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DWS: Immobilien droht Preiskorrektur im zweistelligen Prozentbereich

Bei europäischen Gewerbeimmobilien hat wegen des steigenden Zinsumfelds eine Preiskorrektur begonnen, die einige Objekte bis zu 20 Prozent ihres Wertes kosten könnte. Zu diesem Schluss kommen die Immobilienexperten der DWS.

© anankkml / stock.adobe.com

Steigende Zinsen sind Gift für die Immobilienbewertung. Das wird in den meisten Fällen auch in diesem Zins- und Konjunkturzyklus zutreffen. So geht die Deutsche Bank-Tochter davon aus, dass der Wert älterer und weniger energieeffizienter Gebäude um ein Fünftel sinken könnte. Diese Meinung vertritt Simon Wallace, globaler Leiter des Bereichs Immobilienresearch, in einem Interview mit Bloomberg. Selbst bei erstklassigen Gebäuden könnte der Wert im Zuge steigender Immobilienrenditen bis zu 15 Prozent sinken, zeigt eine DWS-Studie.

Es geht abwärts
“Wir erleben im Moment eine Preiskorrektur”, sagte Wallace per Telefon. “Die Daten hinken hinterher und werden erst gegen Ende des Jahres aufholen, aber was wir derzeit vor Ort sehen, ist, dass die Renditeauswirkungen die Preise um 10 bis 15 Prozent drücken.”

Die europäischen Immobilienmärkte befinden sich im Umbruch nach zehn Jahren ultraniedriger Zinsen, die die Preise auf Rekordhöhen getrieben haben. Dieser Trend hat sich nun umgekehrt, da sich die Märkte auf eine Reihe von Zinserhöhungen einstellen, die im Juli mit dem ersten Zinsschritt der Europäischen Zentralbank seit 2011 begonnen haben.

Die steigenden Zinssätze haben die Anleger aufgeschreckt, und Immobilienaktien und -anleihen gehören zu Werten mit der schlechtesten Performance in Europa in diesem Jahr. Dies wirkt sich auch auf Transaktionen aus, von denen eine ganze Reihe in Europa auf Eis gelegt wurde.

Bullenmarkt vorbei
Eigentümer, die nicht unter Verkaufsdruck stehen, würden lieber abwarten, als zu einem niedrigeren Preis zu verkaufen, sagt Marcus Lemli, Chef der deutschen Niederlassung von Savills Plc, im Interview mit Bloomberg. Der “außergewöhnlich lange Bullenmarkt bei deutschen Immobilien, der in den letzten zwölf Jahren zu einer Renditekompression und steigenden oder anhaltend hohen Transaktionsvolumina geführt hat, ist vorbei”, so der Makler.

Berlin und Paris unter Druck, sichere Nischenmärkte gefragt
Die Ausweitung der Immobilienrenditen werde sich überproportional auf die Bewertungen in Märkten wie Berlin oder Paris auswirken, wo sie auf Rekordtiefs gedrückt worden seien. Steigende Mieten in einigen Märkten - etwa städtisch gelegene Lagerhallen, Studentenwohnheime und Seniorenwohnungen - können die fallenden Renditen teilweise ausgleichen, so Wallace.

“Das Mietwachstum wird einen gewissen Ausgleich schaffen, aber nicht vollständig”, sagte er. “Wenn man über das Mietwachstum nachdenkt, darf man die Auswirkungen einer wirtschaftlichen Abschwächung oder einer Rezession nicht außer Acht lassen. In der ersten Jahreshälfte drehte sich das Risiko vor allem um steigende Finanzierungskosten und Inflation, aber wir denken, dass jetzt auch das Risiko einer Rezession dazugehört.” (aa)

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