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Tradeweb: Die wichtigsten Entwicklungen bei Govies im letzten Monat

Bei Staatsanleihen kam es im Dezember zu fallenden Kursen, da die meisten Zentralbanken weltweit an der Zinsschraube drehten. Eine für viele institutionelle Investoren überraschende Entwicklung gab es im Land der aufgehenden Sonne.

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Als Reaktion auf Notenbankentscheidungen, Spekulationen über die künftige Ausrichtung der Geldpolitik und ein nur verhaltenes Wirtschaftswachstum legten die Renditen globaler Staatsanleihen im Dezember stark zu. Kristalina Georgieva, geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), erklärte, ihre Organisation gehe angesichts der Schwäche der größten Volkswirtschaften davon aus, dass sich 2023 ein Drittel der Welt in einer Rezession befinden werde. Das ist einem Bericht von "Tradeweb" zu entnehmen, der "Institutional Money" exklusiv vorliegt.

EZB dreht an der Zinsschraube, Renditen steigen
Auf ihrer Sitzung im Dezember erhöhte die Europäische Zentralbank (EZB) den Einlagensatz um 50 Basispunkte auf 2,00 Prozent. Mehrere Vertreter der EZB, darunter ihre Präsidentin Christine Lagarde, erklärten, dass die Zentralbank die Zinssätze weiterhin „deutlich“ anheben würde, um den bestehenden Inflationsdruck einzudämmen.

Die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen stiegen in ganz Europa, in Italien sogar um 76 Basispunkte auf 4,64 Prozent. Die kürzlich gewählte italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni äußerte sich besorgt über die anhaltende geldpolitische Straffung durch die EZB und den Druck, der dadurch für die Staatsfinanzen des Landes entstehen könne.

Betrachtet man andere Ländern der Eurozone, so legten die Renditen der zehnjährigen französischen und deutschen Benchmark-Anleihen im Monatsverlauf um 65 bzw. 58 Basispunkte auf 3,06 Prozent bzw. 2,52 Prozent zu.

Laut einem vorläufigen Bericht der französischen Statistikbehörde INSEE sank die jährliche Inflationsrate in Frankreich von 6,2 Prozent im November auf 5,9 Prozent im Dezember. In Deutschland stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex im Dezember auf 88,6 Punkte; im Vormonat hatte er noch (saisonbereinigt) bei 86,4 Punkten gelegen.

Bank of England weiterhin restriktiv
Im Vereinigten Königreich stiegen die Renditen der zehnjährigen Staatsanleihe (Gilt) um fast 50 Basispunkte und lagen Ende Dezember bei 3,66 Prozent. Die Bank of England erhöhte zum neunten Mal in Folge den Leitzins, dieses Mal um 50 Basispunkte auf 3,50 Prozent.

Die weit verbreitete Uneinigkeit über den Umfang der Zinserhöhung und die Richtung der Inflation in Verbindung mit der Ansicht der Notenbank, dass sich das Land bereits in einer Rezession befindet, könnten für 2023 ein langsameres Tempo der Zinserhöhungen erwarten lassen.

Der GfK-Konsumklima-Index stieg im Dezember auf -42; dies bedeutete eine Verbesserung gegenüber -44 im November und -49 im September, dem niedrigsten Stand seit Beginn der Erhebung im Jahr 1974.

Fed falkish
In den USA stieg die Rendite der zehnjährigen US-Treasuries im Monatsverlauf um mehr als 13 Basispunkte und beendete den Monat bei 3,83 Prozent. Ähnlich wie die Notenbanken auf der anderen Seite des Atlantiks hob auch die Fed den Leitzins um 50 Basispunkte auf die neue Spanne von 4,25-4,50 Prozent an.

US-Notenbankpräsident Jerome Powell betonte, der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) „habe noch viel zu tun“, um die Inflation zu senken und erklärte „kontinuierliche Erhöhungen sind angemessen, um einen geldpolitischen Kurs zu erreichen, der ausreichend restriktiv ist, um die Inflation im Laufe der Zeit wieder auf 2 Prozent zu bringen.“

Überraschung im Land der aufgehenden Sonne
Die Bank of Japan (BOJ), die anders als die anderen wichtigen Notenbanken lange an einer relativ akkommodierenden Geldpolitik festgehalten hatte, überraschte die Märkte, indem sie ihre Politik zur Steuerung der Renditekurve änderte und die Spanne für die zehnjährige japanische Benchmark-Anleihe auf 50 Basispunkte zu beiden Seiten von 0 Prozent ausdehnte. Ihr Präsident Haruhiko Kuroda erklärte jedoch, dieser Schritt sei nicht als geldpolitische Straffung zu verstehen und das Renditeziel werde beibehalten. Die BOJ gab darüber hinaus ihre Absicht bekannt, die Ankäufe japanischer Staatsanleihen (JGB) von bisher 7,3 Billionen auf 9 Billionen Yen pro Monat zu erhöhen. Der Tagesgeldsatz blieb unverändert bei -0,1 Prozent. Im Laufe des Monats stieg die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihe um 16,50 Basispunkte auf 0,41 Prozent. (aa)

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