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Ost-Sparkassen mit hohen Verlusten, Abschreibungen höher als Jahresgewinn

Die Sparkassen aus Ostdeutschland schreiben im Bilanzjahr 2022 mehr als 1,4 Milliarden Euro ab. Da ist mehr als der Jahresgewinn und lässt die Aufsichten genauer hinsehen. Schuld daran sind die steigenden Zinsen, die die Wertpapierkurse drückten.

© sewcream / stock.adobe.com

Die Sparkassen in Ostdeutschland haben aufgrund von Abwertungen im vergangenen Jahr rund 1,42 Milliarden Euro auf Wertpapier-Eigenanlagen abgeschrieben. Das ist mehr als der Betriebsgewinn. Das ist einem Bloomberg-Bericht zu entnehmen.

Die Abschreibungen seien in erster Linie zinsinduziert, sagte Wolfgang Zender, Verbandsgeschäftsführer des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV), am Dienstag bei der Vorstellung der Jahreszahlen.

Festverzinsliche Papiere, von denen Sparkassen große Bestände in den Eigenanlagen haben, sind wegen des Zinsanstiegs aktuell weniger wert. Vor Bewertungen lag das Betriebsergebnis der 43 öffentlich-rechtlichen Sparkassen in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt bei 1,32 Milliarden Euro.

Verluste werden ausgesessen
Zender zufolge sind die Verluste zumeist vorübergehend. Denn Sparkassen hielten ihre festverzinslichen Papiere in der Regel bis zur Endfälligkeit, dann würden sie zu 100 Prozent zurückgezahlt. Einen Verkauf bestehender Anlagen gebe es nur selten, etwa bei lukrativen neuen Anlagemöglichkeiten.

Der OSV geht davon aus, dass “mehr als 90 Prozent” der jetzigen Wertberichtigungen bei Endfälligkeit der Papiere wieder zurückfließen, davon allein 500 Millionen Euro in den nächsten vier Jahren, sagte Zender laut Redetext.

Kursrückgänge bei Aktien schmerzen ebenfalls
Neben festverzinslichen Papieren, die die Eigenanlagen dominieren, haben die Sparkasse ihre überschüssigen Gelder unter anderem auch in Aktien gesteckt. Ende 2022 waren das bei den OSV-Instituten aber nur noch 550 Millionen Euro, was 0,8 Prozent der gesamten Eigenanlagen entspricht.

Die Abschreibungen auf Eigenanlagen bei vielen kleinen Banken haben längst auch die Aufsicht alarmiert. Bafin-Chef Mark Branson sprach erst vor kurzem von “steigendem Stress, zumindest kurzfristig”.

Laut Branson dürfte die Situation etwa dann problematisch werden, wenn ein Institut gezwungen ist, die festverzinslichen Papiere im größeren Stil zu verkaufen und damit die Papier-Verluste zu realisieren. Dies könne passieren, wenn Kunden ihrer Einlagen angesichts höherer Guthabenverzinsungen bei anderen Banken abziehen.

Davon jedoch ist bei den Ost-Sparkassen nichts zu sehen. Der Einlagenbestand wuchs dort im vergangenen Jahr um 1,9 Prozent auf 130 Milliarden Euro an.

Zender verwies auch darauf, dass die OSV-Sparkassen mit den jetzt wertberichtigten Anlagen in den letzten zehn Jahren 12,4 Milliarden Euro an Zusatzerträgen erwirtschaftet hätten, verglichen mit Wertberichtigungen von etwa 2,0 Milliarden Euro über denselben Zeitraum.

Mancherorts scheint es aber doch etwas "enger" zu sein: In Zwickau kam es - wie Bloomberg News berichtete - zuletzt zur Zwangsbeurlaubung des Sparkassenchefs, bei der auch vage auf Verluste verwiesen wurde und darauf, dass das Eigenanlagegeschäft “zu stark forciert” worden sei. Frei nach Warren Buffett wird man die ganze Wahrheit wohl erst sehen, wenn die Ebbe kommt. (aa)

Höhere Zinsen schlagen ins Kontor

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