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Georg Thurnes, aba: Wie die Regierung das "Wohnzimmer" renovieren soll

Der Vorsitzende der aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V., Dr. Georg Thurnes, hält wenig von Staatsfondsideen und empfiehlt der nächsten Bundesregierung, bei der betrieblichen Altersversorgung bei der Weisheit von Eigenheimbesitzern Anleihe zu nehmen.

Dr. Georg Thurnes, Vorsitzender der aba Arbeitsgemeinschaft
Dr. Georg Thurnes, Vorsitzender der aba Arbeitsgemeinschaft© Axel Gaube / Institutional Money

„Nachhaltigkeit und Generationengerechtigkeit sind zwei zentrale Themen der aktuellen Koalitionsverhandlungen. Sie sollen auch die Zukunft der Altersversorgung prägen. Das ist zu begrüßen“, betonte der Vorsitzende der aba Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V., Dr. Georg Thurnes diese Woche auf der Handelsblattkonferenz. „Von den Staatsfondsideen halte ich aber gar nichts. Besser wäre es, das Potential der betrieblichen Altersversorgung zu nutzen. Denn alles was man sich von einem Staatsfonds erhofft, könnte man durch die reine Beitragszusage besser erreichen. Dazu müssen aber einige Bremsen im Sozialpartnermodell gelöst werden“, erläuterte Thurnes.

Drei Maßnahmen könnten nach Ansicht der aba den notwendigen Schub geben:

  • Der Zugang zur reinen Beitragszusage muss erleichtert werden. Auch jenseits von Tarifverträgen müssen Unternehmen solche Systeme vereinbaren dürfen.
  • Betriebsrentenzusagen müssen auch mit einem Garantieniveau unter 100 Prozent erteilt werden können. Dauerniedrigzins und hohe Garantien schließen einander aus.
  • Bereits erteilte Zusagen müssen zudem für die Zukunft abänderbar sein. Es geht nicht um Betriebsrentenkürzungen, schon erdiente Versorgungsanteile müssen erhalten bleiben. Für zukünftige Arbeitsjahre sollten Betriebsrenten der Mitarbeiter aber mittels reiner Beitragszusagen chancenreicher und generationengerechter gestaltet werden können.

EbAV-Institutionen stehen Gewehr bei Fuß
Als langfristige, auf Nachhaltigkeit angelegte Investoren seien Einrichtungen der betrieblichen Altersversorgung (EbAV) außerdem dazu prädestiniert, das für die anstehenden vielfältigen Transformationsprozesse notwendige Kapital anzusammeln und zu investieren. Gleichzeitig könnten Unternehmen attraktive Versorgungssysteme schaffen um im Wettbewerb um Fachkräfte zu bestehen. Zudem wären längst überfällige Korrekturen der bestehenden bAV, v.a. im Steuer- und Sozialversicherungsrecht, notwendig, insbesondere beim steuerlichen Rechnungszins für Pensionsrückstellungen, erinnert Thurnes.

Insgesamt müsse laut Thurnes nichts neu erfunden werden, bestehende Möglichkeiten müssten nur besser nutzbar gemacht werden.

„Wenn ich feststelle, dass mein Wohnzimmer etwas renovierungsbedürftig ist, dann renoviere ich es und baue nicht einfach ein neues Wohnzimmer ans Haus. Was jedem Eigenheimbesitzer einleuchtet sollte auch den potenziellen Koalitionären einleuchten“, empfahl Thurnes in seinem Vortrag. (aa)

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