Logo von Institutional Money
| Märkte

Merck Finck über die Aussichten von Aktien und Anleihen von Banken

Nach Ansicht von Marc Decker, Head of Asset Management bei Merck Finck Privatbankiers sollten Investoren bei europäischen Großbanken derzeit lieber auf der Fremd-, statt auf der Eigenkapitalseite stehen.

Marc Decker, Merck Finck Privatbankiers
Marc Decker, Merck Finck Privatbankiers© Merck Finck Privatbankiers

"Die Ertragsschwäche ist die Achillesferse vieler Großbanken in Europa", erklärt Marc Decker, Head of Asset Management bei Merck Finck Privatbankiers in einer aktuellen Brancheneinschätzung.

Die extrem niedrigen Zinsen, der regulatorisch auferlegte Kapitalaufbau und hausgemachte Probleme haben die Profitabilität arg belastet. Inzwischen erwirtschaftet mehr als die Hälfte aller Banken in Europa nur noch eine Eigenkapitalrendite (RoE) von weniger als sechs Prozent. Noch vor drei Monaten hatte lediglich ein Drittel von ihnen solch schlechte Rentabilitätszahlen, wie die europäische Bankenaufsicht (EBA) in ihrem aktuellen Risk Dashboard feststellt. Viele Institute können damit nur noch schwer ihre Kapitalkosten erwirtschaften.

"Mit dieser schwachen Profitabilität sind Aktien der meisten europäischen Großbanken derzeit ein unattraktives Investment. Die Bewertungen sind zwar niedrig, aber nicht günstig" erklärt Decker.

Bonds vorteilhafter
Anders sieht es laut Deckter für Anleihegläubiger der europäischen Banken aus. Der jahrelange Aufbau von Kapital und Liquidität hat die Banken für Stürme gut gewappnet – vielleicht so gut wie niemals zuvor. Ihre Gläubiger können demnach heute ruhiger schlafen. Das reflektieren auch die Risikoaufschläge für Bankanleihen, die zum Jahreswechsel auf sehr niedrigen Niveaus notierten.

In der Corona-Krise haben sich die Renditen von in Euro denominierten Finanzanleihen in der Spitze im März verdreifacht, sowohl vorrangige als auch nachrangige Titel. Doch eine faktische Ausfallgefährdung sei laut Decker derzeit nicht zu erkennen, selbst wenn die Risikovorsorge in Folge der Krise deutlich anschwellen dürfte und die Ratings tendenziell schlechter werden sollten. Immerhin unterstützen die Krisenmaßnahmen der EZB.

Hinzu kommt, dass der Kursverfall ihrer Anleihen den Banken erlaubt, ihr Fremdkapital effizienter zu managen und damit ihre Bilanz zu verbessern: Viele Banken kaufen zu den niedrigen Kursen ausstehende eigene Anleihen zurück und erzielen auf diese Weise nennenswerte Kapitalgewinne. Zudem werden durch die Rückkäufe die Renditeaufschläge von ausstehenden Anleihen verringert.

Das wiederum macht es für die Institute auch günstiger, neue Anleihen zu begeben. Häuser wie beispielsweise die Crédit Agricole und die Lloyds Banking Group nutzten dieses Umfeld und haben im April Tender für alte Anleihen abgeschlossen. "Wir rechnen damit, dass die Banken in Europa diesen Kurs weiter verfolgen dürften. Dafür kommen aktuell ausstehende Anleihen in einem Gesamtvolumen von rund 31 Milliarden Euro infrage", erklärt Decker, um abschließend zu erklären: "Am Anleihenmarkt werden die Stabilität und Kapitalstärke vieler Großbanken derzeit nicht ausreichend gewürdigt. Für Investoren sind Bankanleihen jedenfalls deutlich interessanter als Bankaktien." (aa)

Dieses Seite teilen