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IWF mit schwächster Mittelfrist-Wachstumsprognose seit 1990

Der Internationale Währungsfonds hat warnend darauf hingewiesen, dass sein Ausblick für das Weltwirtschaftswachstum in den nächsten fünf Jahren der schwächste seit mehr als drei Jahrzehnten ist.

Kristalina Georgiewa, Managing Director des International Monetary Fund (IMF)
Kristalina Georgiewa, Managing Director des International Monetary Fund (IMF)© Jason Alden / Bloomberg

Vor diesem Hintergrund forderte der Internationale Währungsfonds (IWF) die Staaten auf, eine durch geopolitische Spannungen verursachte wirtschaftliche Fragmentierung zu vermeiden und Maßnahmen zur Steigerung der Produktivität zu ergreifen.

Dreiprozentiges Wachstum
Der Washingtoner Krisen-Kreditgeber geht davon aus, dass die Weltwirtschaft in den nächsten fünf Jahren aufgrund gestiegener Zinsen um etwa drei Prozent jährlich wachsen wird, sagte die geschäftsführende Direktorin Kristalina Georgiewa laut Redetext, aus dem Bloomberg News zitiert. Das ist die niedrigste mittelfristige Wachstumsprognose seit 1990 und weniger als der Fünfjahresdurchschnitt von 3,8 Prozent in den vergangenen zwei Jahrzehnten.

Mageres Wachstum für 2023 erwartet
Im Jahr 2023 werde das globale Bruttoinlandsprodukt wahrscheinlich um weniger als drei Prozent wachsen, erklärte sie. Das entspricht der Prognose des Fonds vom Januar von 2,9 Prozent. In etwa 90 Prozent der fortgeschrittenen Volkswirtschaften werde sich das Wachstum in diesem Jahr verlangsamen, da die straffere Geldpolitik die Nachfrage dämpfe und die Wirtschaftstätigkeit in den USA und der Eurozone verlangsame, so der IWF. Der Fonds plant, am 11. April im Rahmen seiner gemeinsam mit der Weltbank abgehaltenen Frühjahrstagung einen detaillierteren Bericht über den Weltwirtschaftsausblick zu veröffentlichen.

Vielfältige Gründe
Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die bereits angespannten Beziehungen zwischen den USA und China verschlechtert, die globale Inflationskrise verschärft und den Hunger in der Welt angeheizt. “Angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen und der nach wie vor hohen Inflation ist ein robuster Aufschwung nach wie vor schwer zu erreichen”, so Georgiewa in ihrer vorbereiteten Rede. “Dies beeinträchtigt die Aussichten aller, insbesondere der schwächsten Menschen und Länder.”

Einige Schwellenländer zeigen Stärke
Vor allem in Asien, wo Indien und China für die Hälfte des weltweiten Wachstums verantwortlich sein dürften, gibt es höhere Wachstumserwartungen. Länder mit niedrigem Einkommen werden jedoch durch die nachlassende Nachfrage nach ihren Exporten beeinträchtigt, und das Wachstum ihres Pro-Kopf-Einkommens wird unter dem der Schwellenländer liegen. Armut und Hunger, die während der Coronavirus-Pandemie zugenommen haben, könnten weiter wachsen.

Wachsam und agile Notenbanken
Trotz der düsteren Wachstumsaussichten müssten die Zentralbanken aufgrund der hohen Inflation die Zinssätze weiter anheben, solange sich der Druck auf die Finanzstabilität nach den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor in den USA und der Schweiz in Grenzen halte, so Georgiewa. Sollte das Bankensystem instabil werden, müssten die Geldpolitiker kompliziertere Abwägungen zwischen Inflation und dem Schutz des Finanzsystems treffen, ergänzte sie. “Sie müssen wachsamer und agiler sein denn je.”

Geopolitische Fragmentierung als Wachstumsbremse
Jüngst hatte der IWF erst davor gewarnt, dass die geopolitische Fragmentierung, die durch die Spannungen zwischen den USA und China vorangetrieben wird, die Weltwirtschaft zu schädigen droht, da ausländische Direktinvestitionen und anderes Kapital zunehmend in verbündete Länderblöcke gelenkt werden. (kb)

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