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EU-Taxonomie inklusive Atom und Gas: Das sagen Branchenvertreter dazu

Die Entscheidung der EU Kommision, aufgrund des politischen Geschicks einzelner Länder wie insbesondere Frankreich, Kernenergie und Gas in der Taxonomie als "grün" einzustufen, stößt bei nachhaltig ausgerichteten Vermögensverwaltern auf sehr wenig Gegenliebe.

Alix Chosson, Candriam
Alix Chosson, Candriam© Candriam

Die EU-Taxonomie sollte Unternehmen, Investoren und Regierungen eine gemeinsame Definition des Begriffs "Nachhaltigkeit" liefern, angefangen beim Klima, dem wahrscheinlich einfachsten der Nachhaltigkeitsthemen, die die Taxonomie abdecken will. "Leider ist das, was ein wissenschaftlich fundierter Konsens sein sollte, zu einem politischen Kompromiss geworden", kommentiert Alix Chosson, Senior ESG Analyst und Klima- und Umweltspezialistin bei Candriam.

Die Tatsache, dass die Kommission im Widerspruch zur Meinung der Experten der Sustainable Finance Platform gehandelt hat, könnte die Glaubwürdigkeit des Rahmens der Sustainable Taxonomy als Eckpfeiler der EU-Agenda für nachhaltige Finanzen untergraben, befürchtet Chosson.

Unterschiede bei nachhaltiger Regulierung führen zu Nachteilen
Es sei Chosson zufolge nachvollziehbar, dass nationale Siegel ihre Eigenheiten haben können. Aber die Taxonomie sollte eine gemeinsame Basis auf der Grundlage eines wissenschaftlichen Konsens schaffen, um die EU-Agenda für nachhaltige Finanzen zu unterstützen. Zukünftig bestehe die Gefahr, dass man mit vielen verschiedenen Grüntönen konfrontiert wird, was zu Verwirrung bei den Unternehmen und ihren Investoren führen wird.

"Die Einbeziehung von Kernenergie und Gas in die Berichtsanforderungen der Taxonomie wird die ohnehin schon komplexe und mühsame Aufgabe noch weiter verkomplizieren. Es besteht die Gefahr einer mehrstufigen Berichterstattung, die eher zu Verwirrung als zu Einigkeit und Klarheit führt" warnt Chosson.

“Wir werden unsere Kriterien nicht ändern”
Der MainSky Asset Management-Vorstanddsvorsitzende Dr. Eckhard Schulte (Bild links), Fondsmanager des MainSky Active Green Bond Funds, zeigt sich angesichts der Entscheidung der EU-Kommission, Atomkraft und Erdgas als nachhaltig einzustufen, kämpferisch: „Wir werden unseren Kriterienkatalog nicht aufweichen, d.h. wir werden mit unserem Active Green Bond Fund auch weiterhin nicht in Bonds investieren, die Projekte mit Kernenergie oder fossilen Brennstoffen finanzieren."

Schulte zufolge zeigt sich hier einmal mehr das Problem, dass man als Investor bei der reinen Betrachtung von statischen Definitionen auf dem Papier vielleicht ein sehr nachhaltiges Portfolio mit niedrigem Co2-Ausstoß haben kann, tatsächlich aber nicht die Unternehmen finanziell unterstützt, die ihre ESG-Bilanz sinnvoll verbessern.

„Insofern verfolgen wir mit unserem Ansatz eben nicht die Optimierung der ESG-Scores, sondern analysieren vor jedem Investment, ob hinter dem Projekt und dem Emittenten wirklich eine glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategie steckt und dieser mit dem Geld vor allem eine Verbesserung seiner ESG-Bilanz anstrebt. Geht man so vor, kann man durch ein entsprechendes Investment die Finanzierungskosten dieser Unternehmen senken und damit als Investor seinen Beitrag zu einem ökologischen und nachhaltigen Umbau der Wirtschaft leisten", betont Schulte. (aa)

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