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Marc Faber: von Sendern verbannt, von Entscheidern gelesen

Niemand geringerer als Jamie Dimon, CEO der größten US-Bank J.P. Morgan, liest regelmäßig den "Gloom Boom & Doom Report" des vor einiger Zeit bei den großen Networks in Ungnade gefallenen Börsengurus Marc Faber. Mit dieser Lektüre steht Dimon unter wichtigen Entscheidungsträgern nicht alleine da.

Marc Faber, "enfant terrible" der Investmentszene
Marc Faber, "enfant terrible" der Investmentszene© Archiv

Marc Faber war jahrzehntelang gern gesehener Key Note Speaker auf Konferenzen und beliebter Interview-Partner von Journalisten im Allgemeinen und TV-Anchor(wo)men der großen US-Networks im Besonderen. Doch vor beinahe drei Jahren war auf einmal alles vorbei. Mit der Aussage, dass er froh darüber sei, dass in den USA Weiße und nicht Schwarze eingewandert seien, weil letztere die USA nicht nach vorne gebracht hätten, als Beleg für seine Einschätzung diente ihm die wirtschaftliche Situation in Südafrika und Simbabwe nach dem Machtwechsel von Weiß zu Schwarz. Damit wurde er für die Medien blitzartig zur "persona non grata", die NZZ titelte "Dr. Doom argumentiert dumm", und mehrere Verwaltungsräte verzichteten in der Folge auf seine Mitarbeit.

Namhafte Investoren und Entscheider bis zu CEOs unter den Lesern
Dass Fabers offenen ausgesprochenen Meinungen und Einschätzungen abseits der dauerempörten Öffentlichkeit dennoch auch heute noch bei wichtigen Entscheidern Anklang finden, wurde nun sichtbar. Kein geringerer als der J.P.Morgan-Chef Jamie Dimon outete sich Anfang August als treuer Leser von Fabers kostenpflichtigem Börsenbrief „Gloom Boom & Doom Report“. Und Faber ließ wiederholt durchklingen, dass auch anderen prominente Akteure seinen Brief regelmäßig lesen.

Klare Worte
Ob Fabers Ansicht, dass ein schwarzes Amerika wirtschaftlich weniger oder nicht erfolgreich gewesen wäre, richtig ist oder nicht, ist allenfalls eine akademische Diskussion. Wir werden nie erfahren, ob sie richtig oder falsch ist. Viel interessanter ist hingegen seine Sicht auf die Notenbankpolitik unserer Tage. Die Ökonomen in den Zentralbanken bezeichnet er als Idioten, das Drucken von Geld als Fehler. Könnte man tatsächlich Wohlstand mit Hilfe der Notenpresse erzeugen, müsste man die Frage stellen, warum noch jemand produziere beziehungsweise arbeite. Faber geht davon aus, dass uns die hemmungslose Gelddruckerei früher oder später gravierende Probleme bereiten wird. Und sieht man sich die Entwicklung des Goldpreises an, darf man vermuten, dass er mit dieser Einschätzung längst nicht mehr alleine ist.

Kein Diskurs mehr
Auch dass die liberalen Medien die Öffentlichkeit einer Gehirnwäsche bezüglich Political Correctness, keynesianischer und politischer Interventionen unterzogen hätten, ist ein weiteres Statement Fabers, über das man in Zeiten des sich stetig verengenden Meinungskorridors nachdenken sollte. Denn viele Diskussionen, die früher selbstverständlich waren und im Hegel‘schen Sinne von These, Antithese und Synthese schließlich zu einem Fortschritt durch den Diskurs führten, finden dank der größer werden Anzahl von Totschlagsargumenten gar nicht mehr statt.

Mehr davon, bitte!
Wir sollten daher froh sein, dass es alte weise - ja, und auch weiße - Männer wie Marc Faber gibt, die nicht vom Zeitgeist angekränkelt sind, keinerlei Rücksicht mehr nehmen müssen, zu ihrer Meinung stehen und nicht ihr Fähnchen nach dem Wind richten. Denn die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar, wie schon Ingeborg Bachmann sagte. (kb)

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