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Deutschland exportiert nun weniger nach China als nach Polen

Europas größte Industrienation liefert inzwischen mehr Güter ins östliche Nachbarland statt in das Reich der Mitte. Den langfristigen Aufstieg Polens als Wirtschafts- und Militärmacht sollten Investoren jedenfalls auf der Rechnung haben.

© luzitanija / stock.adobe.com

Im ersten Halbjahr 2024 stiegen die deutschen Exporte ins östliche Nachbarland um 4,6 Prozent auf 48,4 Milliarden Euro. Damit übertrafen sie das Ausfuhrvolumen nach China von 48,2 Milliarden Euro, wie der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft betont. Die meisten Importe nach Deutschland kamen unterdessen nach wie vor aus China, merkt Bloomberg in einem Bericht an.

USA, Frankreich, Niederlande und dann schon Polen
Für Deutschlands Exporte ist Polen mittlerweile der viertgrößte Markt. Größter Abnehmer deutscher Waren blieben die USA, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitgeteilt hat. Frankreich und die Niederlande waren die zweit- beziehungsweise drittgrößten Märkte für deutsche Exporte.

In der Europäischen Union ist Polen derzeit die am schnellsten wachsende Volkswirtschaft. Im Gegensatz stockt in Deutschland die Konjunktur. Die Exporte sind um 1,6 Prozent gesunken.

Deutschland, der kranke Mann Europas
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer zeigte sich mit Blick auf den Exportrückgang im ersten Halbjahr besorgt. “Der Blick auf die Außenhandelsbilanz muss die Standortpolitik wachrütteln: Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen, unserer Produkte und unseres gesamten Wirtschaftsstandortes ist in Gefahr”, warnte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

Der deutliche Anstieg deutscher Direktinvestitionen wie in Polen gehe mit einer Zunahme der Ausfuhr von wichtigen Investitionsgütern wie Maschinen einher. “In die vier Visegrád-Staaten (Polen, Tschechien, Slowakei und Ungarn) exportieren deutsche Unternehmen mehr als in die USA – unsere Top-Destination deutscher Ausfuhren”, so Treier.

„20 Jahre nach der großen EU-Erweiterung 2004 hat Polen China als Absatzmarkt für deutsche Produkte überholt“, erklärte die Vorsitzende des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Cathrina Claas-Mühlhäuser.

“Die breite Aufstellung der deutschen Unternehmen im östlichen Europa und Zentralasien zahlt sich aus und ermöglicht es, Schwächephasen in einzelnen Märkten an anderer Stelle auszugleichen”, so Claas-Mühlhäuser. Die 29 mittel- und osteuropäischen Länder erwiesen sich erneut als Stütze der deutschen Exportwirtschaft. Auf sie entfallen fast 19 Prozent des deutschen Außenhandels. (aa)

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