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Capital Group über die Aussichten von Schwellenländeranleihen

Die meisten Emerging Markets sehen sich derzeit mit der Krise eines reduzierten globalen Wachstums, niedrigeren Rohstoffpreisen und lokalen Ausbrüchen des Coronavirus konfrontiert. Ob und wann diese Länder und deren Anleihen für Investoren interessant sind, erklärt die Capital Group.

Kirstie Spence, Capital Group
Kirstie Spence, Capital Group© Capital Group

„Nachdem zu Beginn der COVID-19-Pandemie auf allen Kreditmärkten miteinander korrelierende Rückgänge zu beobachten waren, fand zeitnah danach eine Differenzierung statt. Es bildete sich ein asymmetrisches Renditeprofil", schreibt Kirstie Spence, Portfoliomanagerin bei Capital Group, in einer aktuellen Markteinschätzung.

Hard Currency Bonds verloren mehr als Lokalwährungsanleihen
Der hochverzinsliche in Dollar denominierte Teil der Anlageklasse, der in Relation zum Ölpreis steht, erlebte einen deutlich schnelleren Abverkauf als Investmentgrade-Anleihen und diversifizierte Volkswirtschaften. Auf dem Höhepunkt der Krise fielen einige Anleihen um mehr als 60 Punkte, so beispielsweise Titel aus Angola. Andere fielen „nur“ um zehn bis 15 Punkte – was ungefähr im Einklang mit den Verlusten der US-Kredite steht.

Lokalwährungsanleihen können Chancen innerhalb der Assetklasse der Schwellenländeranleihen mit sich bringen. Zwar fand auch bei diesen ein Abverkauf statt, jedoch nur im begrenzten Umfang. Zum Vergleich: Während Lokalwährungsanleihen nur um ein Prozent zurückgingen, hat der in Dollar denominierte Teil der Assetklasse zweistellige Rückgänge verzeichnet.

„Obwohl sich die Liquidität noch nicht normalisiert hat, haben sich die Zu- und Abflüsse leicht erholt. Das spricht für die Entwicklung der Assetklasse – sowohl bei Onshore- als auch bei Offshore-Akteuren", erklärt Spence.

Insgesamt seien die Menschen hinsichtlich der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie mittlerweile etwas optimistischer geworden. Dies werde sich auch auf solche Assetklassen auswirken, die nicht von der Federal Reserve unterstützt werden. Insgesamt werde die Nachfrage davon abhängen, wie sich das Virus weiterverbreitet und wie lange die Wirtschaft noch eingeschränkt agieren muss. Weitere Faktoren sind das chinesische Wachstum, die Geldpolitik sowie die Unterstützung mit Liquidität und es sehe bereits so aus, als würde sich die Dynamik der Zuflüsse verbessern.

Reaktionen auf die Krise
Während anfangs nur wenige direkte wirtschaftliche Eingriffe in den Emerging Markets zu beobachten waren, sind inzwischen einige Reaktionen zu sehen – jeweils abhängig von den geld- und fiskalpolitischen Spielräumen der einzelnen Länder.

Die meisten haben geldpolitische Lockerungen vorgenommen – entweder durch die Bereitstellung von Liquidität oder durch Zinssenkungen. Auch wenn die hauptsächliche Herausforderung in den geschwächten Währungen liegt, glaubt Spence, dass die Maßnahmen eine sinnvolle politische Reaktion der Schwellenländer darstellen und den Druck auf sie reduzieren können. Zeitgleich erhöhen sie auf längere Sicht jedoch auch das Schuldenrefinanzierungs- und das Inflationsrisiko, so dass die Länder damit vorsichtig agieren müssen.“

Steilere Zinskurven
Die Renditekurven der Schwellenländeranleihen sind in Folge der monetären Stimuli deutlich steiler geworden. Die Spannweite reicht dabei von leicht steil in Mexiko und Indien, bis hin zu sehr steil in Südafrika. Diese Reaktion der lokalen Renditekurven auf die Zinssenkungen demonstriert die Bedeutung der Leitzinsen und ist eine logische Reaktion des Marktes auf die voraussichtlichen wirtschaftlichen Ergebnisse.

Konjunktur hängt von China ab
Die Form, in der sich die Weltwirtschaft erholen wird, ist auch für die Erholung der Schwellenländer ausschlaggebend. Diese Nationen sind stark in die globale Wirtschaft integriert und insbesondere von den Aussichten für China abhängig. China verfügt noch immer über reichlich politische Möglichkeiten, die es bei Bedarf nutzen könnte. Das könnte sich auch auf viele weitere Emerging Markets unterstützend auswirken.

„Ich persönlich gehe davon aus, dass sich die Weltwirtschaft in einer W-Form erholen wird, da sie auf dem Weg zur Erholung verschiedene Hürden nehmen muss. In diesem Jahr erwarte ich keine kräftige Erholung der Vermögenspreise. Ich glaube aber, dass diese irgendwann kommen wird – auch wenn noch nicht valide bestimmbar ist, ob dies in Form eines schnellen und starken Anstiegs oder in einem volatilen, aber fortlaufenden Aufwärtstrend über die kommenden 18 Monate geschehen wird. Unseres Erachtens nach sind die Bewertungen derzeit attraktiv, wenn man diese langfristige Perspektive berücksichtigt", erklärt Spence abschließend. (aa)

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