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Capital Group zieht bei Corona-Korrektur Parallelen zu 1974 und 1942

Auch wenn es Investoren angesichts mauer Konjunkturaussichten derzeit vielleicht nicht glauben können oder wollen: Aber am dunkelsten ist es vor der Dämmerung. Daher könnten auch dieses Mal mutige, antizyklisch agierende Investoren für ihre Risikotragfähigkeit mit hohen Renditen belohnt werden.

Martin Romo, President of Capital Research und Portfoliomanager bei der Capital Group
Martin Romo, President of Capital Research und Portfoliomanager bei der Capital Group© Capital Group

Wirtschaftskrisen mit starken Kurskorrekturen bei Aktien, Rohstoffen und Unternehmensanleihen schlechter Qualität gehören zum Leben eines Langfristinvestors dazu und gehen irgendwann wieder vorbei. Daran erinnert Martin Romo, President of Capital Research Company und Portfoliomanager bei Capital Group, in einem Marktkommentar, in dem er auf einige denkwürdige Börsenbaissen der vergangenen Jahrzehnte zurückblickt.

Laut Romo sei das Tempo, mit der Covid-19 die Märkte erfasst, verglichen mit der globalen Finanzkrise 2008/09 zwar deutlich schneller, allerdings müsse man die Entwicklungen aus einer historischen Perspektive heraus betrachten.

„Bisher haben sich die Märkte auf lange Sicht jedes Mal wieder erholt – unabhängig davon, wie dramatisch sich die jeweilige Zeit angefühlt haben mag“, erinnert Romo. „Zwar befinden wir uns gerade auf unbekanntem Terrain. In der Vergangenheit hat die Welt aber schon vergleichbare Markttiefpunkte erlebt.“

Mut mache in diesem Moment eine Rede, die der ehemalige Vorsitzende der Capital Group, Jim Fullerton, im Jahr 1974 während eines andauernden Bärenmarktes hielt.

Nachfolgende Highlights der damaligen Fullerton-Rede sollen laut Romo auch heutige Investoren zum weiteren Halten ihrer Risikopositionen motivieren: (aa)


„Nur Mut – wir waren schon mal an diesem Punkt!

Ein entscheidender Grund, warum in den Köpfen von Brokern und Anlegern derzeit extremer Marktpessimismus, Verwirrung und Schrecken herrscht, ist, dass sich die meisten Menschen heutzutage nicht auf eigene Erfahrungen berufen können, die sich mit diesem Marktrückgang vergleichen lassen.

Meine Botschaft an Sie lautet daher: Mut! Wir waren schon einmal an diesem Punkt. Baissen haben auch zuvor schon einmal so lange angedauert. Gut verwaltete Investmentfonds sind schon oft stark gesunken. Und doch haben die Anteilsinhaber dieser Fonds und wir, die Branche, überlebt und sind daran gewachsen. […]

Jede Wirtschafts-, Markt- und Finanzkrise unterscheidet sich von den vorherigen. Aber in ihren Unterschieden gibt es auch Gemeinsamkeiten. Jede Krise zeichnet sich durch ihre eigenen neuen, nicht wiederkehrenden Faktoren, ihre eigenen scheinbar unlösbaren Probleme und ihre scheinbar logischen Gründe für einen gerechtfertigten Zukunftspessimismus aus. Aufmerksame, erfahrene und angesehene Ökonomen, Banker, Anleger und Geschäftsleute können Ihnen heute gute und beweisbare Argumente dafür liefern, warum diese Baisse anders ist, warum dieses Mal die wirtschaftlichen Probleme anders sind, warum es dieses Mal schlimmer wird – und warum es entsprechend kein guter Zeitpunkt ist, um in Stammaktien zu investieren, auch wenn die Kurse niedrig sind. Die Leute sagen: „Es gibt so viele Unsicherheiten und so viele Probleme, denen wir immer noch gegenüberstehen – sowohl langfristig als auch kurzfristig –, dass man auf nicht mehr als eine gelegentliche Rally hoffen kann, bis einige dieser Unsicherheiten geklärt sind. Das schlägt ein ganz neues Kapitel auf.“ […]

Am Samstag, den 11. April 1942, […] hieß es im Wall Street Journal: ‚Die Broker sind sich sicher, dass folgende Faktoren potenzielle Anleger entmutigen: (1) weitere militärische Niederlagen der Vereinten Nationen, (2) ein neuer deutscher Vorstoß in Libyen, (3) Zweifel an der Fähigkeit Russlands, standzuhalten, wenn die Deutschen einen Angriff in voller Stärke durchführen, (4) die kritische Situation des Seeverkehrs der Vereinten Nationen und (5) die erneuten Erwägungen der US-amerikanischem Regierung, entweder eine drastischere Rationierung mit Preisabsprachen oder noch höhere Steuern einzuführen, um die „Inflationslücke“ zwischen einer erhöhten öffentlichen Kaufkraft und dem sinkenden Angebot an Konsumgütern zu schließen. Praktisch alle diese Bedenken traten ein und verschlimmerten sich. […]

Und doch trat am 28. April 1942 […] in diesem düsteren Umfeld […] die Marktwende ein. Was sorgte also für die Wende im April 1942? Ganz einfach: Die Rückkehr zur Realität. Die langsame, aber wachsende Erkenntnis, dass die Vereinigten Staaten trotz aller schlechten Nachrichten, trotz aller düsteren Aussichten überleben würden und dass auch stark finanzierte, gut geführte US-Unternehmen bestehen bleiben würden. Die Erkenntnis war, dass diese Unternehmen weitaus wertvoller waren, als ihre Aktienkurse zu zeigen vermochten. Am Mittwoch, den 29. April 1942, begannen die Anleger ohne ersichtlichen Grund, die Realität zu erkennen.

Der Dow Jones Industrial Average spiegelt nicht die Realität wider. Die Realität besteht nicht aus Kurs-Gewinn-Verhältnissen und technischen Marktstudien. Symbole auf dem Tickerband sind nicht die reale Welt. In der realen Welt schaffen Unternehmen Wohlstand. Aktienzertifikate tun dies nicht. Aktienzertifikate sind lediglich Stellvertreter für die Realität.

Ich möchte mit folgendem Kommentar von Dean Witter aus dem Jahr 1932 schließen, der nur wenige Wochen vor dem Ende der schlimmsten Baisse der Geschichte gegeben wurde: „Einige Leute sagen, sie wollen auf klarere Zukunftsaussichten warten. Aber wenn die Zukunft wieder klar ist, sind die aktuell guten Einstiegsmöglichkeiten verschwunden. Glaubt tatsächlich jemand, dass das heutige Kursniveau bestehen bleibt, wenn das volle Vertrauen wiederhergestellt ist?“

Haben Sie daher nur Mut! Wir waren schon einmal an diesem Punkt – wir haben es überstanden und sind daran gewachsen.“

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