Logo von Institutional Money
| Regulierung

Berlin und Rom vereint gegen EU-Pläne für Verbrennerauto-Aus

Italien und Deutschland stellen sich gemeinsam gegen die Pläne Brüssels, Autos mit Verbrennungsmotor schrittweise von den Straßen zu verbannen. Für die Umweltagenda der Europäischen Union ist dieses Vorhaben von zentraler Bedeutung.

Harte Bandagen braucht es, um im Kampf gegen das EU-Parlament das Verbrenner-Aus doch noch aushebeln.
Harte Bandagen braucht es, um im Kampf gegen das EU-Parlament das Verbrenner-Aus doch noch aushebeln.© Coloures-Pic / stock.adobe.com

Die Mitgliedsstaaten hatten sich vergangenes Jahr vorläufig darauf geeinigt, den Automobilherstellern für das Jahr 2035 ein Null-Emissionsziel zu verordnen. Doch allen voran Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) setzt sich nun dafür ein, dass Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren auch nach 2035 noch zugelassen bleiben.

E-Fuels als Gamechanger?
“Die EU-Kommission möchte im Pkw-Bereich am liebsten nur noch batteriebetriebene Fahrzeuge zulassen. Das sehen das wir anders”, erklärte er in einem Video auf dem Ministeriums-Twitter am Dienstagabend, aus dem Bloomberg News zitiert. “Wir wollen technologieoffen bleiben. Wir wollen neben dem batterieelektrischen Antrieb auch die Wasserstoff-Brennstoffzelle und vor allen Dingen E-Fuels zulassen, denn diese können im Verbrennungsmotor klimaneutrale Mobilität sichern.”

Widerstand gegen die EU-Pläne zum Verbrenner-Aus kam auch aus Rom
“Italien teilt zwar die Dekarbonisierungsziele, sie müssen jedoch durch eine wirtschaftlich nachhaltige und sozial gerechte Politik erreicht werden”, hieß es in einer Erklärung des italienischen Umweltministeriums. Auch Polen und Ungarn lehnen den EU-Vorstoß ab. Die Europäische Kommission versucht nun dem Vernehmen eine Blockade des Abkommens abzuwenden.

Gemeinsamer Widerstand
Wie Bloomberg gehört hat, haben Rom und Berlin Gespräche geführt, um ihre Positionen in der Verbrennerfrage zu koordinieren. Ihr gemeinsamer Ansatz spiegele ihre Nähe in Industriefragen wider, hieß es.

Das Europäische Parlament hat in diesem Monat die mit den Mitgliedstaaten erzielte Vereinbarung zum Verbrenner-Aus gebilligt. Sie sieht vor, dass die Mitgliedstaaten ihre CO2-Emissionen in diesem Jahrzehnt um 55 Prozent senken müssen. Dies ist ein entscheidender Faktor zur Erreichung des EU-Gesamtziels, bis 2050 Klimaneutralität herzustellen.

Die Vereinbarung über Autos hat potentiell globale Auswirkungen
Als größte wirtschaftliche Einheit der Welt kann die EU de facto weltweit Standards setzen. Und gerade im Automobilbereich sind einige der größten Hersteller wie Volkswagen, Mercedes oder Renault in der Union beheimatet.

Was sagt die Autoindustrie?
VW wollte sich zu Wissings Widerstand gegen ein Verbrennerverbot nicht direkt äußern. Das EU-Ziel, ab 2035 ohne Verbrennungsmotor auszukommen, sei “ehrgeizig, aber erreichbar”, so ein Sprecher des Wolfsburger Konzerns. “Wir akzeptieren die Entscheidung der EU und sind bereit, sie zu erfüllen.” E-Fuels seien aber weiter von Bedeutung für den Betrieb der Bestandsflotte. Der Bundesverband der deutschen Industrie begrüßte Wissings Vorstoß. Ein Sprecher von Stellantis — dem Hersteller von Fiat, Peugeot, Opel und anderen — lehnte eine Stellungnahme ab. Der Konzernchef Carlos Tavares hat zuletzt vor sozialen Unruhen gewarnt, sollten Elektroautos zu teuer werden.

Der Übergang zu Elektroautos hat in Italien bereits jetzt soziale Folgen
Stellantis gab am Montag den Abbau von 2.000 Arbeitsplätzen in Italien bekannt, etwa 4,3 Prozent der 47.000 Beschäftigten in dem Land, wo Fiat 1899 gegründet wurde. Der US-Hersteller Ford Motor will sogar elf Prozent seiner europäischen Belegschaft kündigen, vor allem in Deutschland und Großbritannien. (kb)

Dieses Seite teilen