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LBBW analysiert die Fed-Entscheidung

Die US-Notenbank veränderte dieses Mal den Tagesgeldzinssatz zwar noch nicht, kündigte aber zukünftige mehrere Erhöhungen sowie ein Auslaufen der Anleihekäufe an, die perspektivisch in Wertpapierverkäufe münden sollten.

© Bits and Splits / stock.adobe.com

Die mit Spannung erwartete Sitzung des Offenmarktausschusses der Federal Reserve (Fed) von 25. bis 26. Januar hat das von Marktteilnehmern befürchtete Ergebnis gebracht und eine Kehrtwende bei der Geldpolitik eingeläutet. Wie die LBBW in einer Analyse berichtet, wird zwar das Zielband für den Tagesgeldsatz bei 0,00 bis 0,25 Prozent belassen und auch der Einlagesatz für Überschussreserven bleibt mit 0,15 Prozent gleichfalls unangetastet. Die Fed stellte indes fest, dass eine Leitzinsanhebung angesichts einer Teuerung weit oberhalb des Zwei-Prozent-Ziels sowie eines starken Arbeitsmarkts bald angemessen sein dürfte.

Kehrtwende bei den Offenmarktgeschäften
Die Währungshüter beschlossen überdies, das Tempo ihrer Netto-Anleihekäufe weiter zu drosseln, und zwar auf insgesamt 30 Milliarden US-Dollar im Februar, nach 60 Milliarden US-Dollar im Januar. Anfang März sollen die Netto-Anleihekäufe komplett eingestellt werden.

Auf die Leitzinswende dürfte zudem der Einstieg in einen Abbau der Bilanz folgen, und zwar über eine Verringerung der Wiederanlage fälliger Anleihen. Dieser Prozess werde vorhersagbar ablaufen, so die Fed. Mittelfristig strebe man an, vorwiegend US-Staatstitel zu halten, schreibt die LBBW.

Lagebeurteilung
An ihrer volkswirtschaftlichen Lagebeurteilung nahm die Fed nur geringfügige Anpassungen vor. Die wirtschaftliche Lage habe sich weiter verbessert, ebenso die Lage am Arbeitsmarkt. Die Erholung besonders von der Pandemie betroffener Sektoren sei durch den jüngsten starken Anstieg der Corona-Neuinfektionen beeinträchtigt worden.

Die erhöhte Teuerungsrate sieht die Fed weiterhin durch die Wiedereröffnung der Wirtschaft nach der Pandemie und durch Angebots-/Nachfrage-Ungleichgewichte getrieben. Die Notenbank werde bezüglich der Aufwärtsrisiken für den Inflationsausblick, welche vom Lohnwachstum ausgehen, aufmerksam sein, so Fed-Chef Powell.

Griff in den Fed-Werkzeugkasten
Der oberste US-Währungshüter bekräftigte, die Fed werde ihre Werkzeuge einsetzen, um
das Preisstabilitätsziel zu erreichen und schloss in diesem Zusammenhang explizit nicht aus, dass die Fed auf jeder Sitzung (Anmerkung: es gibt bis Jahresende noch sieben...) eine Leitzinsanhebung beschließen könnte.

Die Finanzmärkte reagierten spürbar auf die starken Hinweise bezüglich einer baldigen Leitzinswende sowie auf die Offenheit der Fed für eine deutlich zügigere geldpolitische Straffung als in der vergangenen Zinserhöhungsphase. Sowohl Rentenkurse als Aktienkurse gaben nach. Die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen legte um 7 Basispunkte auf ein
Wochenhoch von 1,85 Prozent zu. Der Kurs des Euro rutschte auf 1,125 US-Dollar
ab. Das US-Aktienbarometer Dow Jones gab seine im frühen Handel erzielten Gewinne ab.

Tempo der Straffung dürfte Märkte weiter bewegen
Die Anzeichen werden laut LBBW zunehmend deutlicher, dass die Nullzinspolitik in den USA bald ein Ende hat. Der weiter angestiegene Preisaufwärtsdruck in der US-Wirtschaft und der zunehmend angespannte Arbeitsmarkt erlauben es der Fed nicht, zwischen dem Abschluss des Taperings und dem Einleiten einer Leitzinswende noch weitere Zeit verstreichen zu lassen.

Daher dürfte nach Einschätzung der LBBW die erste Zinsanhebung seit Ausbruch der Coronakrise nun auf der nächsten Sitzung Mitte März auf der Agenda stehen.

Die LBBW rechnet mit einem Aufschlag von 25 Basispunkten, wobei bis Jahresende drei weitere Schritte im Quartalsrhythmus folgen sollten. Ein Risiko, dass es sogar noch schneller nach oben geht, ist nicht von der Hand zu weisen, falls die Bedrohlichkeit der Inflationsaussichten weiter zunehmen sollte.

Die Fed dürfte jedoch weiterhin bemüht sein, eine überstürzte Straffung der Geldpolitik und den hiermit verbundenen Anschein von Panik zu vermeiden, da sie einen durch scharfe Finanzmarktkorrekturen ausgelösten Konjunkturrückschlag fürchtet.

Gegen ein noch hastigeres Hochschrauben der Leitzinsen spricht derzeit zudem die Tatsache, dass die langfristigen Inflationserwartungen von Finanzmarktakteuren und Verbrauchern in den USA noch recht solide verankert scheinen.

Weitere Einblicke in die Abwägungen der Fed hinsichtlich des Tempos der geldpolitischen Straffung könnte Notenbankchef Powell Ende Februar im Rahmen seines turnusmäßig anstehenden halbjährlichen Rechenschaftsberichts geben. (aa)

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