die sie sich wenden kann, so ein Beamter.

EU will Versorger gesetzlich zwingen, auch bei rekordhohen Gaspreisen zu kaufen
Um sicherzustellen, dass die Gasreserven der EU wieder aufgefüllt werden, will die Kommission bis April einen Vorschlag vorlegen, der vorsieht, dass die bestehenden Speicheranlagen im EU-Gebiet bis zum 1. Oktober jeden Jahres zu mindestens 90 Prozent gefüllt sein müssen. (aa)

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