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Christine Lagarde und Joachim Nagel wollen mehr Daten abwarten

Sowohl die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, als auch Bundesbankpräsident und EZB-Rat Joachim Nagel betonen unisono die Bedeutung der in den kommenden Monaten veröffentlichten Makro-Daten für die weitere Geldpolitik.

Christine Lagarde, EZB
Christine Lagarde, EZB© Chris Ratcliffe / Bloomberg

Institutionelle Investoren werden sich betreffend möglicher, zukünftiger Zinssenkungen im Euroraum wohl noch etwas gedulden müssen, der März-Termin wird es höchstwahrscheinlich nicht.

Präsidentin Christine Lagarde wollte für die erste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank weiterhin keinen Zeitpunkt nennen, betonte aber, dass die Lohndaten für den Startschuss von entscheidender Bedeutung sein werden, berichtet Bloomberg News.

Hinweis auf Mitte 2024
Diese Bindung an die Daten zur Lohnentwicklung deutet laut Bloomberg darauf hin, dass ein erster Schritt erst gegen Mitte 2024 möglich wäre. Die Märkte preisen hingegen unverdrossen die Erwartung ein, dass es bereits im April losgeht.

“Bei der Inflation sind wir noch nicht so weit”, sagte Lagarde in einem am Dienstag ausgestrahlten CNN-Interview. “Wir brauchen alle möglichen Daten, aber von entscheidender Bedeutung dabei sind die Daten zu den Löhnen.”

Diese Daten liegen aber laut Bloomberg bei der EZB-Sitzung am 10. und 11. April 2024 noch nicht vor. Da im Mai keine geldpolitische Sitzung stattfindet, käme für die erste Zinssenkung damit erst der Juni in Frage. Auch EZB-Chefvolkswirt Philip Lane hat die Bedeutung der Lohnentwicklung für das Vorgehen der Währungshüter betont.

Der Gouverneur der französischen Zentralbank, Francois Villeroy de Galhau, hatte am Wochenende jedoch erklärt, dass “bezüglich des genauen Datums nichts ausgeschlossen ist und dass bei unseren nächsten Sitzungen alles offen sein wird.”

Die am Donnerstag anstehenden Verbraucherpreisdaten für den Euroraum werden zeigen, ob die Inflation im Januar weiter abgenommen hat. Analysten erwarten eine Verlangsamung auf 2,7 Prozent, nachdem die Teuerung im Dezember auf 2,9 Prozent angezogen hatte.

Aus Spanien war am Dienstag eine überraschende Beschleunigung der Inflations auf 3,5 Prozent gemeldet. Diese Wochen sind die Daten für Deutschland und Frankreich fällig.

“Wir befinden uns in einem disinflationären Trend, keine Frage”, sagte Lagarde. “Aber wir müssen in diesem Prozess noch weiter vorankommen.”

Sie bekräftigte, dass die nächste Zinsveränderung eine Senkung sein wird. Diesbezüglich seien sich im EZB-Rat “alle einig”, unabhängig davon, wer im Falken- oder im Taubenlager verortet sei.

Bundesbankchef Nagel will mehr Daten für EZB-Zinssenkung
Die Inflation im Euroraum ist auf dem besten Weg, das Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank zu erreichen, aber es werden mehr Informationen benötigt, um zu entscheiden, wann der Zeitpunkt für Zinssenkungen gekommen ist, erklärt seinerseits Bundesbankpräsident Joachim Nagel.

Dem EZB-Rat fehle es an Klarheit über das künftige Lohnwachstum bei weiterhin hohem Preisdruck, sagte Nagel am Dienstag auf einer Veranstaltung in Berlin. Deshalb werde die EZB weiterhin von Sitzung zu Sitzung über ihren künftigen geldpolitischen Kurs entscheiden, wie Bloomberg des Weiteren berichtet.

Die Inflation “bewegt sich absolut in die richtige Richtung”, sagte Nagel. “Wir werden uns auf die Daten konzentrieren, die demnächst eintreffen werden. Wir haben es mit einer immer noch hohen Kerninflation zu tun, einer hohen Volatilität bei den Energiepreisen, und wir haben noch keine Gewissheit darüber, wie sich die Löhne entwickeln werden.”

In der vergangenen Woche beließ die EZB die Zinsen zum dritten Mal in Folge unverändert. Dass Präsidentin Christine Lagarde die Möglichkeit von Zinssenkungen ab ungefähr Mitte 2024 eher verhalten vorbrachte, interpretierten die Märkte als Zeichen dafür, dass frühere Schritte durchaus im Raum stehen.

Seit der Ratssitzung wurden in öffentlichen Äußerungen Differenzen deutlich. Einige Falken mahnten zu Geduld auf und deuteten an, dass sie den Juni bevorzugen, während Tauben wie Mario Centeno die Zinsen eher früher als später senken würden.

“Ich unterstütze die Mitteilung nach der letzten Sitzung voll und ganz - dass wir von Sitzung zu Sitzung vorgehen, die Situation analysieren und dann entscheiden werden”, sagte Nagel. Er sehe die Geldpolitik derzeit nicht als besonders restriktiv an. “Die Geldpolitik ist im Moment genau richtig”, sagte er. (aa)

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