Logo von Institutional Money
| Vermischtes

Bewerbermangel: Deutsche Banken erhöhen Gehälter

Deutschlands Banken erhöhen angesichts des Mangels an perfekt ausgebildeten Fachkräften in vielen Bereichen die Löhne für diese gefragten Spezialisten. Dabei haben vor allem Frauen alle Trümpfe in der Hand.

© vegefox.com / stock.adobe.com

Angesichts des Fachkräftemangels gehen Banken in Deutschland nicht nur auf Wünsche wie flexible Arbeitszeiten und -orte ein, sondern zahlen auch höhere Gehälter. Zu dieser Einschätzung kommt die Personalberatung Robert Walters in einer aktuellen Analyse, die Bloomberg News vorliegt.

„Die deutschen Banken sind bereit, heute tiefer in die Tasche zu greifen, um die gewünschten Mitarbeiter zu finden oder zu halten”, erklärte Thomas Hartenfels, Senior Director des Unternehmens in Deutschland, in einem Interview mit Bloomberg. “Die Gehälter steigen derzeit um die fünf bis sechs Prozent pro Jahr, während andere Branchen da verhaltener agieren.” Teilweise sind sogar noch größere Steigerungen drin.

So geht Robert Walters mit Blick auf die deutsche Finanzbranche beispielsweise davon aus, dass ein Spezialist für Datenschutz im Bereich Compliance dieses Jahr ein Grundgehalt von 130.000 Euro oder mehr erzielen kann, verglichen mit 115.000 Euro in 2023. Für einen Risiko-Controller steigt die Schwelle demnach von 90.000 Euro auf 95.000 Euro, für einen Associate im Corporate Banking von 85.000 Euro auf nun 100.000 Euro.

In allen drei Beispielen werden Berufserfahrungen von drei bis sieben Jahren vorausgesetzt. Boni sind nicht erhalten.

Der Bedarf an guten Leuten ist groß. Allein im vierten Quartal haben Banken und Fintechs in Deutschland rund 33.000 Stellen öffentlich ausgeschrieben, zeigen Daten der Berliner Index Gruppe. Besonders gefragt seien derzeit Mitarbeiter in den Bereichen Risiko, Compliance, Regulatory Reporting und Kredit, sagte Hartenfels.

Hinter dem zusätzlichen Bedarf an Spezialisten, der die meist außertariflichen Vergütungen antreibt, stecken zwei Entwicklungen. Zum einen entstehen neue Tätigkeiten, die besetzt werden müssen. Zum anderen macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Viele Mitarbeiter stehen kurz vor der Rente, die Suche nach Nachfolgern läuft. “Der Altersdurchschnitt im deutschen Banking ist höher als in anderen Industrien”, erklärte Hartenfels.

Erst vor kurzem hatte etwa LBBW-Personalchefin Christine Neuberger darauf verwiesen, dass eine niedrige dreistellige Zahl an Beschäftigten die Landesbank in diesem Jahr aus Altersgründen verlassen wird.

Frauen bevorzugt gegenüber Männern
Nicht zu vergessen ist Hartenfels zufolge auch, dass Banken sich das Thema Diversity auf die Fahnen geschrieben hätten. Der Frauenanteil im deutschen Banking liege im Durchschnitt bei nur zwischen zehn und 30 Prozent. Eine Ausnahme bilde der Bereich Compliance/Legal, wo der Frauenanteil etwa 45 Prozent betrage.

“Früher hieß es bei Mandaten oftmals, dass Frauen bei gleicher Eignung zu bevorzugen sind. Inzwischen hören wir immer öfter, dass es eine Frau sein muss”, sagte Hartenfels. “Das Geschlecht kann im Banking ein Karriere-Booster sein. Frauen können mitunter auch höhere Gehälter durchsetzen.“ (aa)

Dieses Seite teilen