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Mark Dowding: Marktteilnehmer könnten dieses Mal falsch liegen

Infolge der jüngsten Marktturbulenzen prognostizieren Investoren starke Zinssenkungen. Damit übertreiben sie mal wieder, findet Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay AM. Auch der neue Pessimismus hinsichtlich der US-Wirtschaft schießt aus seiner Sicht übers Ziel hinaus.

Mark Dowding, RBC Bluebay Asset Management
Mark Dowding, RBC Bluebay Asset Management© Tom Birtchnell / Institutional Money

Die Befürchtungen, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleitet sind nach Ansicht von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management, unbegründet. Insgesamt deuten die Daten auf eine sanfte Landung hin. Es gäbe kaum Anhaltspunkte für einen Abschwung, wie einem aktuellen Kommentar von RBC BlueBay Asset Management zu entnehmen ist.

Einmaliger Effekt?
Eine Reihe von Statistiken über den US-Arbeitsmarkt zeichnen weiterhin ein gesundes Bild:

Die Arbeitslosenquote ist im vergangenen Monat gestiegen. Allerdings gab es Verzerrungen aufgrund des Hurrikans. Die Daten zu den offenen Stellen, den Anträgen auf Arbeitslosenunterstützung und dem Nettozuwachs an Arbeitsplätzen sind allesamt weiterhin positiv – auch wenn die Dynamik unbestreitbar geringer ist als zu Beginn des Jahres.

Unterdessen liegt die Nowcast-Wachstumsprognose der Atlanta Fed für das laufende Quartal bei 2,9 Prozent. Es gibt wenig Grund für den Offenmarktausschuss der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), seine Einschätzung der Wirtschaftslage zu ändern – es sei denn, ein weiterer erheblicher Rückgang der Aktienkurse würde zu einer spürbaren Verschärfung der finanziellen Bedingungen führen.

"Wir gehen weiterhin davon aus, dass die Fed die Zinsen auf ihrer September-Sitzung wahrscheinlich um 25 Basispunkte herabsetzen wird. Senkungen in ähnlicher Größenordnung sind im Dezember und im ersten Quartal des kommenden Jahres möglich, solange die Inflationsdaten günstig sind", prognostiziert Dowding.

Diese Einschätzung steht in krassem Gegensatz zu den Erwartungen der Marktteilnehmer, die Anfang dieser Woche eine Lockerung um bis zu 140 Basispunkte in den kommenden sechs Monaten prognostizierten. "Das geht weit über das hinaus, was wir – und die Währungshüter selbst – erwarten", merkt Dowding an.

Kurskorrektur eröffnet Einstiegschance
Dowding ist der Meinung, dass die Preisbildung derzeit von technischen Faktoren bestimmt wird und sich von den fundamentalen Bewertungen gelöst hat. Solche Zeiten der Volatilität und überschießender Märkte bieten aus seiner Sicht Chancen für aktive Anleger.

In einer Welt, in der viele Gelder passiv verwaltet werden, wird ein Großteil des Kapitals auf den Märkten von Maschinen gesteuert. Deren Modelle neigen dazu, den Faktor Momentum zu bevorzugen. Dies kann zu periodischen Schwankungen und Flash-Crashs führen. Solche aber bedeuten einen attraktiven Einstiegspunkt für diejenigen, die bereit sind, einen konträren Standpunkt einzunehmen.

"Der Grund, warum die Zinserwartungen der Marktteilnehmer höchstwahrscheinlich falsch sind, liegt letztlich darin, dass sich die geldpolitischen Entscheidungsträger auf die Realwirtschaft konzentrieren werden. Und da gibt es wenig Neuigkeiten. Die Zentralbanken werden sich zwar immer Gedanken über die Märkte machen. Letzten Endes werden sie sich bei der Erfüllung ihres geldpolitischen Mandats aber auf die Wirtschaftsdaten konzentrieren. Es geht schließlich um die Wirtschaft!“, erklärt Dowding abschließend. (aa)

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