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Quant.Capital Management: Exzesse im System sind ein schlechtes Omen

Für die Düsseldorfer Investmentboutique ist die zunehmende Spekulation auf Kredit ein bedenkliches Zeichen, das institutionelle Investoren vorsichtig stimmen lassen sollte.

Ivan Mlinaric, Quant.Capital Management
Ivan Mlinaric, Quant.Capital Management© Quant.Capital Management GmbH

Die Märkte laufen heiß, Kleinanleger peitschen die Kurse nach oben - vielfach mittels Call-Optionsscheinen, im Extremfall finanziert über Kredite. Prominentestes Beispiel dieser Tage ist der Aufstieg und Fall der Zockeraktie Gamestop. Das könne aber nicht als Spielerei abgetan werden. „Hier steht nicht nur, wie gerne beschrieben, David gegen Goliath, hier ringen Riesen miteinander“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management. „Viel schlimmer noch, die Vorgänge sind ein Zeichen extremer Exzesse im US-Aktienmarkt und eine Warnung an Investoren.“

Leerverkäufer werden in die Mangel genommen
Wenn sich ein großer Hedgefonds von ambitionierten Kleinanlegern in die Leerverkaufs-Falle führen lässt, sorgt das für eine gewisse Schadenfreude. So geschehen bei den Vorgängen um den angeschlagenen Computerspiele-Händler Gamestop. Dessen Aktie wurde von Hedgefonds in der Erwartung fallender Kurse leer verkauft – und dann von Kleinanlegern nach oben getrieben, was zu großen Verlusten bei den Leerverkäufern führte. „Das ließe sich noch als normale Marktbereinigung sehen, schließlich sind solche Spekulationen auch für die Großen mit Risiken verbunden“, sagt Mlinaric.

Zahlen hinter der vordergründigen Geschichte zeigen allerdings ein etwas anderes Bild: So wurden zum einen mehr Gamestop-Aktien leer verkauft, als überhaupt am Markt zur Verfügung standen.

Spekulation auf Kredit
Zum anderen handelten sowohl kleine wie große Anleger offenbar stark auf Pump. Dafür sprechen insbesondere die Vorgänge beim Onlinebroker Robinhood am 28. Januar 2021, der nach starken Kursverlusten der Aktie am Morgen in großem Umfang Positionen der eigenen Kunden zwangsverkaufte. Anscheinend hatten viele Kleinanleger die Positionen zuvor auf Marge erworben, konnten sich die Position eventuell aber gar nicht leisten. „Das ist ein Anzeichen für massiven Exzess an den Börsen“, so Mlinaric.

Im Laufe der vergangenen Wochen wurden in den USA laut Daten der US-amerikanischen Genehmigungsbehörde Financial Industry Regulatory Authority, kurz Finra, so viele Geschäfte auf Pump abgeschlossen, wie noch nie zuvor. „Die Summe der kreditfinanzierten Handelstätigkeiten in den USA ist seit Beginn der Coronakrise im März 2020 geradezu explodiert“, sagt Mlinaric. „Mit anderen Worten: Es wird am Markt gehebelt, was das Zeug hält.“

Aktienkäufe auf Kredit in absoluten Zahlen in den USA auf Rekordhoch

Wie gewonnen, so zerronnen...
Die extremen Kursbewegungen der vergangenen Tage bei Gamestop zeigen Mlinaric zufolge beispielhaft, wie schnell sich in Zeiten margengetriebener Exzesse extreme Verwerfungen an den Märkten aufbauen können – und wie schnell und spontan diese auch wieder zurückgehen können.

„Die extreme Ausweitung der Margenschulden in den USA ist daher ein klarer Faktor für die Fragilität des Systems“, sagt Mlinaric. „Die vorhandenen Daten sind eine klare Warnung, dass die Aktienmärkte derzeit auf einer Rasierklinge reiten.“ Ähnliche Anstiege der Margenschulden waren in der Vergangenheit im März 2000, im Juni 2007 und im Zeitraum bis September 2018 zu sehen. Mlinaric: „Investoren sollten ihre Aktienportfolien entsprechend sturmfest machen.“ (aa)

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