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Neue Inflationszahlen: Drei bekannte Experten ordnen ein

In Deutschland steigen die Preise weniger stark als ein Jahr zuvor. Die Inflationsrate liegt derzeit unter drei Prozent und damit noch immer unter dem Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank. Nun wird es spannend, ob und wie sich das auf die Geldpolitik auswirken könnte.

Die Inflation knabbert weiterhin unerwünscht hoch an der Kaufkraft der deutschen Bürger.
Die Inflation knabbert weiterhin unerwünscht hoch an der Kaufkraft der deutschen Bürger.© SERSOLL / stock.adobe.com

Die Inflation in Deutschland ist im Januar 20242 deutlich von 3,7 Prozent auf 2,9 Prozent gesunken. Zu Jahresbeginn haben eine Vielzahl von Sonderfaktoren einen kräftigeren Rückgang der Inflation verhindert. Beispiele hierfür sind laut Michael Herzum, Leiter Economics und Macro Strategy bei Union Investment, das Ende der Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie, die Erhöhung der CO2-Steuer auf Benzin und Heizöl oder höhere Nutzungsentgelte für Stromnetze. In Summe wirken diese Sonderfaktoren preistreibend. Somit ist die Inflation ohne diese Faktoren stärker gesunken, als es der Wert von 2,9 Prozent auf den ersten Blick suggeriert, hält Herzum fest.

Die Chancen für eine geringere Teuerung bleiben dem Union Investment-Mann intakt. Angebot und Nachfrage seien bei Gütern und Dienstleistungen weitgehend ins Gleichgewicht gekommen, womit der Preisdruck nachlässt. Daran ändert auch die Beeinträchtigung der Container-Schifffahrt im Roten Meer wenig.

Zwar würde eine dauerhafte Störung die Lieferkosten nachhaltig erhöhen und somit auch die Güterpreise etwas anheben. Anders als während der Corona Pandemie dürfte dies aber nur einen geringen Einfluss auf die Preise haben.

"Wir erwarten im Jahresverlauf einen Rückgang der Kerninflation auf 2,5 Prozent. Die Europäische Zentralbank kann damit im Juni mit Zinssenkungen beginnen", prognostiziert Herzum.

Gefahr noch nicht gebannt
Prof. Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ am ZEW Mannheim und Professor an der Universität Heidelberg, erklärt dazu: „Dass die Inflation zum Jahresanfang deutlich zurückgegangen ist, ist ein guter Start ins Jahr 2024 für mehr Preisstabilität. Denn immerhin gab es mit dem Ende der reduzierten Mehrwertsteuer in der Gastronomie und routinemäßigen Preisanpassungen zum Jahresbeginn Belastungsfaktoren. Da ist der Rückgang von Dezember auf Januar nicht selbstverständlich. Dennoch ist die Gefahr für einen Rückschlag bei der Inflation noch nicht gebannt. Darauf weisen die aggressiven Tarifauseinandersetzungen hin.“

Noch keine Rückkehr zur Preisstabilität
Nach Ansicht von Dr. Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, ist der Rückgang der Jahresteuerung zwar erfreulich, er signalisiert aber noch keine Rückkehr zur Preisstabilität. So sind die Preise gegenüber Dezember 2023 weiter gestiegen. Der durchschnittliche Warenkorb hat sich in einem Monat um 0,2 Prozent verteuert.

Dieser Preisanstieg kommt auch für Heise nicht unerwartet, denn er spiegelt zahlreiche regulatorische und steuerliche Neuerungen zu Jahresbeginn wider. Heise warnt: „Diese Änderungen haben nur einen Einmaleffekt auf das Preisniveau, der binnen Jahresfrist aus der Statistik herausfallen wird.“

Aber auch andere Dienstleistungen und Waren haben sich laut Heise im Vergleich zum Vormonat weiter verteuert, was einen stärkeren Rückgang der Inflation in den kommenden Monaten nicht sehr wahrscheinlich macht. „Für die EZB ist die Preisentwicklung in der größten Volkswirtschaft der Währungsunion noch kein Grund der Lockerung der Geldpolitik", erklärt Heise. (aa)

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