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Joachim Nagel hat eine gute, aber auch eine schlecht Nachricht

Der Präsident der Bundesbank hat sich jüngst gleich mehrfach geäußert. Marktteilnehmer können daraus positive, aber auch negative Informationen herauslesen.

Joachim Nagel, Bundesbank
Joachim Nagel, Bundesbank© Gaby Gerster / Deutsche Bundesbank

Bundesbankpräsident Joachim Nagel hielte es für verfrüht, wenn die Europäische Zentralbank ihre Zinsanhebungen jetzt schon stoppen würde. “Wir haben uns nicht auf zukünftige Zinserhöhungen festgelegt, aber wir sind verpflichtet, Preisstabilität zu gewährleisten”, sagte Nagel am Freitag in einer Rede in Washington. “Daher ist es sicherlich viel zu früh, um die Zinsen nicht weiter anzuheben oder gar an eine Senkung zu denken.” Das berichtet Bloomberg News.

Die Äußerungen des deutschen Vertreters im EZB-Rat decken sich mit denen vieler seiner Kollegen, die am Rande der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds mehr oder weniger unisono erklärt hatten, dass die jüngsten Turbulenzen im Bankensektor keine größeren negativen Auswirkungen auf den Euroraum haben sollten und deshalb weiteren geldpolitischen Schritten nicht entgegenstünden.

Da die Inflation - insbesondere die Kerninflation - nach wie vor hoch ist, ventilieren einige der eher falkenhaften Währungshüter bereits eine vierte Zinserhöhung in Folge um einen halben Punkt, wenn die EZB am 4. Mai das nächste Mal über die Zinssätze entscheidet.

Nagel zufolge hat die bisherige Straffung - 350 Basispunkte seit letztem Sommer - noch nicht vollständig auf die Gesamtwirtschaft durchgeschlagen. Der größte Teil der Auswirkungen auf die Inflation sei “noch in der Pipeline”:

  • Die Weitergabe an die Kreditzinsen beträgt etwa 80 Prozent
  • Bei den Kreditvolumina sind es etwa 40 Prozent
  • Beim BIP sind es rund 30 Prozent
  • Bezogen auf die Inflation sind es ungefähr 20 Prozent

“Die Risiken für die Preisstabilität sind derzeit eher nach oben gerichtet”, so Nagel. “In diesem Sinne ist es keine Selbstverständlichkeit, dass wir mittelfristig zur Preisstabilität zurückkehren werden.”

Positive Einschätzung betreffend die Kerninflation im Pioneer Briefing Podcast
Die zugrunde liegende Inflation, bereinigt um volatile Posten wie Lebensmittel und Energie, wird sich nach Ansicht von Nagel voraussichtlich noch vor den Sommerferien abschwächen. “Die Kerninflation hat sich in den letzten Monaten leider beschleunigt”, sagte Nagel in einer am Montag ausgestrahlten Folge des Pioneer Briefing Podcasts. “Aber ich rechne auch mit einem Rückgang vor der Sommerpause”, sagte er. “Dennoch ist die Inflation zu hoch und wir müssen mehr bei den Zinsen tun.”

“Die Aufgabe ist noch nicht erledigt, wir haben noch einen Weg vor uns, wir haben das Inflations-Ungeheuer noch nicht erlegt”, sagte er. “Meine Kollegen im EZB-Rat und ich werden weiter daran arbeiten.”

Nagel sagte des Weiteren in diesem Podcast, dass er sich vorstellen könne, das Tempo der quantitativen Straffung zu beschleunigen. Darüber hinaus macht er sich keine allzu großen Sorgen um europäische Banken. (aa)

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