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Diskussionen um Börsenschließungen befeuern Panik

Immer mehr Investoren befürchten, dass die Märkte geschlossen werden, um weitere Verluste zu vermeiden. Das löste einen zu Wochenbeginn einen Teufelskreis aus. Die Philippinen haben jedenfalls bereits ihre Börse geschlossen.

© Friedberg / stock.adobe.com

Unter den vielen „historischen“ Tagen der vergangenen drei Wochen ragt Montag, der 16. März 2020 besonders heraus, meint Ivan Mlinaric, Geschäftsführer von Quant.Capital Management: Es wurde liquidiert, was liquidiert werden konnte – Panik übernahm das Ruder. „Ein solch massiver und gleichzeitiger Rückgang deutet darauf hin, dass für viele Marktteilnehmer die Flucht in sichere Häfen als typische Reaktion in einer Krise nicht mehr ausreicht.“ Stattdessen sah man eine „Flucht in Cash“.

Weiß die Fed mehr?
Am Sonntag, 15. März 2020, hatte die Fed in einer überraschenden Aktion den Leitzins um einen vollen Prozentpunkt gesenkt und weitere geldpolitische Maßnahmen angekündigt. Dazu gehört unter anderem der Aufkauf von Staatsanleihen für weitere 500 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig bestätigte die Fed, dass die Probleme am US-Repo-Markt eine stärkere Unterstützung durch die Notenbank erforderten.

Müssen die Börsen geschlossen werden?
Diese Entscheidungen waren laut Mlinaric so weitreichend, dass mehrere Marktkommentatoren zu einem Schluss kamen: Würden diese Maßnahmen nicht ausreichen, die Verluste an den Aktienmärkten umgehend zu stoppen, bliebe als Ultima Ratio nur noch eine vollständige Schließung der Börsen. Zumindest solange, bis sich die Situation wieder beruhige. Kurz nach Veröffentlichung der Verlautbarung öffnete der Handel für den S&P 500-Future. Dieser sackte umgehend deutlich ab, sodass der Handel ausgesetzt wurde.

Sicher ist, dass die Volkswirtschaften im aktuellen Umfeld Probleme haben. Die meisten Investoren dürften ihre Bewertungsmodelle bereits entsprechend anpassen. „Am Montag aber schien es so, als würden fundamentale Überlegungen keine Rolle mehr spielen“, sagt Mlinaric. Vielmehr schien sich eine systemische Unsicherheit breit zu machen. „Bleiben die Gesetzmäßigkeiten des Marktes erhalten oder droht uns ein in Panik geborenes System zentraler Marktsteuerung? Werden Anleger auch weiterhin frei im Markt über ihr Eigentum verfügen können?“, fragt Mlinaric.

Wenn Dementi für noch mehr Unsicherheit sorgen
Ob Aussagen wie die von Finanzminister Steven Mnuchin, man werde alles dafür tun, um die Märkte offen zu halten, oder die von Stacey Cunningham, President der NYSE, sie glaube nicht, dass Marktschließungen ein gutes Mittel seien, zu einer nachhaltigen Beruhigung der Debatte beitragen können, wird sich noch zeigen. „Die am Sonntag in den Fokus gerückte Systemdebatte stellt einen neuen Risikofaktor für die Märkte dar“, so Mlinaric. Die ausgelöste Erschütterung könnte nachhallen. „Jede Fortführung der Debatte kann Liquiditätsängste bei Investoren schüren und massive Auswirkungen auf die Märkte mit sich bringen“, warnt Mlinaric. (aa)

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