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Sparkassen-Präsident warnt vor ‘Zinsschock’ bei Eigenanlagen

Steigende Renditen führen über fallen Anleihenkurse zu hohen Abschreibungen im Sparkassensektor. Auch wenn dafür in weiser Voraussicht vorab genug Reserven gebildet wurden, schauen die Aufsichten nun genauer hin.

© andyller / stock.adobe.com

Die bayerischen Sparkassen haben nach ersten Hochrechnungen zu ihren Jahresergebnissen 2022 vor einem Zinsschock bei den Eigenanlagen und Ergebnisbelastungen gewarnt. Auch stellen sich die Institute auf mehr Kreditausfälle ein.

Zinsbedingte Abschreibungen auf festverzinslichen Wertpapierbestände schlagen “für das Jahr 2022 hart ins Kontor”, erklärte der bayerische Sparkassenpräsident Ulrich Reuter in einer Mitteilung am Montag. Wegen der stark gestiegenen Zinsen sind alte Anleihen aktuell weniger wert.

Große, aber tragbare Belastung
Die Sparkassen halten solche Papiere in der Regel bis zur Endfälligkeit, wodurch laut Sparkassenverband eine Rückzahlung der Papiere zum Nominalbetrag aus heutiger Sicht unterstellt werden könne. Über die Laufzeit würden sich so Schwankungen im Kurswert wieder ausgleichen. Nichtsdestotrotz müssten die Sparkassen Mittel für zwischenzeitliche Buchverluste, die als drohende Belastungen gesehen würden, bereithalten. Reuter sprach von einer “großen, aber tragbare Belastung”.

In einem Bloomberg-Interview vergangenen Monat war Reuter etwas konkreter geworden und hatte gesagt, die Wertberichtigungen auf Eigenanlagen der bayerischen Sparkassen dürften sich in diesem Jahr auf einen “hohen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag” belaufen.

Aufsichten schauen nun genauer hin
Aufseher interessieren sich inzwischen auch für das Thema. Bafin und Bundesbank hatten unlängst eine groß angelegte Umfrage unter deutschen Kreditinstituten gestartet, um herauszufinden, ob in den Bilanzen Risiken schlummern, die sich durch die Zinswende materialisieren könnten.

Parallel wies die Bundesbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht darauf hin, dass der schnelle Zinsanstieg in den ersten sechs Monaten des Jahres zu Bewertungsverlusten vor allem in den Eigenanlagen kleinerer Banken geführt habe. Bei Sparkassen und Kreditgenossenschaften beliefen sich die Abschreibungen demnach in Summe auf 12,3 Milliarden Euro oder 5,6 Prozent des harten Kernkapitals.

„Für die bayerischen Sparkassen zeigt sich gerade, wie richtig und wichtig es war, Erträge zu thesaurieren und das Eigenkapital aufzubauen, das jetzt benötigt wird”, sagte Reuter am Montag weiter.

In seinen Aussagen betonte er auch, dass sich das operative Geschäft der bayerischen Sparkassen im Jahr 2022 insgesamt positiv entwickelt habe. Zugleich steige aber in der rezessiven Phase das Risiko von vermehrten Kreditausfällen. Zudem erwarteten Kunden wieder eine Verzinsung ihrer Guthaben. (aa)

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