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Depot A-Bombe: 50 Sparkassen schreiben eine Milliarde Euro ab

Die 50 baden-württembergischen Sparkassen haben 2022 fast eine Milliarde Euro auf ihre eigenen Wertpapieranlagen abgeschrieben. Schuld ist die schnelle Zinswende, die den Wert gehaltener Anleihen in den Keller drückte. Der Gewinn nach Bewertungen brach auf die Hälfte ein.

BaFin-Präsident Mark Branson 
BaFin-Präsident Mark Branson © Archiv

Gepflegte Fadesse ist bei erstklassigen Anleihen zwar meist die Regel, nicht so aber im abgelaufenen Kalenderjahr der rasanten Zinswende: Unterm Strich beliefen sich die Wertberichtigungen auf Wertpapiere bei den 50 Südwest-Sparkassen auf 960 Millionen Euro, wie der Sparkassenverband Baden-Württemberg am Donnerstag in Stuttgart erklärte.

Nur Momentaufnahme, die bei HTM (hold to maturity) nicht schlagend wird
Sparkassenpräsident Peter Schneider zufolge haben die Sparkassen in ihren Eigenanlagen “nur Papiere mit höchster Bonität, die sie ohne Probleme bis zur durchschnittlichen Endfälligkeit in zwei bis vier Jahren halten”, wie er sagte. “Dann werden aus den temporären Wertberichtigungen wieder Zuschreibungen.”

Alarmierte Aufsicht
Dennoch haben die Abschreibungen bei vielen kleinen Banken die Aufsicht alarmiert, wie Bloomberg News berichtet. Bafin-Chef Mark Branson sprach angesichts der Wertberichtigungen bei den Eigenanlagen erst vor wenigen Tagen von “steigendem Stress, zumindest kurzfristig”.

Bei Notverkäufen würden Bewertungsverluste real werden
Laut Branson dürfte die Situation etwa dann problematisch werden, wenn ein Institut gezwungen ist, die Bonds zu verkaufen und damit die Papier-Verluste zu realisieren. Dies könne passieren, wenn Kunden ihrer Einlagen angesichts höherer Guthabenverzinsungen bei anderen Banken abziehen.

Bank Run unwahrscheinlich
Schneider bezeichnete das Risiko, dass Kunden im großen Stil Gelder abziehen, als eher unwahrscheinlich. Auszuschließen sei es indessen nicht. Im vergangenen Jahr waren die Kundeneinlagen bei seinen Sparkassen um drei Milliarden Euro auf 169 Milliarden Euro gestiegen.

Auch BuBa warnte bereits
Die Deutsche Bundesbank hatte im November in ihrem Finanzstabilitätsbericht bereits gewarnt, dass sich bei Sparkassen und Kreditgenossenschaften die Abschreibungen allein im ersten Halbjahr 2022 auf 12,3 Milliarden Euro belaufen würden. Dies entspreche rund 5,6 Prozent des harten Kernkapitals.

Andere Sparkassen werden mit ähnlichen Meldungen folgen
Es ist damit zu rechnen, dass auch Sparkassen aus anderen Regionen in den nächsten Tagen hohe Berichtigungen ausweisen werden. Die westfälische Sparkassenpräsidentin Liane Buchholz etwa verortete unlängst in einem Bloomberg-Interview den Abschreibungsbedarf auf Eigenanlagen im “oberen dreistelligen” Millionen-Euro-Bereich, bezogen auf 2022 und ihr Gebiet.

Halbiertes Betriebsergebnis bei Sparkassen in Baden-Württemberg
Bei den baden-württembergischen Sparkassen fiel neben den Berichtigungen bei Eigenanlagen zudem im Kreditgeschäft eine Risikovorsorge von rund 170 Millionen Euro in 2022 an. Das Betriebsergebnis nach Bewertungen verringerte sich auf 810 Millionen Euro, verglichen mit 1,63 Milliarden Euro im Vorjahr. (kb)

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