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Robert Holzmann: EZB muss im Kampf gegen Inflation "Zähne zeigen"

Der Gouverneur der österreichischen Nationalbank und EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann ist dafür, weiterhin entschlossen gegen die Inflation zu kämpfen, um die Inflationserwartungen der Bürger und Marktteilnehmer niedrig zu halten.

Prof. Robert Holzmann, Oesterreichische Nationalbank und EZB-Rat
Prof. Robert Holzmann, Oesterreichische Nationalbank und EZB-Rat© Menzl / stock.adobe.com

Die Europäische Zentralbank sollte nach Ansicht von Ratsmitglied Robert Holzmann die Inflation so lange aktiv bekämpfen, bis die Menschen eine Bewegung Richtung Preisstabilität in ihrem Alltag spüren, berichtet Bloomberg News.

“Das Risiko, zu viel zu tun, wird von dem Risiko, zu wenig zu tun, in den Schatten gestellt”, sagte Holzmann am Montag auf einer Konferenz in Budapest. “Die Geldpolitik muss weiterhin ihre Zähne zeigen, bis wir eine glaubwürdige Annäherung an unser Inflationsziel sehen.”

Erst letzte Woche hatte die EZB die Zinsen zum zweiten Mal in Folge um einen halben Punkt angehoben und so gut wie angekündigt, diesen Schritt im nächsten Monat zu wiederholen.

Tauben plädieren für Milde
Angesichts des gegen Ende des letzten Jahres fast zum Stillstand gekommenen Wirtschaftswachstums im Euroraum und nachlassender Inflation hatten einige Notenbanker jüngst die Frage aufgeworfen, ob ein langsameres Anhebungstempo nicht angemessener wäre. Die Federal Reserve hob die Zinssätze letzte Woche nur um einen Viertelpunkt an. Gleichwohl erklärte der Vorsitzende Jerome Powell, die Fed werde die Zinsen weiter erhöhen.

Zinshoch im zweiten oder dritten Quartal
Im ORF-Interview hatte Holzmann, einer der Falken im EZB-Rat, zuvor erklärt, dass die Zinssätze Mitte des Jahres oder spätestens im dritten Quartal ihren Höchststand im Zyklus erreichen könnten. In den kommenden Jahren wären dann Zinssenkungen möglich. Es sei schwierig, von einer Verlangsamung der Inflation zu sprechen, solange die Kerninflation nicht zurückgeht.

Die Inflation im Euroraum hat sich aufgrund sinkender Energiepreise stärker als erwartet verlangsamt, der zugrunde liegende Preisdruck ist jedoch nach wie vor vorhanden, wie auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde letzte Woche erklärte.

Inflationserwartungen entscheidend
Die Inflation wird sich laut den jüngsten Prognosen der EZB vom Dezember in diesem Jahr auf 6,3 Prozent verlangsamen und erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 das Ziel der Notenbank erreichen.

Holzmann zufolge haben die rechtzeitigen Maßnahmen der EZB dazu beigetragen, die Inflationserwartungen in der Nähe des Zwei-Prozent-Ziels zu halten, doch die Menschen spürten immer noch die Auswirkungen eines zu hohen Preisanstiegs in ihrem täglichen Leben. Schwache geldpolitische Maßnahmen drohten diese Erwartungen zu entankern und würden spätere Bemühungen um eine Eindämmung der Preise zeitaufwändiger und kostspieliger machen. (aa)

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