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BlackRock-Studie: Wie sich Versicherer zukünftig aufstellen

Inmitten sich wandelnder Märkte wollen globale Assekuranzen ihre Portfolios für die Zukunft absichern. Immerhin fast 80 Prozent der befragten Versicherer überprüfen ihre langfristige strategische Vermögensallokation. Weitere Umfragethemen waren Risikomanagement, ESG und die Nutzung von Renten-ETFs.

© Jeenah Moon / Bloomberg

Weltweit entwickeln Versicherer innovative Anlageansätze, um sich an die in diesem Jahr rasant veränderten Marktbedingungen anzupassen. Im Mittelpunkt stehen der Aufbau widerstandsfähiger Portfolios, das Liquiditätsmanagement und die Einbindung von Technologien. Das geht aus dem elften jährlichen Global Insurance Report von BlackRock hervor, für den im Juni/Juli 2022 370 Führungskräfte aus Versicherungsunternehmen in 26 Ländern mit einem verwalteten Vermögen von knapp 28 Billionen US-Dollar befragt wurden.

„Die aktuelle Investmentlandschaft ist das Resultat gravierender Umwälzungen in den letzten beiden Jahren. Die damit verbundenen Unsicherheiten werden voraussichtlich weiter zunehmen“, sagt Charles Hatami, Global Head der Financial Institutions Group von BlackRock, und ergänzt: „Die Versicherungskunden, mit denen wir zusammenarbeiten, sind sich bewusst, dass innovative Lösungen in großem Stil und ein flexibler Ansatz entscheidend sind, um mit diesem immer komplexeren Umfeld zurechtzukommen.“

Portfolioüberprüfungen notwendig
79 Prozent der befragten Versicherer wollen ihre langfristige strategische Vermögensallokation auf den Prüfstand stellen und fast die Hälfte (48 Prozent) von ihnen wird dieses Jahr ihre Risikobereitschaft überdenken. Die meisten Versicherer (60 Prozent) gaben an, dass die Inflation ihnen die größten Sorgen bereitet, dicht gefolgt von den volatilen Vermögenspreisen (59 Prozent) und der Liquidität (58 Prozent).

Um ihre Portfolios weiter zu diversifizieren, wollen die meisten Versicherer (87 Prozent) in den nächsten zwei Jahren ihre Allokationen in den Privatmärkten aufstocken - im Durchschnitt um drei Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. Außerdem planen sie höhere Allokationen in liquide Anlagen, wobei 37 Prozent der Befragten dabei auf Cash-Allokationen und 31 Prozent auf festverzinsliche Anlagen setzen.

Anna Khazen, EMEA Head der Financial Institution Group von BlackRock, erklärt: „Das Interesse der Versicherungsgesellschaften an Risikoanlagen ist ungebrochen. Aber nach einer langen Phase mit stabilem Wachstum und niedriger Inflation steht uns nun ein volatileres Makro- und Marktumfeld bevor. Daher sind die Ziele der Versicherer inzwischen vielfältiger und gehen über das Erzielen von Rendite und die Diversifizierung hinaus. Die Versicherungen bewerten inzwischen neu, welche Rolle jede Anlageklasse spielen muss, um das Gesamtportfolio krisenfester zu machen.“

Integrierter ESG-Ansatz und klimaorientierte Anlagen im Fokus
Mehr als zwei Drittel der Befragten erklärten, dass sie wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich allgemeine Nachhaltigkeitsziele in ihre Portfolios integrieren und das ESG-Risiko zu einem wichtigen Kriterium für neue Anlagen machen werden. Ferner wollen sich 85 Prozent der Befragten wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich zu konkreten Klimazielen für ihr Portfolio verpflichten. 62 Prozent der an der Umfrage beteiligten Versicherer betrachten zudem den wachsenden Einfluss von Nachhaltigkeit auf Anlageentscheidungen als einen wichtigen Trend, der ihre Branche in den kommenden Jahren stark beeinflussen wird.

Deshalb wird es entscheidend auf die richtigen Technologien und Tools ankommen, um konsistente Nachhaltigkeitsanalysen sowie die gesetzlich vorgeschriebenen Offenlegungs- und Berichtspflichten gewährleisten und Allokationen bewerten zu können.

Innovationen im Risikomanagement
Der Umfrage zufolge sehen 65 Prozent der Versicherer in der digitalen Transformation und Technologie den wichtigsten Trend in der Versicherungsbranche in den kommenden 12-24 Monaten. Im Jahr zuvor waren es nur 44 Prozent. Fast alle (98 Prozent) nutzen eigenen Angaben zufolge künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen, prognostische Analysen, Blockchain oder Kombinationen dieser Technologien. Die prädiktive Analytik kommt dabei bei 65 Prozent der Befragten im Rahmen der Verwaltung ihres Versicherungsgeschäfts und bei 72 Prozent bei Vermögensanlagen zum Einsatz. Bezüglich der künftigen Investitionen in Technologie will die überwiegende Mehrheit der befragten Versicherer Ausgaben in den Bereichen Asset and Liability Management (68 Prozent), Regulatory Compliance (54 Prozent) und Marktdaten (53 Prozent) priorisieren.

Daneben treiben die Befragten die Einführung neuer Investmentansätze z. B. mithilfe von Anleihen-ETFs voran. Indem sie diese ETFs verstärkt nutzen, wollen sie in erster Linie die Liquidität (54 Prozent) und Rendite (48 Prozent) verbessern.

Analysen von BlackRock zufolge nutzen inzwischen acht der zehn größten US-Versicherer eigenen Angaben zufolge festverzinsliche ETFs. Fünf davon haben sie nach den hohen Marktschwankungen im März 2020 in ihre Portfolios genommen. In diesem Jahr haben bisher 17 Versicherer in Europa, dem Nahen Osten und Afrika erstmals in börsennotierte Fonds investiert.

Anleihen-ETFs gelten laut Ansich von BlackRock als effektive Möglichkeit, um kostengünstig Rendite und laufende Erträge zu erzielen. Nach Prognosen von BlackRock wird das in globalen Anleihen-ETFs verwaltete Vermögen bis 2030 auf fünf Billionen US-Dollar anwachsen. Institutionelle Anleger aus dem Versicherungssektor werden eine treibende Kraft bei dieser Entwicklung sein. (aa)

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