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Mark Dowding über einen "blinden Fleck" des Rentenmarkts

In der vergangenen Woche kam erneut Bewegung in den US-Wahlkampf. Mark Dowding von RBC BlueBay Asset Management, ordnet die aktuelle Situation in den USA und deren Bedeutung für die Kapitalmärkte ein. Dazu teilt er seine Einschätzung zur nächsten US-Zinsentscheidung.

Mark Dowding, RBC Bluebay Asset Management
Mark Dowding, RBC Bluebay Asset Management© RBC Bluebay Asset Management

Vergangene Woche sind die Anleiherenditen erneut gesunken. Dafür sorgten unter anderem Spekulationen darüber, dass die Federal Reserve Bank (Fed) ihren Leitzins im September um 50 Basispunkte senken könnte. Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management und sein Team glauben jedoch, dass die US-Notenbank nur einen Zinsschritt von 25 Basispunkten verkünden wird, gefolgt von ähnlichen Schritten im Dezember und im ersten Quartal des Jahres 2025. Das ist einem Marktkommentar von RBC BlueBay Asset Management zu entnehmen.

"Sahm-Regel" sorgt für Unruhe
Einige Marktteilnehmer äußern indes eine erhöhte Rezessionsgefahr für die Vereinigten Staaten. In dem Zusammenhang konnte man zuletzt häufiger von der "Sahm-Regel" lesen. Die Regel besagt, dass auf einen Anstieg der Arbeitslosenquote um 0,5 Prozent über den Zwölf-Monats-Durchschnitt eine Rezession folgt. Der jüngste US-Arbeitsmarktbericht brachte eben jene Entwicklung nun zum Vorschein. Allerdings deuten die Daten darauf hin, dass ein Teil der Abschwächung übertrieben dargestellt wurde – aufgrund des Einflusses von Hurrikans.

Außerdem deuten laut Dowding die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe immer noch auf einen relativ gesunden Arbeitsmarkt hin. Zudem scheinen die finanziellen Bedingungen derzeit auf dem lockersten Niveau des gesamten vergangenen Jahres zu notieren. "Aufgrund der genannten Faktoren sehen wir keinen Grund zur Panik bezüglich der US-Zinsentwicklung", betont Dowding.

Knappes Kopf-an-Kopf-Rennen
Auf einem Parteitag der US-Demokraten in Chicago zeigte sich die US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris in ausgelassener Stimmung. Zu Beginn dieser Woche führte sie in den Umfragen leicht vor dem republikanischen Kandidaten Donald Trump, auch wenn der Vorsprung bis zum Ende der Woche schwand. Der Aufstieg von Harris kam, gemessen an den vorherigen Erwartungen, überraschend. Doch es bleibt abzuwarten, ob dies nur ein vorübergehendes Phänomen ist oder ob sich ihre Gewinnchancen verfestigen. Noch sind es 73 Tage bis zum Wahltag in den Vereinigten Staaten.

US-Regierung türmt Schuldenberg immer höher auf - Markt scheint dies zu ignorieren
Ein klarer Sieg Trumps könnte im Falle sinkender Steuern starke fiskalische Impulse nach sich ziehen. Als dieses Szenario vor einem Monat noch realistischer erschien, ließ sich ein Anstieg der US-Zinskurve beobachten. Doch mit dem Aufstieg von Harris flachte die Zinskurve wieder etwas ab.

Dowding und sei Team denken jedoch, dass Harris eine ähnliche Fiskalpolitik wie ihr Vorgänger, der aktuelle US-Präsident Joe Biden, verfolgen würde. Eine Politik, bei der das US-Haushaltsdefizit sieben Prozent der Wirtschaftsleistung ausmacht, während die Wirtschaft robust ist und unter Vollbeschäftigung läuft.

Vom Desinteresse Washingtons am Haushaltsdefizit ist BlueBay AM weiterhin beeindruckt und auch der Anleihemarkt scheint wenig Widerstand gegen die Pläne einer expansiven Fiskalpolitik zu leisten. Zum Beispiel bleiben die Renditen von Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 30 Jahren weit unter dem Zinsniveau am kurzen Laufzeitende, was als grünes Licht für diejenigen gelten dürfte, die weiter Geld ausgeben und Steuern senken wollen. "Unabhängig vom Wahlergebnis halten wir es daher für angemessen, auf einen Anstieg der Zinskurve zu achten", empfiehlt Dowding.

Diverse aktuelle und potenzielle Krisenherde
Geopolitische Risiken in Nahost und der Ukraine bleiben bestehen. Der jüngste Vorstoß in die Region Kursk in Russland durch ukrainische Truppen kam überraschend. Mit westlichen Waffen, die für die Operation auf russischem Boden eingesetzt werden, wächst das Risiko für eine weitere Eskalation.

In Frankreich ist es in diesem Sommer ruhig geblieben. Dowding und sein Team erwarten jedoch, dass die politische Situation im Herbst wieder in den Fokus rücken wird. Linke Parteien, die Macron unterstützen, werden Zugeständnisse beim Haushaltsplan für das kommende Jahr fordern. Das könnte zu erhöhten Staatsausgaben führen, die das Haushaltsdefizit vergrößern und Frankreich auf einen Kollisionskurs mit Brüssel bringen. "Unserer Ansicht nach könnte dies zu einer erneuten Underperformance französischer Anleihen führen."

"Fast zwei Drittel des Jahres 2024 liegen nun schon hinter uns. Doch es scheint, als lägen die entscheidenden Ereignisse dieses Jahres noch vor uns. In unserem Portfolio sind wir für den Moment zufrieden mit unseren Short-Positionen in Japan und den US-Zinsen, neben Long-Positionen im Kreditbereich. Dies spiegelt unsere Einschätzung wider, dass das Risiko einer kurzfristigen Rezession gering ist und die Wirtschaft eher auf eine sanfte als auf eine harte Landung zusteuert", erklärt Dowding abschließend. (aa)

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