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Fette Banker-Boni bringen gute alte Wall-Street-Zeiten zurück

Top-Professionals an der Wall Street können derzeit überdurchschnittlich hohe Gehälter herausverhandeln. Das liegt aber nicht nur am hohen Wettbewerb unter den Banken selbst, sondern auch an anderen Faktoren.

© Adam Gregor / stock.adobe.com

Zehn Millionen Dollar, 15 Millionen Dollar, 25 Millionen Dollar oder mehr: Die fetten Boni sind zurück an der Wall Street - nach Jahren der Zurückhaltung als Folge der Finanzkrise herrscht beim Thema Vergütung in den Banken wieder das Motto: “Koste es, was es wolle”. Niemand will Spitzenkräften verlieren - zu groß das Risiko, im florierenden Handelsgeschäft oder bei Transaktionen abgehängt zu werden. Über diesen Gehaltstrend berichtet Bloomberg News.

Gute Leute kosten Geld
Die Goldman Sachs Group hat im vergangenen Jahr im Durchschnitt 23 Prozent mehr pro Mitarbeiter ausgegeben - einen solchen Anstieg gab es zuletzt vor mehr als zehn Jahren. Einzelne Bonuserhöhungen bei Morgan Stanley, JPMorgan Chase & Co. und Goldman erreichen derweil bis zu 50 Prozent.

Immer mehr Manager an der Wall Street gehen heute mit achtstelligen Gehaltspaketen nach Hause, leisten sich Weine für 2.000 Dollar, kaufen Yachten und größere Wohnungen in TriBeCa. Spitzenverdiener bei Goldman kratzen informierten Kreisen zufolge inzwischen an der Marke von 30 Millionen Dollar, einige liegen sogar darüber.

Bei der Jefferies Financial Group liegen die Vergütungen einiger der besten Leistungsträger informierten Kreisen zufolge über 25 Millionen Dollar. Besonderheit: Bei dem eher kleineren Haus können Führungskräfte eine Barauszahlung wählen - bei den größeren Banken sind die Boni dagegen aktienlastig.

Für die neue Generation jüngerer Führungskräfte ist es ein lang ersehnter Moment - haben sie doch Jahre damit verbracht, auf vergleichbare Entlohnungen zu warten, welche die Generation vor ihnen eingefahren hatte.

David Solomon, Jamie Dimon, James Gorman
Als sich David Solomon nach seinem Amtsantritt als CEO auf eine Anhörung im Kongress vorbereitete, stellte sein Trainer ihm laut Bloomberg die Frage: Wäre er bereit, mehr Steuern zu zahlen, wenn die Regierung diese klug für Sozialleistungen ausgeben würde? Zuerst war Solomon wütend. Der Trainer erklärte, Jamie Dimon von JPMorgan hatte öffentlich gesagt, dass er das gerne tun würde. Solomons Antwort: Leicht für Dimon, er hat seine Schafe bereits im trockenen. Dimon ist Milliardär.

In den letzten Tagen erhielten Dimon, Solomon und James Gorman von Morgan Stanley jeweils rund 35 Millionen Dollar für ihre Arbeit im vergangenen Jahr – mehr als jeder ihrer Arbeitgeber seit 2007 für einen Vorstandschef auf den Tisch gelegt hat. Das wiederum erhöht innerhalb der Banken die Obergrenzen für die Boni derer, die das Geld verdienen.

Gute Zeiten für Investmentbanker
Selbst in mageren Jahren geht es den Wall-Street-Bankern natürlich nicht schlecht. „Jeder von uns in unserer Branche ist überbezahlt“, sagte Rich Handler, CEO von Jefferies. „Wenn du nach Hause gehst und dich im Spiegel ansiehst, sollten wir uns alle glücklich schätzen.” Er betonte, er habe das Gleiche auch in gehaltsmäßig schwierigeren Jahren gesagt.

Das letzte Jahr mit vergleichbaren Boni war 2009. Die Politik war damals jedoch alles andere als erfreut, hatte sie doch viele Banken zuvor mit Geld der Steuerzahler gerettet. Zur heutigen Zeit kann man durchaus Parallelen ziehen: Regierungshilfen und Konjunkturprogramme der US-Notenbank haben die Wirtschaft nach Beginn der Pandemie gestützt und an den Märkten den aktuellen Boom bei Transaktionen und im Handel erst möglich gemacht.

Ende 2020 herrschte daher noch weitgehend Zurückhaltung. Aber als der Boom weiterging, wechselten die Banker zunehmend ihre Arbeitgeber, um mehr kassieren zu können. Die Banken kamen unter Zugzwang.

Private Equity und Krypto-Unternehmen buhlen ebenfalls um Top-Leute
„Ich kann verstehen, wenn die Öffentlichkeit der Wall Street zynisch gegenüberstehen würde“, sagte Jon Corzine , ehemaliger Goldman-Chef und Ex-Gouverneur von New Jersey. „Aber im Kontext des Wettbewerbs ist das notwendig, um die besten Talente einstellen und halten zu können.“

Ein Grund, warum Banken unter so großem Druck stehen, die Boni weiter hochzuschrauben, ist die Tatsache, dass in diversen Bereichen der Wirtschaft mittlerweile bisweilen mehr verdient wird: Bei Private-Equity-Firmen, im Silicon Valley und im Bereich Kryptowährungen. Die Wall Street sticht nicht mehr hervor, sagte Corzine.

Goldman-Chef Solomon ist nach einer Verdoppelung seines Pakets auch wieder nach Feiern: Er wird diesen Monat in Los Angeles erneut als DJ auftreten. (aa)

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