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Erholung dürfte mehrere Jahre in Anspruch nehmen, meint Capital Group

Die jetzige Krise wird keine kurze sein, sagt Capital Group-Experte Jeremy Cunningham. Die V-förmige Entwicklung der Asset-Preise in den vergangenen sechs Wochen könnte ein trügerisches Gefühl der Sicherheit hervorgerufen haben, allerdings werde sich die Situation nicht zeitnah normalisieren.

Jeremy Cunningham, Investment Director bei Capital Group
Jeremy Cunningham, Investment Director bei Capital Group© Capital Group

"Die Arbeitslosigkeit notiert auf einem Rekordniveau und es wird lange dauern, bis sich das Verbraucherverhalten wieder stabilisiert hat. Da dieses jedoch ausschlaggebend für das BIP-Wachstum ist, werden wir, bis es soweit ist, ein beeinträchtigtes Wirtschaftswachstum und kurzfristig desinflationäre Entwicklungen erleben", ist sich Jeremy Cunningham, Investment Director bei Capital Group, sicher.

Jahre bis zu einem neuen High beim BIP
Letztendlich würden die Preise der Vermögenswerte zwar auf neue Höchststände zurückkehren, allerdings dürfte es eher Jahre als nur einige Quartale dauern, bis man diese Krise überwunden habe. Investoren sollten deswegen auf aktives Management und ein ausgeglichenes Fixed-Income-Portfolio setzen und in den kommenden Jahren mit vielen Zyklen rechnen, so Cunningham weiter.

COVID-19-Krise könnte in die vier folgenden Etappen unterteilt werden
Diese sind: Schock, Hoffnung, Realität und Erholung. Cunningham dazu: "Den Schock erlebten wir in den ersten vier bis sechs Wochen nach Ausbruch des Virus, während denen die Preise von Vermögenswerten weltweit zurückgingen. Dieser Rückgang war von sehr kurzer Dauer und sehr hoher Intensität. Die zweite Phase kam im April auf, als die Zentralbanken Liquidität zur Verfügung stellten, die politischen Entscheidungsträger fiskalische Anreize gaben und die Hoffnung auf die baldige Entwicklung eines Impfstoffs sowie eine schnelle Rückkehr der Wirtschaft zur Normalität groß war. Gerade treten wir in die Realitätsphase ein und das makroökonomische Umfeld wird noch einige Zeit großen Herausforderungen gegenüberstehen. Bis sich die Wirtschaft erholt hat und das globale BIP wieder das Niveau aus dem vierten Quartal 2019 erreicht, dürfte es noch einige Jahre dauern.“

Zentralbankenunterstützung wohl für die nächsten fünf Jahre
Die Unterstützung der Zentralbanken, die dieses Mal schneller als während der globalen Finanzkrise gehandelt haben, hat dem Markt zu Stabilität und Liquidität verholfen. "Ich persönlich gehe davon aus, dass die EZB, die Fed und die Bank of Japan mindestens in den kommenden fünf Jahren unterstützend agieren werden. Die Vergangenheit zeigt, dass es nach einer größeren finanziellen Verwerfung meistens 30 Jahre lang Perioden mit außergewöhnlich niedrigen Zinssätzen gibt. Investoren werden sehen, dass die Bilanzen der Zentralbanken in die Höhe schnellen, da diese weitere Stimuli anbieten. Sie werden den Markt noch jahrelang stützten, da die Erholung länger auf sich warten lassen wird. Aus diesem Grund würde es den Zentralbanken auch schwer fallen die Maßnahmen runterzufahren“, analysiert Cunningham.

Bonitätsherabstufungen wird es viele geben
Im Laufe des Zyklus werde es zweifelsohne viele Herabstufungen von Bewertungen geben, so Cunningham weiter. Die Ankündigung der Fed, Fallen Angels zu kaufen, habe den Markt gestützt. Doch auch wenn die Fed generell längerfristig für Stabilität und Liquidität sorgen könne, werde sie Insolvenzen nicht verhindern können. Die Ausfallrate bei High-Yield-Anleihen werde steigen, und einige Unternehmen aus diesem Bereich würden aus dem Markt ausscheiden. (kb)

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