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Warum beim Birkenstock-IPO vieles schief lief: Timing, Anker, Preis

Der Hersteller der Kultsandale Birkenhof hatte beim missglückten IPO einerseits großes Pech, wie beispielsweise der Krisenausbruch im Nahen Osten. Andererseits hätten ein paar andere Entscheidungen im Vorfeld für nun zufriedenere Gesichter bei den Zeichnern der Aktien gesorgt.

© Birkenstock

Das Wall-Street-Debüt der Birkenstock Holding, Hersteller der gleichnamigen Kultsandale, mit Spannung erwartet und von Top-Adressen begleitet, wurde letzte Woche zum Rohrkrepierer. Wie konnte es dazu kommen? Dieser Frage geht Bloomberg in einer Analyse nach.

Birkenstock ging Mittwoch mit einem Minus von 12,6 Prozent aus dem Handel, der schlechteste erste Handelstag für einen Börsengang mit mehr als einer Milliarde US-Dollar Volumen seit mehr als zwei Jahren. Die Aktien fielen am Donnerstag und Freitag weiter, wodurch sich der Rückgang gegenüber dem IPO-Preis auf fast 21 Prozent ausweitete. Birkenstocks Marktwert beträgt damit nur noch rund 6,8 Milliarden Dollar (6,5 Milliarden Euro).

Viel Pech auf einmal
Das war “definitiv nicht das Debüt, das sich Birkenstock erhofft hatte”, sagt Nicholas Smith, Analyst bei Renaissance Capital. Der Markt sei in letzter Zeit anspruchsvoller und risikoscheuer geworden, insbesondere im Verbrauchersektor.

Das Timing kann bei einem Börsengang einen Unterschied ums Ganze machen. Schon Birkenstocks Investoren-Roadshow litt unter der Debatte um einen möglichen “Shutdown” der US-Regierung, Feiertagen in Deutschland und den USA, der Verschiebung anderer IPOs in Europa und dem Kriegsausbruch in Israel.

Hinzu kam, ausgerechnet am Tag des Börsengangs selbst, eine enttäuschende Umsatzmeldung des französischen Luxuskonzerns LVMH, zu dem Modelabels wie Louis Vuitton und Christian Dior gehören. Im dritten Quartal hatte LVMH ein Umsatzwachstum von neun Prozent verzeichnet und damit die Analystenerwartung von zwölf Prozent verfehlt. Die Verbraucher würden nach den Boomjahren der Pandemie weniger ausgeben, hieß es zur Erklärung was auch andere Aktien im Mode- und Luxussegment nach unten zog.

Das trübte dem Vernehmen nach das Bild von Birkenstock zumindestens bei einigen Investoren, nachdem die Bücher am Dienstagmittag geschlossen wurden und könnte das Handelsdebüt des Unternehmens belastet haben. Da die Märkte bereits durch die Ereignisse im Nahen Osten verunsichert waren, überdachten einige größere Institutionen ihren Appetit auf den Sektor, heißt es.

Nicht unmittelbar von Bedeutung aber auch nicht hilfreich war die Tatsache, dass ausgerechnet LVMH doppelt mit Birkenstock verbunden ist - seine Hauptaktionäre sind die Beteiligungsgesellschaft L Catterton, die wiederum LVMH und der Familie von LVMH-Chef Bernard Arnault gehört, und Arnault selbst.

Andere Börsengänge wurden abgesagt
Bereits wenige Tage zuvor hatte Triton den geplanten Börsengang des Panzergetriebeherstellers Renk in Frankfurt abgesagt. Nur Stunden vor Birkenstocks Handelsbeginn zog auch das französische Softwareunternehmen Planisware seinen Börsengang in Paris zurück mit der Begründung, dass die Marktbedingungen schwierig seien.

Das Auftragsbuch von Birkenstock war am Dienstag mehr als achtmal am oberen Ende der Preisspanne abgedeckt, sagten mit der Transaktion vertraute Insider. Bei der Preisfestsetzung am Dienstag im Hotel Plaza an der New Yorker Fifth Avenue beschlossen die Firma und Hauptaktionär L Catterton, den Preis auf 46 Dollar festzusetzen - das ist knapp unter der Mitte der Preisspanne von 44 bis 49 Dollar, um einen ordentlichen Zeichnungsgewinn zu ermöglichen. Das Volumen des IPOs betrug damit 1,48 Milliarden Dollar, die zum einen Birkenstock selbst zuflossen, zum größeren Teil L Catterton.

Bewertung relativ hoch
Die Nachfrage nach den Aktien hin oder her - auch 46 Dollar könnte im Vergleich zu Wettbewerbern einfach zu viel gewesen sein. Zu diesem Preis wurde Birkenstock mit dem 4,9-fachen des Umsatzes bewertet, während andere Schuhmacher nur mit dem Zweifachen gehandelt wreden, so die Abigail Gilmartin von Bloomberg Intelligence.

Birkenstock hatte zur Absicherung der Nachfrage eine Reihe von Ankerinvestoren aufgestellt, zu denen wiederum Arnault — der damit aufstocken wollte — als auch der norwegische Staatsfonds gehörten. Doch haben Ankerinvestoren Börsengänge zuletzt nicht zu einem programmierten Erfolg gemacht. Das könnte daran liegen, dass sie ihre Aktien nicht unbedingt länger halten müssen, so Josef Schuster, Gründer des IPO-Spezialisten IPOX Schuster.

Mehr Spekulanten wären von Nutzen gewesen
Auch Birkenstocks Entscheidung, 90 Prozent der IPO-Aktien - mehr als allgemein üblich - langfristigen Investoren zuzuteilen und sich kaum um Hedgefonds oder alternative Investmentfonds zu bemühen, könnte sich zum Bumerang entwickelt haben. Denn nachdem das Interesse der Langfrist-Investoren schon über den IPO befriedigt wurden, hatten sie keinen Grund, sich nachher im Sekundärmarkt einzudecken. (aa)

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