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Matthews Asia: Lösen Evergrandes Schwierigkeiten eine Krise aus?

Die Misere des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande, der offensichtlich Schwierigkeiten bei der Bedienung von Zinszahlungen an zwei Gläubigerbanken hat, hat nicht nur zu Turbulenzen an den Anleihemärkten geführt, berichtet Matthews Asia.

Teresa Kong
Teresa Kong© Matthews Asia

„Die Notlage von Evergrande wirft kritische Fragen zu Investitionen in allen Schwellenländern auf, nicht nur in China“, sagt Teresa Kong, verantwortlich für alle festverzinslichen Strategien beim Asien-Spezialisten Matthews Asia. Der Fall Evergrande unterstreiche daher, wie wichtig es sei, bei Anleiheinvestitionen eine gründliche Due-Diligence in Bezug auf drei Aspekte guter Unternehmensführung durchzuführen, nämlich die Rechnungslegung, die rechtlichen und die regulatorischen Vorschriften, erklärt die Expertin in ihrem jüngsten Kommentar.

Kardinalsünden
„Evergrande verkörpert die Kardinalsünden bei Schuldeninvestitionen – schlechte Finanzverwaltung und schlechte Unternehmensführung“, sagt Kong. Die Geschichte des Immobilienkonzerns widerlege die Einstellung, dass ein Unternehmen – trotz angeblicher Schulden von über 300 Milliarden US-Dollar – zur Kategorie „too big to fail" gehöre. „Größe spielt zwar eine Rolle“, so die Matthews-Asia-Expertin, „aber sie ist weniger wichtig, wenn sie nicht mit strategischer Bedeutung und dem Liquiditätssystem eines Landes gekoppelt ist.“

Markt hat sich wieder beruhigt
Investoren hätten erkannt, dass Evergrande ein spezifisches und kein systemisches Risiko darstelle: „Während Evergrandes Probleme im Juli eine gewisse Ansteckung verursachten, haben sich chinesische Immobilienanleihen stabilisiert und im August weitgehend von Evergrande abgekoppelt.“

Wandelanleihen interessant
Vor dem Hintergrund der fortgesetzten Regulierung des chinesischen Kapitalmarktes sieht Kong bei festverzinslichen Anlagen vor allem Chancen bei Wandelanleihen in Branchen, die durch diese Regulierung besonders hart getroffen seien: „Während Aktien und Wandelanleihen solcher Unternehmen unter Druck geraten sind, ist ihre Kreditgeschichte intakt.“ Einige der Wandelanleihen wiesen sogar eine Rendite auf, die höher sei als die einer einfachen Anleihe ähnlicher Bonität plus der Aufwärtsoption der zugrundeliegenden Aktie. (aa)

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