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LBBW Research zeigt sich im Kapitalmarktausblick für 2021 optimistisch

Das Research der LBBW geht für Deutschland für 2021 von einem BIP-Wachstum von plus vier Prozent aus. In Folge sollten die Kurse von Aktien, aber auch Rohstoffen steigen. Der Euro sollte gegenüber dem US-Dollar auf 1,23 steigen.

Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW
Uwe Burkert, Chefvolkswirt der LBBW© LBBW

Wenn das LBBW Research Recht bekommt, sollte 2021 besser als das heurige Jahr laufen. „Die Konjunktur ist manchmal wie ein Gummiball: Je tiefer er fällt, umso stärker geht es für ihn auch wieder nach oben. Auch für das kommende Jahr erwarten wir einen kräftigen Rebound. Denn die Menschheit hat inzwischen gelernt, mit der Corona-Pandemie umzugehen. Zudem ist die Entwicklung von Corona-Impfstoffen weit gediehen“, urteilt LBBW Chefvolkswirt Uwe Burkert.

In den Vereinigten Staaten fiel der Einbruch 2020 unter dem Strich moderater als in anderen Industrienationen aus. Deshalb dürfte hier auch die Erholung im kommenden Jahr mit 3,6 Prozent ebenfalls verhaltener verlaufen, erwarten die Analysten der LBBW. Unter Joe Biden wird das Thema Nachhaltigkeit an Fahrt aufnehmen. Der neue Präsident steht für den Green New Deal und dürfte dafür sorgen, dass Kapitalströme in großem Stil in Nachhaltigkeitsthemen gelenkt werden. Obwohl aufflackernde Infektionsherde in China mit großflächigen Lockdowns und strengen Schutzmaßnahmen bekämpft werden, werde dessen Aufschwung mit 7,5 Prozent überdurchschnittlich sein, erwarten die Analysten. Die Regierung versuche, mit einer hohen, staatlich generierten Investitionsnachfrage soziale Unruhen zu vermeiden.

Die EU-Länder kämpfen derweil unterschiedlich erfolgreich mit der zweiten Infektionswelle. Die Eurozone sollte sich insgesamt um 4,5 Prozent von ihrem aktuellen Einbruch erholen und dabei gleichermaßen von der Wirtschaftserholung und den nationalen und EU-weiten Förderprogrammen profitieren. Rechnerisch wird der Statistik 2021 auch der sogenannte Basiseffekt nützen, da das aktuelle Schlussquartal besonders schwach ausfallen sollte.

2021 werde erstmals wieder über die Inflation gesprochen, auch wenn der Preisanstieg nach Ansicht der Ökonomen mit 0,9 Prozent zu gering ausfallen sollte, um von einem echten Comeback zu reden. EZB-Chefin Christine Lagarde wird im Rahmen ihrer geldpolitischen Strategie 2021 eine Neudefinition dieser vielbeachteten Kennziffer vorlegen, die große Auswirkungen auf die zukünftige EZB-Politik haben wird.

Äußerst expansive Geldpolitik
Die Folgen der Corona-Pandemie, unter anderem für die Arbeitsmärkte, werden den Analysten zufolge alle großen Notenbanken für lange Zeit zu einer extrem expansiven Geldpolitik zwingen. Selbst eine sehr gute Konjunkturerholung werde daran nichts ändern. Die neue geldpolitische Strategie, die die Europäische Zentralbank (EZB) vorstellen will, wird sogar die Hürden für eine Abkehr von der Negativzinspolitik zusätzlich erschweren. Zwar erwarten die Ökonomen auch keine weiteren Leitzinssenkungen von der EZB: „Es ist aber zu erwarten, dass die Euro-Währungshüter ihr milliardenschweres Anleihekaufprogramm nochmals aufstocken und bis mindestens Ende 2021 verlängern.“

Aktien profitieren von der Politik des billigen Geldes
An den Aktienbörsen dürften auch 2021 die Pluszeichen die Kurszettel dominieren. Die aktuellen Kurse mögen laut der LBBW auf den ersten Blick hoch erscheinen und Corona die Unternehmensgewinne geschmälert haben. Dennoch werde derzeit, sowohl in Europa wie auch an den US-Börsen, das höhere Risiko einer Aktie gegenüber einer Anleihe weit überdurchschnittlich entlohnt, beobachten die Analysten.

Bis Ende 2021 sehen sie den DAX auf 14.500 Punkte steigen, den Dow-Jones-Index erwarten sie bei 32.500 Punkten und den EuroStoxx 50 bei 3.650 Zählern. Als Investmentziel dürfte Nachhaltigkeit weiter Fahrt aufnehmen. Zukünftig werden Unternehmen, die in ihr Nachhaltigkeitsmanagement investieren, vom Kapitalmarkt bevorzugt.

Die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen erwarten die Analysten bei minus 0,3 Prozent. Zugleich sollte der Euro seine 2020 begonnene Erholung auf 1,23 US-Dollar je Euro fortsetzen.

An den Rohstoffmärkten wird die erwartete Konjunkturerholung für ein Anziehen der meisten Rohstoffpreise sorgen. Bis Ende 2021 dürfte sich der Preis der Nordseesorte Brent wieder auf 50 US-Dollar je Fass verdreifachen, nachdem er wegen der Pandemie zeitweise bis auf 16 US-Dollar je Fass zusammengebrochen war und Käufer der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kurzzeitig sogar Geld mitbekamen.

Der Gold-Hausse sollte demgegenüber langsam die Puste ausgehen. Die extrem hohen Käufe sogenannter „Exchange Traded Commodities“ (ETC), die den Kurs zeitweise bis auf 2.075 US-Dollar trieben, werden 2021 nicht unbegrenzt fortgesetzt werden können.

Für steigende Rohstoffnotierungen sorgt auf mittlere Sicht ein Trend, der bereits vor mehr als einem Jahr eingesetzt hat: Das anhaltende Negativzinsumfeld zwingt die Anleger auf der Suche nach Rendite verstärkt, zu realen Assets zu greifen, also zu Aktien, Immobilien und eben Rohstoffen. Diese Alternativlosigkeit der Anleger hat inzwischen sogar einen eigenen Begriff bekommen: TINA (There is no Alternative). (aa)

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