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BaFin sieht erste Verteidigungslinie bei kleinen Banken gefallen

Mark Branson, der Präsident der Aufsichtsbehörde Bafin, sorgt sich um die Wertpapierbestände kleiner Banken und Sparkassen in Deutschland. Vor allem Anleihen sind wegen des Zinsschocks aktuell weniger wert. Das kostet viel an Eigenkapital und treibt die Cost-Income-Ratio hoch.

© nmann77 / stock.adobe.com

Die abrupt steigenden Zinsen bedeuten für viele Kreditinstitute “steigenden Stress. Zumindest kurzfristig”, erklärte BaFin-Präsident Mark Branson bei einem Empfang seiner Behörde am Montag in Frankfurt. “Die Wertpapiere in ihren Beständen haben rechnungslegungsbedingt durch den Zinsanstieg aktuell stark an Wert verloren.” Das hat negative Auswirkungen auf verschiedensten Ebenen.

Cost-Income-Ratio verschlechtert sich
Das drücke kurzfristig auf die Profitabilität der betroffenen Banken – vor allem bei jender der weniger bedeutenden Institute. Bei ihnen sei in den ersten neun Monaten die vor Steuern berechnete Cost-Income-Ratio von rund 70 auf 96 Prozent gestiegen. Nach Steuern stehe so im Durchschnitt ein negatives Ergebnis.

Bis Ende 2022 hätten aber fast alle Institute die Verluste noch durch ihre Bewertungsreserven auffangen können. “Die haben sie nun größtenteils aufgebraucht. Die erste Verteidigungslinie ist weggefallen”, sagte Branson.

Sollten die Zinsen zügig und signifikant weiter steigen, steige auch der Stress für die Institute – vor allem für die, die keine Reserven mehr haben, wenig Überschusskapital und größere offene Zinspositionen. “Diese Institute monitoren wir im Moment besonders eng”, sagte Branson.

Die Bundesbank hatte im November in ihrem Finanzstabilitätsbericht geschrieben, dass sich bei Sparkassen und Kreditgenossenschaften die Abschreibungen allein im ersten Halbjahr 2022 auf 12,3 Milliarden Euro belaufen würden. Dies entspreche rund 5,6 Prozent des harten Kernkapitals.

Allerdings halten viele Institute die Wertpapiere bis zur Endfälligkeit. Wenn sie dann zum Nennwert zurückgezahlt werden, werden bis dahin die Wertverluste durch entsprechende Bewertungsgewinne ausgeglichen. In der Zwischenzeit mindert der Wertverlust aber das Eigenkapital und damit die Fähigkeit der Banken, weitere Verluste zu absorbieren.

Laut Branson kann die Situation etwa dann problematisch werden, wenn eine betroffene Bank gezwungen ist, die Bonds zu verkaufen und damit die Verluste zu realisieren. Dies könnte etwa dann passieren, wenn Kunden Einlagen abziehen. Auch Gegenmaßnahmen wie höhere Einlagenzinsen würden die Bank wirtschaftlich belasten.

Besonders die regionalen Sparkassenverbände hatten zuletzt den Markt auf die Wertberichtigungen vorbereitet.

Die westfälische Sparkassenpräsidentin Liane Buchholz etwa verortete in einem Interview den möglichen Abschreibungsbedarf auf Eigenanlagen im “oberen dreistelligen” Millionen-Euro-Bereich, bezogen auf 2022 und ihr Gebiet. Auch die Sparkassenverbände von Baden-Württemberg und von Bayern sprachen von Abschreibungen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. (aa)

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