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Oddo BHF: Evergrande - stehen wir vor einem neuen "Lehman-Schock"?

Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer von Odoo BHF befasst sich mit der Bilanz- und Liquiditätskrise des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande, den Handlungsoptionen und den möglichen Auswirkungen auf die Kapitalmärkte.

Jan Viebig, Oddo BHF
Jan Viebig, Oddo BHF© Oddo BHF

Die bisherigen Folgen der Immobilienkrise sind, dass die Risikoprämien von Hochzinsanleihen von Immobilienunternehmen steigen. Der Aktienkurs von Banken mit hohem Evergrande-Exposure, wie der Minsheng Bank, sind seit Jahresbeginn stark gefallen. Die Bautätigkeit geht zurück, was sich auf zahlreiche Rohstoffpreise wie den Eisenerzpreis auswirkt, rekapituliert Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer von Odoo BHF, in einem aktuellen Marktkommentar.

Hoher Immobilienquote könnte Achillesferse werden
In China ist ein hoher Anteil des Sparvolumens angesichts des seit vielen Jahren anhaltenden Immobilienbooms und eines Mangels an anderen attraktiven Anlagemöglichkeiten in Immobilien geflossen. Zulieferer und private Konsumenten, die Häuser vorfinanziert oder in Immobilien und Vermögensprodukte von Immobilienentwicklern investiert haben, stehen vor Verlusten, wenn die Regierung nicht eingreift.

Der Grund für die starke Marktreaktion am Montag liegt nicht nur an der Höhe der Verschuldung des Unternehmens von rund 300 Milliarden US-Dollar sondern vor allem an der hohen Bedeutung des Immobiliensektors für die chinesische Volkswirtschaft.

"Rogoff/Yang (2020,2021) weisen daraufhin, dass der Immobiliensektor nach ihren Berechnungen 29 Prozent der chinesischen Volkswirtschaft aus macht. Mit einer deutlichen Abkühlung der chinesischen Wirtschaft, die bereits unter einer strikteren Regulierung insbesondere von Technologieunternehmen wie Alibaba, Tencent, Didi und Bildungsunternehmen wie New Oriental Education leidet, ist zu rechnen. China steht heute für rund 17 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts. Ein Rückgang des Wachstums in China wird auch die Weltwirtschaft nicht unberührt lassen", merkt Viebig abschließend an. (aa)

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