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Höhere Preise? Für Kunden OK, für Unternehmensgewinne auch

Einige Unternehmen haben Investoren und Analysten mit unerwartet guten Zahlen überrascht. Denn steigende Produktionskosten werden einfach an die Konsumenten weiterverrechnet, die oftmals bereit sind, mehr Geld für begehrte Produkte zu bezahlen. Das ist eine gute Nachricht für die Aktienmärkte.

Wenn die Einkäufe immer mehr Geld kosten ist das oftmals ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen höhere Produktionskosten einfach auf die Konsumenten abwälzen und ihre Gewinnmargen behaupten können.
 
Wenn die Einkäufe immer mehr Geld kosten ist das oftmals ein Zeichen dafür, dass die Unternehmen höhere Produktionskosten einfach auf die Konsumenten abwälzen und ihre Gewinnmargen behaupten können.
 © Andrey Popov / stock.adobe.com

Verbraucher scheinen von höheren Preisen für alle möglichen Produkte - von Luxusautos bis Bier - bislang unbeeindruckt zu sein. Unternehmen wie Anheuser-Busch InBev und BMW sind trotz der konjunkturellen Risiken, die von steigender Inflation, Ukraine-Krieg und Pandemie ausgehen, in der Lage, ihre Gewinne zu steigern. Über diese Entwicklung berichtet Bloomberg.

Bier und BMWs dürfen auch mehr kosten
AB InBev, die größte Brauerei der Welt, meldete am Donnerstag einen Gewinnzuwachs, der fast doppelt so hoch war wie von Analysten erwartet. Bei BMW stieg der Gewinn im ersten Quartal aufgrund der starken Nachfrage nach Luxusautos um zwölf Prozent. Der Umsatz von Stellantis, die aus der Fusion von Fiat Chrysler und Peugeot hervorgegangen ist, stieg aufgrund der starken Nachfrage nach neuen High-End-Modellen wie dem Jeep Grand Cherokee.

Die Kosten für viele Rohstoffe schnellen aufgrund von Engpässen in die Höhe. Unternehmen testen nun die Preiselastizität der Nachfrage - wie weit sie die Verbraucher nach Jahren verhaltener Inflation zur Kasse bitten können. Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat die Knappheit verschärft und erschwert die Versorgung mit Dingen wie Autoteilen und Speiseölen. Chinas anhaltende Null-Covid-Politik dämpft ebenfalls die Nachfrage dort und verschärft die Probleme in den Versorgungsketten.

Konzerne mit Preissetzungsmacht
Nestle erhöhte im ersten Quartal die Preise so stark wie seit über zehn Jahren nicht, um den Effekt der ansteigenden Rohstoffpreise auf seine Profitabilität abzumildern. Betroffen sind Nespresso-Kapseln genauso wie Purina-Hundefutter. Procter & Gamble Co. und Danone starteten ebenfalls mit Preiserhöhungen von etwa fünf Prozent in das Jahr.

Wie AB InBev haben auch Heineken und Carlsberg mit ihren Bieren mehr Umsatz gemacht, als die Analysten vorhergesehen hatten. Das lag weitgehend an Preiserhöhungen. Bislang haben sich die Biertrinker, die nach den Lockdowns nun wieder in den Kneipen sitzen dürfen, jedoch nicht davon abschrecken lassen, dass sie für ihre Getränke mehr bezahlen müssen, um die steigenden Kosten bei den Brauereien für alles von Aluminium bis Gerste zu decken.

Auch der britische Bauträger Barratt Developments erklärte am Donnerstag, dass er die Preise so stark anheben konnte, dass die höheren Materialkosten ausgeglichen wurden.

Licht und Schatten in der Automobilindustrie
Die Automobilhersteller haben die Preise nach einer starken Nachfragebelebung deutlich erhöht, während gleichzeitig die Fahrzeugproduktion durch eine Halbleiterknappheit gedrosselt wurde. Auch bei Gebrauchtwagen schlägt sich die Knappheit in stark gestiegenen Preisen nieder.

Hersteller wie Volkswagen, BMW und Stellantis fokussieren sich auf margenstarke Modelle und profitable Marken wie Porsche und Audi. VW sprach davon, bei Elektroautos für dieses Jahr bereits ausverkauft zu sein.

Gleichzeitig sehen sich die Autohersteller mit Preissteigerungen in allen Bereichen konfrontiert, von Transportkosten bis zu Basisrohstoffen. Diese Situation könnte anhalten, solange der Krieg in der Ukraine die Logistik und die Komponentenproduktion beeinträchtigt und Chinas Bemühungen zur Eindämmung der Pandemie ganze Werke stilllegt. Solche Preiserhöhungen weiterzugeben, während sich die Inflation in den Taschen der Verbraucher auch anderswo bemerkbar macht, könnte irgendwann ein zäher Kampf werden.

“Die Autopreise müssen noch um fünf bis zehn Prozent und die Preise für Elektroautos um mehr als zehn Prozent steigen, um die derzeitige Kosteninflation auszugleichen”, schrieben Analysten der Bank of America um Horst Schneider in einem Bericht. “Angesichts des zunehmenden Drucks, dem die Verbraucher ausgesetzt sind, könnte sich dies als schwierig erweisen”.

Nicht alle Unternehmen können die Preise wie gewünscht erhöhen
Einige Unternehmen warnen bereits vor Problemen. Letzte Woche prognostizierte Unilever für das Gesamtjahr zwar ein Umsatzwachstum am oberen Rand seiner Prognose, doch die Rentabilität könnte leiden, wenn die Verbraucher beginnen, weniger einzukaufen. Der Seifenhersteller Dove konnte etwa zwei Drittel der Kostensteigerungen, denen das Unternehmen ausgesetzt war, durch Preiserhöhungen weitergeben, sagte Finanzvorstand Graeme Pitkethly.

In einigen Bereichen der Wirtschaft behelfen sich die Verbraucher mit Schnäppchenjagd. Zalando, der größten Online-Modehändler der Region, berichtete heute davon, dass Kunden vermehrt zu billigerer Kleidung greifen angesichts des Drucks auf den Geldbeutel. (aa)

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