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Savills IM: 2022 ist eine differenzierte Betrachtung notwendig

In welchen Immobiliensegmenten institutionelle Investoren kommendes Jahr interessante Opportunitäten finden, erläutert der Head of Research Europe bei Savills Investment Management, Andreas Trumpp.

Andreas Trumpp, MRICS, Head of Research Europe bei Savills Investment Management.
Andreas Trumpp, MRICS, Head of Research Europe bei Savills Investment Management.© Savills Investment Management

Die Folgen der Pandemie halten weite Teile der Welt in Atem und sind nach wie vor die größte Herausforderung für die Weltwirtschaft und die Immobilienmärkte. Die jüngst entdeckte neue Variante des Virus stellt dies eindrücklich unter Beweis. "Mein Immobilienmarkt-Ausblick 2022 fällt dementsprechend differenziert aus", schreibt Andreas Trumpp, Head of Research Europe bei Savills IM, in seiner "Institutional Money" exklusiv vorliegenden, monatlichen Kolumne.

Konzentration auf Spitzenobjekte
Trotz steigender Impfraten sei in vielen Ländern eine schnelle Rückkehr vieler Arbeitnehmer ins Büro noch nicht in Sicht. Trumpp erwartet eine Polarisierung des Büromarktes mit einer starken Konzentration der Investoren auf Spitzenobjekte.

Logistik und Wohnen bleiben die bevorzugten Sektoren
Angesichts der niedrigen Renditen für Industrie- und Logistikimmobilien müssen Investoren in diesem Bereich über den Tellerrand hinausschauen. Sie sollten vielversprechende Teilsektoren wie urbane und Last-Mile-Logistik, Unternehmensimmobilien (Light Industrial) und Kühllogistik in Betracht ziehen. Hier sind die Aussichten auf ein deutliches Mietpreis- und Bodenwertwachstum am wahrscheinlichsten, da die zunehmende Grundstücksknappheit voll zum Tragen kommt.

Gewohnt wird immer
Im Wohnsektor versprechen Segmente wie Mehrfamilienhäuser, Studentenwohnheime und Gesundheitsimmobilien angemessene risikobereinigte Renditen. An Kaufgelegenheiten mangelt es in keinem der Sektoren, wenngleich die künftigen Renditen niedrig ausfallen dürften, sofern die Investoren nicht bereit sind die Risikokurve nach oben zu verschieben.

Handelsimmobilien bieten Chancen
Der Einzelhandel wird zu Unrecht schlecht geredet und fälschlicherweise als homogene Einheit betrachtet. Dabei übersehen viele Anleger die sich bietenden Chancen im Lebensmitteleinzelhandel, in Fachmarktzentren und bei Outlet Malls oder auch bei der Neupositionierung von Objekten.

Der Lebensmitteleinzelhandel als weitgehend krisenresistentes Einzelhandelssegment eignet sich besonders für sicherheitsorientierte Investoren insbesondere bei einer europaweiten Diversifikation. Chancen ergeben sich hier laut Trumpp auch bei Fachmärkten und Fachmarktzentren aus dem Non-Food-Bereich in Großbritannien.

Obwohl der Onlinehandel günstige Preise, große Auswahl und Schnelligkeit bietet, eignen sich manche Produkte wie Haushaltswaren und Möbel, Bau- und Gartenartikel aber auch Gesundheits- und Drogerieartikel eher für den stationären Einzelhandel. Übertriebene Mietpreis- und Renditekorrekturen als Folge der Coronapandemie signalisieren den Zeitpunkt für einen Markteintritt.

Gutes Chancen-/Risikoprofil bei Real Estate Debt
Darüber hinaus bietet Real Estate Debt weiterhin attraktive risikobereinigte Renditen bei gleichzeitig weitgehender Absicherung gegenüber Verlusten. Das Eigenkapitalpolster des Kreditnehmers bietet eine komfortable Ausgangssituation in einem Marktumfeld, das von hoher Liquidität, globaler Angebotsverknappung, steigender Inflation sowie dem Risiko einer zunehmenden Veralterung von Immobilien aufgrund der neuen ESG-Vorgaben geprägt ist.

ESG gewinnt an Bedeutung
Die Themen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) werden im Jahr 2022 wahrscheinlich eine dominierende Rolle einnehmen. Dies war eines der Ergebnisse einer Umfrage unter 155 global aktiven Investoren, die Savills IM für den hauseigenen Bericht „Real Estate Outlook 2022 – Unlocking value in an evolving landscape“ im September durchgeführt haben.

Vier von fünf der befragten Investoren glauben, dass der Klimawandel einen Einfluss auf ihre Anlagestrategie haben wird. Ebenso viele Investoren erwarten in den kommenden zwölf Monaten eine weiter steigende Nachfrage nach Immobilien mit Nachhaltigkeitszertifizierung. Besonders hervorzuheben ist laut Trumpp in diesem Zusammenhang, dass die befragten Investoren bereit sind, kurzfristig im Schnitt fast 100 Basispunkte an Erträgen zu opfern, um eine langfristige, nachhaltige Stabilität ihrer Investitionen zu gewährleisten.

"Auch wenn 2022 sicher einige Herausforderungen für (Immobilien-)Investoren bereithalten wird, geben fast drei Viertel der befragten Investoren an, Ihre Immobilieninvestments im kommenden Jahr zu erhöhen – ein positives Zeichen und Anlass für Optimismus", erklärt Tumpp abschließend. (aa)

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