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| Kommentar

Überfrachtung, soweit das Auge reicht

Es entspricht dem Zeitgeist, dem es mir Reformen nicht schnell genug gehen kann, Institutionen immer mehr Nebenziele aufzubürden, denen diese genügen sollen. Dadurch entsteht eine kaum mehr zu managende Zielkonkurrenz.

© pit24 / stock.adobe.com

Es sind Pressure Groups wie NGOs, die es durch ihren medialen Einfluss immer wieder schaffen, über Gebühr Gehör in der öffentlichen Diskussion für ihre Anliegen zu finden. Alles soll so schnell wie möglich gehen, sagte etwa die FFF-Bewegung, denn wir hätten zu wenig Zeit, um die Erde zu retten. Es brauche harte, rasche Maßnahmen, zur Not auch am Gesetzgeber vorbei, wie Propagandisten immer wieder behaupten, um etwa das Klima zu retten.

Zu viel gewollt bei Zentralbanken.....
Nicht viel besser sieht es mit den Anforderungen aus, denen sich die Zentralbanken gegenüber sehen. So soll zum Beispiel die EZB den Green Deal mitfinanzieren helfen, indem Banken, die grüne Kredite vergeben, bei bestimmten Anforderungen privilegiert werden, so sie nur dem linken Zeitgeist entsprechend handeln.

Damit werden die Regeln, die man in den den letzten Jahren schuf, um das Bankwesen sicherer zu machen, pervertiert: Hauptsache, es dient dem "guten" Zweck. Die Schweizerische Nationalbank wieder soll gezwungen werden, sich von zirka elf Prozent ihrer Aktienbestände zu trennen, da deren Umsatz mit Rüstungs- und Waffengeschäften den Schwellenwert von fünf Prozent des Umsatzes übersteigt. Nun hat sich die SNB aber selbst verpflichtet, möglichst marktneutral zu investieren, um sich nicht dem Vorwurf eines marktverzerrenden Eingriffs auszusetzen. Damit soll jetzt nach dem Willen eine Weltverbesserer-Initiative Schluss sein. Dabei agiert die SNB nur wie die Bank of Japan, die Aktien-ETFs kauft, um ebenfalls nicht in den Geruch der Einmischung in das Geschehen an den Märkten zu kommen. Aber auch die Fed wird von neuen Begehrlichkeiten nicht verschont: Sie soll mit ihrer Politik in Zukunft zusätzlich die Ungleichheit in der amerikanischen Gesellschaft bekämpfen helfen.

... und auch Unternehmen
Ähnlich verhält es sich bei Unternehmen. Waren die Unternehmenslenker früher ihren Shareholdern ausschließlich verantwortlich, was einer klaren Struktur von Beauftrager und Beauftragtem mit entsprechend scharf abgegrenzten Rahmen an Zuständigkeiten, Verantwortlichkeiten und Haftungen entspricht, so hat man in den letzten Jahren zunehmend den Eindruck, Aktionärsinteressen rücken zugunsten einer diffusen Politik in den Hintergrund, es allen, insbesondere jenen, die besonders laut schreien, recht machen zu wollen. Die sogenannten Stakeholder- und andere Interessen führen nur zu oft zu Selbstbindungen durch die Schere im Kopf und Schockstarre, die die Kernsinteressen und -aktivitäten in der Hintergrund drängen. Man bürdet den Firmenverantwortlichen zu viele Interessen Dritter auf.

Verwischte Zuständigkeiten und verwässerte Verantwortlichkeiten
Dieses Aufbürden zusätzlicher Aufgaben, die mit den ursprünglichen oft schwer in Einklang zu bringen sind, statt eines klaren Auftrags erschwert und verlangsamt Entscheidungen, lenkt vom ursprünglichen Unternehmenszweck ab, um dem Zeitgeist zu gefallen. Vielleicht ist dies mit ein Grund, warum in den westlichen Nationen immer weniger Produktivitätsfortschritt zu beobachten ist und Asien an Europa und den USA vorbeizieht. (kb)

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