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Weshalb verantwortungsbewusste Instis auf Unternehmenssteuern achten

Die beiden Nachhaltigkeitsexpertinnen Laurraine Hau und Cassie Traeger von Columbia Threadneedle nehmen die Bedeutung von verantwortungsbewussten Praktiken bei Unternehmenssteuern unter die Lupe und erläutern, warum diese gerade für institutionelle Investoren ein wichtiges Kriterium sein sollten.

© Andrey Popov/stock.adobe.com; Montage: FONDS professionell

Schätzungen der OECD zufolge entgehen der öffentlichen Hand weltweit jährlich zwischen 100 und 240 Milliarden US-Dollar durch vorsätzliche Steuervermeidung. Dieses Geld würde dringend für Maßnahmen zur Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der UN (SDGs) benötigt, um kritische Infrastruktur zu schaffen, die Schere zwischen Arm und Reich zu verkleinern oder die Transformation in eine emissionsfreie Wirtschaft sozialverträglich zu gestalten, monieren Laurraine Hau (Bild links) und Cassie Traeger (rechts) von Columbia Threadneedle in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag.

Risikofaktor Steuerehrlichkeit
Spätestens seit der Veröffentlichung der Panama Papers 2016 dürfte Investoren bewusst sein, welche langfristigen und extremen Risiken sie sich aussetzen, wenn sie in Unternehmen investieren, die auf Steuervermeidung setzen und ergo wenig Transparenz in Bezug auf die Entstehung der Wertschöpfung walten lassen.

Eine höhere Steuertransparenz ist für institutionelle Investoren eine Schlüsselvariable, um sich ein realistisches Bild über die Geschäftsstrategie zu verschaffen, und angesichts der materiellen Auswirkungen und fälligen Strafen auch ein wichtiges Instrument für ihr Risikomanagement. So musste Rio Tinto für seine Steuerflucht zwischen 2010 und 2021 fast eine Milliarde Dollar Strafe zahlen, eine der höchsten Vergleichszahlungen für Steuervergehen in der Geschichte Australiens.

Regulierung wächst
Gerade bei Technologieunternehmen können Gewinne vergleichsweise leicht international verschoben werden. Bereits 2017 hat sich Columbia Threadneedle der von der PRI initiierten gemeinschaftlichen Engagement für mehr Steuertransparenz angeschlossen, um Unternehmen zu Verbesserungen ihrer Angaben über die Pflichtangaben hinaus zu bewegen. Durch das 2021 von der OECD veröffentliche Besteuerungsmodell müssen multinationale Unternehmen mit Umsatzerlösen von mehr 750 Millionen Euro in mindestens zwei von vier aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren eine Mindestunternehmenssteuer von 15 Prozent zahlen. In der EU müssen Unternehmen mit Umsätzen in dieser Größenordnung ab 2024 die Umsätze auf Länderebene offenlegen. In den USA gibt es vergleichbare Überlegungen.

Granulare Informationen benötigt
Aus Sicht von Hau und Traeger bieten die Standards zur Steuerberichterstattung gemäß GRI-207 einen guten Rahmen, um Unternehmen konsistent analysieren und vergleichen zu können. Der Standard der Global Reporting Initiative (GRI) umfasst neben der Darstellung einer globalen Unternehmenssteuerrichtlinie, ein detailliertes Reporting auf Länderebene, eine Darstellung der Steuer-Governance und der Risikomanagementprozesse.

Dazu gehören z. B. Angaben, wie häufig sich Vorstand mit der Revisionsabteilung und dem Risikomanagement mit Steuerthemen befasst haben, Vorgaben für inakzeptable Steuerpraktiken und Mechanismen, um Fehlverhalten aufzudecken und zu melden.

Best Practice bei Vodafone
Der Mobilfunkanbieter Vodafone veröffentlicht seit 2013 einen Steuerreport, der den Responsible Tax Principles des B Team und dem GRI-207-Standard verpflichtet ist. Damit gehört das Unternehmen zu den Vorreitern in Bezug auf Steuertransparenz, merken Hau und Traeger an.

So steht die Steuer-Governance unter direkter Vorstandsverantwortung, und das Unternehmen weist detailliert die Ansätze zum Steuer-Risikomanagement und zum Transfer-Pricing sowie Umsätze auf Länderebene aus. Wenn ein Unternehmen so granulare Informationen auf Länderebene veröffentlicht, ist das ein guter Indikator um abzuschätzen, ob Tochtergesellschaften nur zum Zwecke der Steueroptimierung gegründet wurden.

"Entsprechend unserer Überzeugung haben wir bei der diesjährigen Aktionärsversammlung von Amazon einen Aktionärsantrag unterstützt, der Informationen über Umsätze, Gewinne und Steuerzahlungen in Ländern außerhalb der USA, wie in GRI-207 dargelegt, einfordert", merken Hau und Traeger abschließend an. (aa)

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